In einigen Häusern, die im neuen Bilderbuch vom Conbook-Verlag für Reiseliteratur als nachhaltig angepriesen werden, durfte ich schon nächtigen. So war zumindest klar, dass die Unterkünfte aus "Good Places for Good People" nicht dadurch ungut auffallen würden, dass sie Greenwashing mit seltenem Waschen der Handtücher kombinieren und das unter dem Schlagwort "Nachhaltigkeit" verkaufen. Die Autorinnen Franziska Diallo und Judith Hehl sind die Gründerinnen von Good Travel, einer Buchungsplattform für nachhaltige Unterkünfte, und demonstrieren hier auf 224 Seiten, wie stil- und freudvoll nachhaltiges Reisen tatsächlich sein kann. Das funktioniert über viele Kategorien hinweg, vom Hotel über ein Bed & Breakfast oder ein Ferienhaus bis hin zur außergewöhnlichen Campinggelegenheit.

Ein Ferienhaus auf Kreta
Die Agia Ateliers auf Kreta.
Con Book / Saveriako Sicuro

Ein italienischer Küchenchef und eine niederländische Designerin, die in einem ruhigen Olivenhain an der Nordküste Kretas mit atemberaubendem Meerblick sesshaft geworden sind, verstehen Nachhaltigkeit in etwa so: Sie vermieten dort drei Apartments unterschiedlicher Größe für zwei bis sechs Personen, die dafür komplett mit Möbeln aus recycelten Materialien ausgestattet wurden. Im Olivengarten der Agia Ateliers lässt es sich in der Hängematte entspannen, im Bistro des Gastgebers gleich nebenan kann man sich nicht nur verpflegen, sondern auch Tipps zu besonderen Orten aus Kreta holen. Wenige Minuten vom Apartment entfernt befindet sich ein Markt mit frischen lokalen Produkten.

Ferienhäuser, teilweise auf Stelzen
Das Chocolate Village by the river in Slowenien.
Con Book / Chocolate Village by the River

Das Chocolate Village by the river ist ein Glamping-Resort in der Region Podravska im Nordosten Sloweniens. Das Resort liegt inmitten von Hügeln der Weinregion an der Drau, wobei das Biosphärenreservat rundum den Fluss als eines der wenigen Naturschutzgebiete in Europa für seine Biodiversität bekannt ist. Die Hütten sind zwischen hohen Bäumen platziert, stehen teilweise auf Stelzen und bieten einen tollen Blick auf die andere Flussseite. Wie der Name verrät, dreht sich hier alles um Schokolade – von den Kosmetikprodukten über Schokoladenbier bis hin zu den Schokoladenmassagen und Workshops, in denen man seine eigene Kreation gestalten kann.

Ein natürliches Schwimmbecken
Das von Bergquellen gespeiste Schwimmbad im Hotel Briol.
Con Book / Hotel Briol

In 1.300 Meter Seehöhe überm Südtiroler Eisacktal liegt Briol, ein zur Gänze autofreier Ort. Hierher und ins Berghotel Briol kommt man nur zu Fuß oder notfalls mit dem Geländetaxi. Der historische Gastbetrieb ist seit über 100 Jahren in Familienbesitz, das Haupthaus wurde 1928 im Bauhausstil errichtet. Nur schonend und mit für die Region typischen Materialien wurden Modernisierungen vorgenommen. Nur manches ist wie damals: In den Zimmern des Haupthauses etwa die originalen Waschschüsseln, die hausgemachte Südtiroler Bergkost oder das von Bergquellen gespeiste Freischwimmbad. Das Brauchwasser wird allerdings mit Solarzellen oder Holzöfen aufgewärmt.

Ein dänisches Holzhaus in Dreiecksform
Das Light House ist das Werk des dänischen Architekten Søren Sarup.
Con Book / Light House

Im Nordwesten Dänemarks in Agger steht das auffällige Light House. Der Bau ist lichtdurchflutet, eine gelungene Mischung aus eigenem Stil und skandinavischem Design. Entworfen wurde es von dem dänischen Architekten Søren Sarup, der es einst als Wochenenddomizil an der Küste für den Eigenbedarf hinstellte. Bei seinen Bauwerken geht es ihm vor allem darum, dass sie auch Jahre später noch gut erhalten sind. Das Haus ist demnach so konzipiert, dass es nur eines geringen Wartungsaufwands bedarf. Die Holzverkleidung besteht aus Douglasienholz aus der Umgebung, das mindestens 20 bis 30 Jahre lang hält. Nun wird das alleinstehende Objekt mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern an zwei bis sieben Personen vermietet.

Ein Hüttchen auf einer Wiese
Werkhaushütten im Stecksystem stehen in einem Biosphärenreservat an der Elbe.
Con Book / destinature, J. Oswald

Ein ziemliches ungewöhnliches Objekt und Projekt ist das Destinature-Dorf mitten im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Es ist eine Art Naturhotel oder mehr noch ein ganzes Urlaubsdorf auf einem ehemaligen Gartengrundstück, das mit günstigen Übernachtungshütten und mobilen, überdachten Betten sowie einem Biobistro und einem umweltfreundlichen Sanitärgebäude ausgestattet wurde. Die Destinature-Hütten und die mobilen Betten sind ausschließlich aus nachhaltigen Materialien gefertigt und überwiegend im originalen Werkhaus-Stecksystem zusammengesetzt. Aufgestellt auf Gerüststelzen, können sie jederzeit abgebaut werden, ohne bleibende Spuren in der Natur zu hinterlassen.

Wie man sieht, sind die Unterkünfte recht unterschiedlich gestaltet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie versuchen, einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten – mit innovativer Architektur, durch regionale Bioküche, gesundheitsorientierte Programme, hohe Umweltstandards im Betrieb, aber auch soziales Engagement für die Mitarbeiter. (Sascha Aumüller, 18.8.2023)