Barbie Mädchen Farbe Rosa Pink
Der Film "Barbie" feiert die Mädchenfarbe Rosa – früher war sie Bubensache.
REUTERS/MIKE BLAKE

Als in den USA vor gut einem Jahr kurzzeitig Mangel an der Farbe Rosa herrschte, war daran keine Rezession, kein Krieg und kein Streik KI-gesteuerter Farbmischroboter schuld, sondern Hollywood: Die pinken Kulissen für den Film Barbie verschlangen alle Reserven des US-Farbherstellers Rosco. Gut, es kamen auch Rohstofflieferschwierigkeiten wegen des Frosts in Texas hinzu, aber es stimmt: Barbie war schuld! Schon wieder.

Mitschuldig ist die berühmteste Spielzeugpuppe der Welt mit den berüchtigt unrealistischen Körpermaßen nach Ansicht vieler kritischer Stimmen auch an der Verfestigung eines sexistischen Körperbilds. Und hauptverantwortlich soll die 1959 von Mattel auf den Markt gebrachte Barbie eben auch an der Durchsetzung des folgenden Genderklischees sein: Rosa gehört den Mädchen, Blau den Buben.

Tatsächlich war diese Zuteilung in früheren Zeiten genau andersherum: Jahrhundertelang war Rot (assoziiert mit Blut) und insbesondere Purpur (auf dessen Linie auch Rosatöne liegen) farblich den Männern, allen voran jenen "von Rang", vorbehalten. Rosa als sogenanntes kleines Rot sollte an verblichene Blutflecken auf den Hemden heimkehrender Soldaten erinnern. Blau hingegen galt als zart und rein und stand in der christlichen Tradition für die Jungfrau Maria. Bis ins 20. Jahrhundert hielt diese Zuteilung.

VIDEO: Phänomen Barbie - Warum die Kultpuppe 2023 realer ist denn je.
DER STANDARD

Bedeutungswandel in den 1940ern

Darüber, warum sich die Sache etwa ab den 1940er-Jahren umdrehte, gibt es verschiedene Theorien: Eine besagt, blaue Matrosenuniformen und Arbeitsgewänder hätten die Farbe nach und nach vermännlicht. Eine andere Erklärung ist, die Nazis hätten zur Stigmatisierung von Rosa beigetragen, indem sie Homosexuelle mit rosa Winkeln markierten.

Blue Jeans waren lange Männern vorbehalten, die Assoziierung der kühlen Farbe mit Härte wurde von der Konsumgesellschaft immer stärker in Kontrast zum warmen Rosa, das Weichheit suggerierte, gebracht. Barbie zementierte also nur ein Farbgemisch, das bereits davor angerührt worden war.

Erst die feministische Kritik des 21. Jahrhunderts legte mit Kampagnen wie Pinkstinks wiederum ein Veto gegen festgefahrene zweigeschlechtliche Stereotype ein. Als Mischfarbe aus Rot, Weiß und manchmal Blau kann Rosa von Kitsch bis Kult unzählige Erscheinungsformen annehmen. Die schönsten Blüten treibt die Farbe in der Natur, besten Journalismus liefert sie seit 1988 auf Papier: Was wäre der STANDARD ohne sein Lachsrosa? (Stefan Weiss, 30.7.2023)