In dieser Zeit des Jahres häufen sich die Nachrichten über Haie. Erst vor wenigen Tagen sorgte eine Hai-Sichtung vor dem Strand von Le Barcarès in Südfrankreich für Schlagzeilen: Bei dem rund zwei Meter langen Tier, das sich laut der Regionalzeitung "Sud Ouest" ruhig und nicht aggressiv verhielt, handelte es sich wohl um einen Blauhai. Auf der anderen Seite des Atlantiks ist in diesem Zusammenhang mehr Action. So wird in New York verstärkt nach Haien Ausschau gehalten, nach fünf Bissattacken in fünf Tagen. Vor Long Island wurde eine Gruppe von mindestens 50 Haien gesichtet, und Strandbesucher in Florida entdeckten ein Exemplar in der Nähe eines gut besuchten Strandes.

Faszinierend und furchteinflößend: Hai-Sichtungen scheinen sich weltweit zu mehren. Die Gefahr, gebissen zu werden, ist allerdings gering.
Faszinierend und furchteinflößend: Hai-Sichtungen scheinen sich weltweit zu mehren. Die Gefahr, gebissen zu werden, ist allerdings gering.
AP/Discovery, Inc.

Trotzdem besteht kein Grund zur Panik, denn die Wahrscheinlichkeit, von einem Hai gebissen zu werden, sei verschwindend gering, berichtet CNN: mehr als eins zu vier Millionen. Und beruft sich dabei auf Zahlen der International Shark Attack File (Isaf), einer Datenbank, in der alle weltweiten Hai-Attacken gesammelt werden. Bei einer Weltbevölkerung von acht Milliarden Menschen gab es im vergangenen Jahr nur 57 bestätigte "unprovozierte Haiangriffe", von denen fünf tödlich verliefen.

An einigen Orten der Welt ist die Zahl der Hai-Angriffe jedoch wesentlich höher als an anderen. Das sind die Hotspots mit den weltweit höchsten Raten an Hai-Angriffen zwischen 2012 und 2021 laut Isaf:

Florida, USA (259 Bisse)

Volusia, die Heimat des weltberühmten Daytona Beach, hat die zweifelhafte Ehre, als "Haifischbiss-Hauptstadt der Welt" bekannt zu sein. Die beste Zeit, der beste Ort und die beste Aktivität für einen Haibiss ist laut Isaf-Statistiken das Surfen im Volusia County in Florida an einem Septembernachmittag zwischen 14 und 15 Uhr.

Australien (143 Bisse)

Im Jahr 2022 gab es neun unprovozierte Vorfälle in Australien: vier in New South Wales, vier in Westaustralien und einen einzigen Vorfall in Victoria. Weltweit befinden sich die Opfer von Bisswunden zum Zeitpunkt des Angriffs am häufigsten auf einem Surfbrett, auf Wasserskiern oder einem anderen Schwimmgerät im Wasser. "Vermeiden Sie es, an der Oberfläche zu planschen, denn dabei entstehen Geräusche, die an zappelnde Fische erinnern", rät Gavin Naylor, Direktor des Florida Program for Shark Research.

Hawaii, USA (76 Bisse)

Huge tiger shark bites fisherman’s kayak off coast of Hawaii in wild video | New York Post
New York Post

In den Gewässern von Maui, der zweitgrößten Insel Hawaiis, stehen die Chancen, einem Hai zu begegnen, gut. Ein wichtiger Faktor dabei ist die einzigartige Unterwasserlandschaft: Die sanft abfallenden Schelfgebiete von Maui sind für Tigerhaie besonders verlockend. Es überrascht nicht, dass auch das Fischen in Gewässern, in denen sich Haie aufhalten, riskant ist. Im Mai 2023 angelte ein Kajakfahrer in flachen Gewässern vor der Küste von Windward Oahu, Hawaii, als ein Tigerhai in sein Boot krachte (siehe Video).

Südafrika (29 Bisse)

In Südafrika gab es zwischen 2012 und 2021 29 unprovozierte Hai-Bisse, von denen sechs tödlich waren. In der Region Western Cape, zu der auch die Küste von Gansbaai gehört, wurden in jüngster Zeit die meisten Angriffe verzeichnet. Gansbaai ist traditionell ein Ort, an dem Weiße Haie gesichtet werden, aber in den letzten Jahren wurden sie von Orcas vertrieben, wie kürzlich von CNN berichtet wurde. Isaf weist darauf hin, dass es sehr schwierig ist, die in Angriffe verwickelten Arten eindeutig zu identifizieren, da die Opfer in der Hitze des Gefechts verständlicherweise abgelenkt sind, aber Weiße Haie dürften für einen Großteil der Attacken verantwortlich sein.

South Carolina, USA (45 Bisse)

Keiner der 45 Angriffe in South Carolina im Zeitraum zwischen 2012 und 2021 war tödlich. Die meisten Vorfälle ereigneten sich in Charleston, Horry und Beaufort. "Wenn man sich ins Meer begibt, muss man davon ausgehen, dass man einem Hai begegnen könnte, unabhängig davon, wann oder wo das ist", sagt Neil Hammerschlag, Direktor des Shark Research and Conservation Program an der University of Miami Rosenstiel School, gegenüber CNN. "Glücklicherweise stehen Menschen nicht auf der Speisekarte, und glücklicherweise meiden Haie Menschen."

Kalifornien, USA (29 Bisse)

San Diego ist mit 20 bestätigten Hai-Angriffen seit 1926 der Hotspot für Hai-Bisse in Kalifornien. Auch wenn die Statistik zeigt, dass die Angriffe aufgrund der vielen Menschen, die sich im Wasser tummeln, an Sommernachmittagen ihren Höhepunkt erreichen, sollte man die Morgen- und Abenddämmerung meiden. "Bei vielen Haiangriffen handelt es sich um Verwechslungen, weil die Sicht und die Identifizierungsmöglichkeiten des Hais eingeschränkt sind", sagte Richard Peirce, Autor, Haiexperte und ehemaliger Vorsitzender der britischen Shark Trust and Shark Conservation Society.

North Carolina, USA (31 Bisse)

Brunswick County an der südöstlichen Ecke North Carolinas ist voller Strände und daher wenig überraschend die Region mit der höchsten Zahl an registrierten Angriffen in dem US-Bundesstaat: 17 Angriffe wurden dort seit 1935 gezählt. Der Grund: Die Küstengewässer North Carolinas liegen auf einer Migrationsroute für Meerestiere, schreibt Chuck Bangley in "Coastwatch", was bedeutet, dass die meisten Hai-Arten, die an der Ostküste der USA leben, hier irgendwann im Jahr vorbeikommen.

Insel La Réunion, Frankreich (19 Bisse)

Die im Indischen Ozean zwischen Madagaskar und Mauritius gelegene Insel La Réunion ist eine Vulkaninsel mit Regenwald, auf der es vor Wildtieren nur so wimmelt. Auch jede Menge Haie tummeln sich in den Gewässern vor der Insel. Zwischen 2012 und 2021 gab es hier acht tödliche Angriffe, was bedeutet, dass diese Insel in Bezug auf Haibegegnungen einer der tödlichsten Orte der Welt ist. Die Geografie spielt hier eine Rolle: La Réunion liegt auf der sogenannten Hai-Autobahn zwischen den haireichen Gewässern Australiens und Südafrikas.

Brasilien (zehn Bisse)

Im Bundesstaat Pernambuco im Nordosten Brasiliens befinden sich der lebhafte Strand Boa Viagem und das Fernando-de-Noronha-Archipel mit 21 Inseln und Inselchen. Hier gibt es fast sechsmal so viele Haibegegnungen wie in anderen Teilen des Landes. In einer Studie des "International Journal of Oceanography and Aquaculture" vom April 2023 wird berichtet, dass die örtliche Regierung wissenschaftliche Untersuchungen finanzieren will, um die "große Zahl unprovozierter Haiangriffe, die seit den 1990er-Jahren in den Küstengewässern von Pernambuco aufgetreten sind", zu untersuchen.

Bahamas (fünf Bisse)

Ammenhaie sind eine weitgehend nicht aggressive, gutmütige Spezies: Mit ihnen zu schwimmen ist eine beliebte Touristenaktivität auf den Bahamas. Allerdings sind sie große Kerle – sie können über vier Meter lang werden –, und es kommt, wie bei wilden Tieren zu erwarten, in sehr seltenen Fällen zu Angriffen. Das musste Instagram-Model Katarina Zarutskie feststellen, als sie 2018 in Staniel Cay mit den Tieren planschte und sich ein kräftiger Kiefer in ihren Arm krallte. "Haie sind süß, können aber an dir knabbern, wenn du nicht aufpasst", schrieb sie damals in ihrem Instagram-Post. (red, APA, dpa, 26.7.2023)