Sam Bankman-Fried auf dem Weg zum Gericht.
Sam Bankman-Fried steht derzeit unter Hausarrest.
IMAGO/Louis Lanzano

US-Bundesstaatsanwälte wollen den gefallenen Kryptostern und ehemaligen Chef der Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, wieder ins Gefängnis stecken. Berichten aus den Vorverhandlungen zufolge will das Justizministerium verhindern, dass der ehemalige Kryptokönig weiterhin sensibles Material an die Presse durchsickern lässt und Zeugen beeinflusst.

Reuters berichtete am Mittwochnachmittag, dass Sam Bankman-Fried alias SBF in Haft genommen werden soll, nachdem die US-Staatsanwaltschaft erklärt hatte, dass "keine der Freilassungsbedingungen die Sicherheit der Gemeinschaft gewährleisten kann". Dies würde bedeuten, dass Bankman-Frieds Kaution in Höhe von 250 Millionen Dollar widerrufen wird. Bankman-Fried lebt derzeit bei seinen Eltern in Kalifornien und steht unter Hausarrest.

Vor Gericht behauptete die Staatsanwaltschaft, Bankman-Fried habe etwa 100-mal bei einem Reporter der "New York Times" angerufen, wobei manche Gespräche mehr als 20 Minuten dauerten. Außerdem soll SBF Google-Drive- und Google-Docs-Konten nutzten, um vertrauliche Informationen an die "Times" weiterzugeben, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Richter Lewis Kaplan traf vorerst keine Entscheidung über den Antrag der Bundesanwaltschaft und gab der Verteidigung bis Anfang August Zeit, auf die Vorwürfe des Justizministeriums zu reagieren.

Die Sache kam ins Rollen, nachdem die "New York Times" einen Bericht veröffentlichte, der Einträge aus dem Tagebuch seiner Ex-Partnerin Caroline Ellison enthielt. Ellison, die ehemalige Chefin des von Bankman-Fried gegründeten Hedgefonds Alameda Research, ist die Hauptzeugin der Staatsanwaltschaft. Sie kooperiert mit dem FBI, seit sie und einige andere ehemalige FTX-Führungskräfte sich im Gegenzug für ein geringeres Strafmaß auf ein Geständnis eingelassen haben.

Angeblich versuchte Einschüchterung

Die Staatsanwälte halten die von Bankman-Fried durchgestochenen Informationen für einen Versuch, Ellison in ein schlechtes Licht zu rücken und gerichtsrelevante Informationen außerhalb der normalen Offenlegungsprozesse zu veröffentlichen. In der Anhörung am Mittwoch sagten die Staatsanwälte, dass die Veröffentlichung von Auszügen aus dem Tagebuch ein Versuch war, Ellison einzuschüchtern. Gleichzeitig solle damit eine Botschaft an andere Zeugen gesendet werden, also nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ein eindeutiger Einschüchterungsversuch.

Ellisons hatte in ihren Tagebucheinträgen geschrieben, dass sie mit ihrer Arbeit "überfordert" sei, während sie sich über ihre frühere Beziehung zu Bankman-Fried beklagte. Die Anwälte von Bankman-Fried haben sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Neben den Betrugsvorwürfen kommen auf Bankman-Fried weitere Klagen zu. Am vergangenen Donnerstag hat FTX Trading Bankman-Fried und andere ehemalige Führungskräfte der Kryptobörse verklagt. Sie sollen über eine Milliarde Dollar zurückzahlen, die angeblich veruntreut wurden. (red, 27.7.2023)