Autos, Hitze, Stau, Wien
An den heißen Sommertagen ist vergleichsweise mehr auf den Straßen los, es kommt auch zu deutlich mehr Unfällen. Bei Hitze spielt aber auch der Stresslevel mit.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Die Sommertage und Hitzewellen haben auch in Österreich in den vergangenen Jahren im Schnitt deutlich zugenommen. Prognosen der Geosphere Austria (vormals ZAMG) gehen von einem weiteren Anstieg aus – der ohne Klimaschutzmaßnahmen noch dramatischer werden könnte. Schon jetzt haben die hohen Temperaturen Auswirkungen auf den gewohnten Alltag. "Hitzewellen verändern unsere Lebensumstände und unsere Gewohnheiten und stellen vieles auf den Kopf", sagt Armin Kaltenegger, Leiter des Fachbereichs Eigentumsschutz im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Die Entwicklung der Hitzetage in Österreichs Städten – mit einer Prognose bis zum Jahr 2100.
Hitzetage, Österreich

Kaltenegger präsentierte am Mittwoch gemeinsam mit dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter eine aktuelle Studie des KFV. Demnach hat ein Drittel der österreichweit mehr als 1.200 Befragten angegeben, bei Hitzewellen schon einmal Atembeschwerden bekommen zu haben. Vor allem Frauen sowie insgesamt jüngere Personen waren davon betroffen. 35 Prozent der Befragten nahmen war, dass die Hitze bei ihnen auch zu erhöhter Aggression oder Gereiztheit geführt hat. 42 Prozent gaben an, dass sie in Hitzewellen weder bei sich noch bei anderen einen Anstieg des Stresslevels bemerkten.

In Zeiten von Hitzewellen – also mindestens drei Tage en suite mit mehr als 30 Grad Celsius – kommt es laut KFV auch zu mehr Unfällen. Kaltenegger führte aus, dass zuletzt in den Jahren 2020 bis 2022 im Schnitt 14 Prozent aller Verkehrsunfälle in Österreich in eine Phase einer Hitzewelle fielen. Gleichzeitig machten die Hitzewellen-Tage insgesamt 8,6 Prozent aller Tage aus.

Natürlich sei in den Sommermonaten – also in jene Periode, in die Hitzewellen fallen – auch deutlich mehr auf den Straßen los, räumte Kaltenegger ein. Auffällig sei vor allem die Zunahme bei Fahrrad- und Moped- oder Motorradunfällen. Zu den höheren Unfallzahlen trage neben dem höheren Verkehrsaufkommen aber auch mehr Unkonzentriertheit oder Aggression bei, die eben durch die Hitze gefördert werde.

58 Prozent überlegen, an Hitzetagen aufs Auto zu verzichten

Im Rahmen der aktuellen Studie, die von 28. März bis 5. Mai 2023 durchgeführt wurde, ist auch die Bereitschaft abgefragt worden, ob man an Tagen über 30 Grad freiwillig auf das Auto verzichten will. 58 Prozent können sich das vorstellen, sagte Kaltenegger. 29 Prozent waren dagegen, der Rest der Befragten besaß kein Auto. Im ländlichen Gebiet war der Anteil jener, die nicht auf das Auto verzichten wollen oder können, deutlich höher als in der Stadt.

"Das KFV empfiehlt, an Hitzetagen Fahrten mit dem Auto zu unterlassen", sagte Kaltenegger. Wenn dies nicht möglich sei, sollten mehr Pausen eingelegt und größere Abstände eingehalten werden. Klimaanlagen in Fahrzeugen sollten, sofern natürlich vorhanden, auf fünf bis sechs Grad unter der Außentemperatur eingestellt werden. Das gelte auch für Klimaanlagen in Häusern oder Wohnungen.

"Es ist nach wie vor unterschätzt, was Hitze mit einem machen kann", sagte Umweltmediziner Hutter. Neben der Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit spiele auch mentaler und psychischer Stress eine Rolle. Hutter erwähnte auch eine erhöhte Gewaltbereitschaft. "Da geht es auch um häusliche Gewalt." Selbst bei Temperaturen bis 30 Grad könne es schon zu Leistungseinbrüchen kommen.

Kostenlose Öffis bei Hitze als Vorschlag

Nur mit einer Anpassung an die Hitze sei es nicht getan, sagte Hutter. Bei Klimaschutzmaßnahmen sei ein Turbo nötig. Es brauche eine deutliche Entsiegelung von Flächen, eine Verkehrsberuhigung vor allem im hitzegeplagten urbanen Raum und mehr Begrünung. Für Hitzeperioden könne auch darüber nachgedacht werden, Öffis kostenfrei anzubieten, um einen Umstieg vom Auto zu attraktivieren. Laut KFV sei auch das Thema Geschwindigkeitsbegrenzung eine Überlegung – oder ein Fahrverbot an besonders heißen Tagen, wenn der Umstieg auf freiwilliger Basis nicht passiert, wie es Kaltenegger formulierte. (David Krutzler, 26.7.2023)