Lainer
Stefan Lainer muss sich einer mehrmonatigen Therapie unterziehen, die Heilungschancen sollen gut sein.
APA/EXPA/LUKAS HUTER

Der Markt für sogenannte "alternative Medien" ist wild umkämpft: Vor allem im Zuge der Pandemie haben Plattformen, die gegen Corona-Maßnahmen wettern, großen Zulauf erhalten. Meist gibt es Verbindungen zur FPÖ, oft unterstützt die Partei diese Blogs durch Werbeeinschaltungen. So ist es auch bei "Der Status", einem relativ neuen Ableger im Schwurbleruniversum. Seine Geschäftsführerin ist Bernadette Conrads, die einst im Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und bei den rechtsextremen Identitären begann, um dann als parlamentarische Mitarbeiterin beim FPÖ-Klub anzudocken.

Wie perfide die Plattform arbeitet, zeigte sich rund um die Meldung, dass der österreichische Fußballer Stefan Lainer an Lymphknotenkrebs erkrankt ist. "Nächster geimpfter ÖFB-Teamspieler hat Krebs", titelte der "Status". Im Artikel selbst wurde immer wieder eine Verbindung zwischen Corona-Impfungen und Krebserkrankungen hergestellt, am Schluss halbherzig eingeräumt, dass die Information "ungesichert" sei. Als Quelle herangezogen wird ein weiterer Schwurblerblog, die "Telekom-Presse". Deren Betreiber hielt mehrfach Reden bei Demos gegen Corona-Maßnahmen.

Belege gibt es für einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Corona-Impfungen nicht, stellt etwa das US-National Cancer Institute klar. Was stimmt: Es gab in der Zeit nach der Impfung einen signifikanten Anstieg an Krebsdiagnosen und -todesfällen. Das sei jedoch damit zu erklären, dass wichtige Vorsorgeuntersuchungen in Zeiten von Lockdowns verschoben worden seien.

Diagnose und Impfung "haben nichts miteinander zu tun"

Der österreichische Pharmakologe Markus Zeitlinger erklärt kurz und knapp: Die Krebsdiagnose Lainers und die Corona-Impfung "haben nichts miteinander zu tun, das kann man ausschließen".

Auch der Infektiologe Herwig Kollaritsch sagt: "Wir überblicken mittlerweile mehr als 13 Milliarden Corona-Impfungen weltweit, haben also eine lange Nachbetrachtungszeit, aber von einem Zusammenhang mit Krebserkrankungen ist nichts bekannt." Das sei ein Gerücht, das leider dazu diene, zu verunsichern.

Was Krebskrankheiten unter jungen Menschen grundsätzlich betrifft, passiere das "nicht wahnsinnig häufig, aber auch nicht so selten", sagt Kollaritsch, der auch im beratenden Impfgremium des Gesundheitsministeriums aktiv ist. Gerade Lymphknotenkrebs, an dem Lainer erkrankt ist, sei nach Angaben des Experten "typisch für diese Altersgruppe".

Zurück zum "Status": Gegründet wurde die dahinterstehende JJMB Media GmbH im Jänner 2023. Die Mehrheit der Anteile hält Bernadette Conrads, die – Stand Ende Juni – noch bei der FPÖ als parlamentarische Mitarbeiterin arbeitet. Sie hielt mit dem Freiheitlichen Bildungsinstitut und dem Abgeordneten Gerald Hauser auch mehrere Vortragsabende unter dem Titel "Und die Schwurbler hatten doch recht". Die anderen Anteile werden derzeit vom "Historiker" Matthias Hellner, einst vor allem beim "Wochenblick" aus Oberösterreich, und dem Journalisten Julian Schernthaner gehalten, der wiederum für die Identitären-nahe "Tagesstimme" aktiv war.

Der deutsche Fußballverein Borussia Mönchengladbach, bei dem Lainer unter Vertrag ist, dankt dem STANDARD jedenfalls für den Hinweis auf die "groteske Berichterstattung" des "Status", stellt für sich aber klar: "Wir sehen unseren Standpunkt, uns zu der Sache nicht weiter zu äußern, durch diese Verschwörungstheorie in keinster Weise infrage gestellt."

Immerhin 38-mal lief Lainer auch im Dress der österreichischen Nationalmannschaft auf. Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) ließ eine Anfrage des STANDARD allerdings unbeantwortet. (Fabian Schmid, Jan Michael Marchart, 3.8.2023)