Zwei Wölfe
Davor hat der Hammel Bammel: Derzeit leben in Österreich 80 Wölfe.
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Klagenfurt – Leopold Feichtinger hat sich gemeinsam mit seiner Frau Ulrike 2015 einen "echten Lebenstraum" erfüllt. Die beiden gebürtigen Oberösterreicher haben sich damals entschlossen, in die Landwirtschaft quereinzusteigen und bewirtschaften heute in Kraß bei Hermagor den Biohof "Echt Krass". Spezialisiert hat sich das Ehepaar neben dem Streuobst auf die Schafmilchproduktion. 30 Krainer Steinschafe, eine vom Aussterben bedrohte Rasse, umfasst die Herde heute.

Doch seit geraumer Zeit sieht sich Feichtinger mit einem Fressfeind konfrontiert, der gerne den Schafen an die Wolle geht. "Wir hatten den Wolf viele Jahre eigentlich nicht auf dem Radar, doch jetzt kocht das Thema so richtig hoch", schildert Feichtinger die Situation. Und er geht mit der Kärntner Landespolitik hart ins Gericht: "Da gibt es null an Unterstützung. Man fährt einen absolut destruktiven Kurs – es wird nur der Abschuss propagiert, obwohl das europarechtlich sehr fragwürdig ist."

Auf den Hund gekommen

Der Griff zur Flinte ist für Leopold Feichtinger daher keine Lösung. Der Schafbauer setzt vielmehr auf einen aktiven Herdenschutz, und das mit Erfolg: Kein einziges Schaf wurde heuer gerissen. Während andernorts der Almboden durchaus blutgetränkt ist. 165 Nutztiere (davon 162 Schafe und Ziegen) wurden mit Stand Juni 2023 getötet und 20 verletzt. Rund 100 Weidetiere gelten als vermisst. Bauer Leopold hält jedenfalls Meister Isegrim mit Elektrozäunen und einem gesicherten Übernachtungsplatz auf Distanz. Entscheidend ist aber wohl auch die ständige Anwesenheit von Baska und Kamarida. Die zwei jungen Maremmen-Abruzzen-Schäferhündinnen gehören seit kurzem zum animalischen Fixbestand auf dem Kärntner Hof. "Sie sind sehr anpassungsfähig und unterwürfig. Die Schafe haben unglaublich rasch gelernt, dass von den Hunden keine Gefahr ausgeht."

Gute Erfahrungen mit dem Herdenschutz habe man auch im Tiroler Oberland, erläutert WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. "Dort gab es heuer noch keine Risse, obwohl mehrere Wölfe in der Gegend nachgewiesen worden sind." Der Herdenschutz wird vom Land Tirol finanziell gefördert, es sind sechs Hirten sowie neun Hütehunde im Einsatz. Sie betreuen 1400 Schafe. Die Tiere werden Nacht für Nacht in wolfsicher eingezäunte Übernachtungsplätze geführt und Tag für Tag zu Futterstellen geleitet.

Für den WWF liegt der Schlüssel zum Erfolg daher im Ausbau des Herdenschutzes: "Es ist nötig, umzudenken und endlich den Herdenschutz voranzutreiben. Der Einsatz von Hirten, Hunden und der Bau von Zäunen müssen forciert und finanziell adäquat gefördert werden." (Markus Rohrhofer, 26.7.2023)