Als Donald Trump statt Politik noch TV-Entertainment betrieb, war es einer seiner wichtigsten Sätze: "You're fired!", sagte der Baumagnat in der TV-Show "The Apprentice" gerne zu Kandidatinnen und Kandidaten, deren Investment-Ideen ihn nicht überzeugten. Mittlerweile weiß man, in der Realität schätzt der Ex-Präsident zwar die Möglichkeit, Menschen zu entlassen, ist aber ungern selbst der Überbringer der schlechten Nachricht: "Eine lausige Aufgabe", nennt er es.

Momentan hat aber ohnehin nicht er dieses Problem, sondern sein schärfster innerparteilicher Konkurrent um die US-Präsidentschaft, Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Der Extremkonservative musste jüngst rund 30 Prozent seines Wahlkampfteams entlassen – offenbar, weil zunehmend klar wird, dass es mit dem bisher eingenommenen Geld für eine lange Kampagne knapp werden könnte. Aber nicht nur: Bisher nämlich ist es DeSantis auch in keiner Weise gelungen, Trump in Umfragen einzuholen.

Donald Trump in komischer Pose, die vermutlich Jubel darstellen soll.
Donald Trump hat allen Grund zum Jubeln: Im Sommer vor dem US-Präsidentschaftswahlkampf scheint er auf dem besten Weg zur Wiederkandidatur.
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Diese zeigen vielmehr bereits seit Monaten ein stabiles Bild: Trump liegt weit vor allen innerparteilichen Herausforderinnen und Herausforderern – und bereits seit April auch wieder insgesamt bei über 50 Prozent Zustimmung im Feld der Republikaner. Ron DeSantis' Stern in der Partei scheint hingegen sogar eher im Sinken begriffen zu sein. Dafür, wieso das so ist, dürfte es unterschiedliche Gründe geben: Zum einen sammeln sich Wählerinnen und Wähler wieder zunehmend hinter Trump, den sie als spannender und lustiger als DeSantis empfinden. Die Erinnerung an den Kapitolsturm vom 6. Jänner 2021 hingegen verblasst, wie auch eine neue Umfrage der "New York Times" ("NYT") zeigt. Zum anderen stoßen DeSantis' autoritärer Regierungsstil in Florida und sein erbarmungsloser Kreuzzug gegen alles, was er als "woke" wahrnimmt, zunehmend auch innerhalb der eigenen Partei auf Kritik, wie jüngst einem Bericht des "Guardian" zu entnehmen war.

Die "NYT" hat sich in ihrer Umfrage auch konkret angesehen, welche Wahlkampfbotschaften im Duell zwischen Trump und DeSantis bisher besonders verfangen: Überraschend ist dabei, dass Trumps Image, das noch nach den Midterm-Wahlen 2022 als angekratzt galt, offenbar zumindest unter den Republikanern wieder weitgehend hergestellt ist. Nur 19 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Trumps Verhalten nach den verlorenen Wahlen 2020 (deren Ergebnis er immer noch nicht als rechtmäßig anerkennt) der Demokratie in den USA Schaden zufügen würde. Und nur 17 Prozent sind der Ansicht, dass Trump, gegen den in zahlreichen Fällen ermittelt wird, ernsthafte Verbrechen begangen habe. Auch DeSantis' Wahlversprechen, er sei genauso konservativ wie Trump, würde aber mehr von seinem Programm umsetzen können und zudem eher Wahlen gewinnen, verfangen bisher nicht. 58 zu 28 Prozent der befragten Republikaner glauben laut "NYT"-Umfrage eher, dass Trump und nicht DeSantis Präsident Joe Biden bei der Wahl im kommenden Jahr schlagen kann. Und 67 zu 22 Prozent sind der Meinung, dass auch eher Trump seine Versprechen in die Tat umsetzen könne (Rest jeweils: "weiß nicht").

"Krieg gegen woke" zieht nicht

Dazu kommt, dass DeSantis auch mit dem, was er tatsächlich umgesetzt hat, nicht alle begeistert. Der Gouverneur hat in Florida die vergangenen Jahre genützt, um sich mit großen Gesetzesprojekten als Hardliner besonderer Güte zu profilieren – und könnte mit diesem "Krieg gegen woke" womöglich auch in der Partei etwas über das Ziel hinausgeschossen sein. Erst kürzlich hat ein besonders aggressives Abtreibungsverbot in Florida auch unter republikanischen Abgeordneten nicht volle Unterstützung gefunden. Doch während Trump offenbar erkannt hat, dass Wahlen mit diesem Thema kaum zu gewinnen sind, betont DeSantis seine Entscheidung. Auch Gesetze zum Verbot von Büchern über Sklaverei, Homosexualität und Geschlechtsidentität in Schulbibliotheken und seinen Kleinkrieg gegen Disney sehen nicht alle als politisch ertragreiche Themen. Dass DeSantis auch persönlich oft auf wenig charmante Weise eigenwillig auftritt, hilft seiner Sache nicht.

Ron De Santis in komischer Verrenkung, während einer Rede.
Ron DeSantis kann mit seinen Auftritten nicht immer das Publikum für sich gewinnen.
EPA/Shawn Thew

Und schließlich mangelt es zunehmend auch an Finanzmitteln. Zwar stehen der Kampagne rund 150 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Allerdings ist vieles davon in sogenannten Super-Pacs gelandet. Das sind Organisationen, die formell nicht mit einem Kandidaten in Verbindung stehen und dessen Kampagne auch nicht direkt unterstützen oder sich mit dieser koordinieren dürfen. Dafür sind sie von den Spendenlimits ausgenommen. Das ist vor allem im Fall DeSantis entscheidend. Denn, wie "Politico" berichtet, sind unter den rund 20 Millionen US-Dollar, die die Kampagne direkt eingenommen hat, viele Gelder von solchen Spenderinnen und Spendern, die ihre persönliche Höchstgrenze für politische Spenden mit den Ausgaben erreicht haben. Anders aufgedrückt: DeSantis' Spendenfundament ist relativ eng – und weitere Einnahmen sind eher nicht in hohem Ausmaß zu erwarten. Auch deshalb hat die Kampagne zuletzt 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen müssen.

Stimmt es aber denn, dass ein Sieg Trumps über DeSantis eine gute Nachricht für die Demokraten wäre? Nicht unbedingt, wie eine Sammlung der Umfragen im Analyse- und Meinungsforschungsportal Fivethirtyeight.com zeigt. Diese legen im Gegenteil nahe, dass eher Trump die besseren Karten in einem solchen Duell hätte. Und auch, wenn es für genaue Aussagen noch etwas früh ist: Im Vergleich zur Lage im Jahr 2019, ein Jahr vor der bisher letzten US-Präsidentschaftswahl 2020, sehen die Zahlen für Trump diesmal alles andere als schlecht aus. Während Trump vor vier Jahren in hypothetischen Duellen mit Biden deutlich zurückgelegen war, zeigen ihn viele Umfragen nun sogar voran. Für einen Sieg soll diesmal jedenfalls vorgesorgt sein: Schon seit Monaten planen republikanische Thinktanks, wie sie im Fall eines Wahlsieges im kommenden Jahr möglichst schnell möglichst viele ihrer radikalen Anliegen – vom Abbau der Demokratie bis zu einer Einstellung der Ermittlungen gegen Trump – erreichen können. (Manuel Escher, 1.8.2023)