Die Seite eines Polizeiautos ist zu sehen.
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
IMAGO/Michael Kristen

Eine 35-jährige Frau ist am Montag tot in ihrer Wohnung in Lamprechtshausen im Salzburger Flachgau aufgefunden worden. Ihr 41-jähriger Ehemann hatte sich zuvor an einem öffentlichen Ort in Salzburg das Leben genommen, berichtete die Polizei. Nach der aufwendigen Identifizierung des Mannes wollte die Polizei die Witwe verständigen. Da die Frau jedoch die Tür nicht öffnete, entschlossen sich die Beamten, die Wohnung zu öffnen. Sie fanden die 35-Jährige schließlich tot im Schlafzimmer.

An der Leiche wurden Spuren dumpfer Gewalteinwirkung festgestellt. Daher übernahm das Landeskriminalamt die Tatortarbeit. Ermittelt wird wegen Verdachts des Mordes. Die Polizei geht davon aus, dass die Frau von ihrem Ehemann mit einem stumpfen Gegenstand getötet wurde. Das österreichische Ehepaar hinterlässt zwei Kinder, die sich bereits vor der Tat bei Verwandten befanden. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion der beiden Toten an.

Beim Tod des Mannes gebe es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden, teilte die Landespolizeidirektion am Dienstag mit. Die Frau dürfte mit einem stumpfen Gegenstand getötet worden sein. Um welchen Gegenstand es sich handelt, war zunächst unklar. Eine Tatwaffe wurde bisher nicht gefunden.

Das Ehepaar sei "polizeilich unbekannt" gewesen, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion. "Der Polizei waren keine Auffälligkeiten bekannt. Die Ermittlungen zu Motiv und Hintergrund der Tat laufen auf Hochtouren." Primär werde in alle Richtungen ermittelt. Ein Abschiedsbrief wurde bisher nicht gefunden. Der Ehemann ist ein gebürtiger Flachgauer, die Frau stammt aus der Stadt Salzburg.

Autonome Frauenhäuser fordern umfassende Investitionen in Gewaltschutz

Laut der Zählung des Vereins Autonome Frauenhäuser Österreich (AÖF) ist der Fall in Lamprechtshausen der 18. mutmaßliche Mord an einer Frau in diesem Jahr. 16 dieser Morde werden als Femizide bezeichnet, da die Frauen nach bisherigem Stand der Ermittlungen durch einen Partner, Ex-Partner oder ein Familienmitglied getötet wurden. Ein Femizid ist die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts oder aufgrund von Verstößen gegen die traditionellen sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen, die Frauen zugeschrieben werden. Zudem gab es bisher 31 Mordversuche beziehungsweise Fälle schwerer Gewalt an Frauen, so die polizeiliche Kriminalstatistik.

Männergewalt an Frauen habe System, aber dieses werde geduldet, "ja sogar totgeschwiegen", kritisierte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF und stellvertretende Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. Österreich wolle offensichtlich Frauen nicht schützen. Rösslhumer bezeichnete die Maßnahmen der Regierung als zahnlos. "Wir nehmen die Wucht der Männergewalt an Frauen nicht mehr hin und fordern einen radikalen Wandel mit einem ganzheitlichen Gleichstellungs- und Gewaltpräventionsansatz, der nicht unter 250 Millionen Euro jährlich zu bewältigen ist." Die Forderungen des AÖF nach einem eigenen Krisenstab und umfassenden Investitionen in den Gewaltschutz würden seit Langem auf dem Tisch liegen.

Salzburgs SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger meldete sich ebenfalls kritisch zu Wort. "Solche unfassbaren Tragödien können vermieden werden, wenn der Gewaltschutz endlich strukturell verbessert und mehr Geld zur Verfügung gestellt würde." (Stefanie Ruep, APA, 8.8.2023)