Ausgrabungen im sogenannten Händlerforum von Aguntum förderten zahlreiche Bergkristallfragmente zutage. Im Bild ist das zentrale Wasserbecken des Forums zu sehen, wo die Fragmente gefunden wurden.
APA/UNIVERSITÄT INNSBRUCK

Bergkristall war in römischer Zeit ein Handelsgut in den Alpen. Diese Tatsache ist seit längerem bekannt, doch ein neuer Fund im Osttiroler Döslach stellt den bislang besten Beleg dieser Praxis dar. Grabungen eines rund zwanzigköpfigen Teams, hauptsächlich bestehend aus Studierenden der Universität Innsbruck, förderten in den Ruinen der antiken römischen Stadt Aguntum zahlreiche Bergkristallfragmente zutage, berichtet Grabungsleiter Martin Auer.

Damit sei Aguntum "die bisher einzige Römerstadt, in der sich gezeigt hat, dass in großem Umfang mit Bergkristallen gehandelt wurde", betonte er. Bis dato habe es in Aguntum lediglich "archäologische Vermutungen" gegeben, die sich jetzt mit den Funden definitiv erhärtet hätten, erklärte der langjährige Grabungsleiter von der Universität Innsbruck.

Nunmehr sei jedenfalls durch die Grabungen im Juli und August – sie werden mit Donnerstag abgeschlossen – wissenschaftlich belegt, dass Bergkristalle zweifellos ein "wichtiger Geschäftszweig in der Region gewesen sind", vor allem und intensiv im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus: "Die Bergkristalle wurden hier bearbeitet und dann in ihrer reinen Form gehandelt."

Kristalle, aber kaum Münzen

Weitere Erkenntnisse habe es im Rahmen der aktuellen Kampagne nicht gegeben, zumal man sich in den Grabungsarbeiten heuer auf die "ältesten Schichten" konzentriert habe. Es gab, neben den wesentlichen erkenntnisbringenden Befunden zu den Bergkristallen, "relativ wenig Fundmaterial", sagt Auer. Besonders karg fiel das Grabungsergebnis in Bezug auf Münzen aus: "Wir haben nur eine gefunden."

Die Ruinen des antiken Aguntum waren nie völlig von Erde bedeckt, im 16. Jahrhundert wird das Ruinenfeld in Texten erwähnt. Zu welcher Stadt die Mauerreste gehört hatten, war aber in Vergessenheit geraten. Die Einheimischen nannten den Ort Zwergenstadt. Sie fanden sehr niedrige Gewölbe, die laut Volksglauben nur von Zwergen bevölkert gewesen sein konnten. In Wirklichkeit handelte es sich um den Hohlraum für eine Fußbodenheizung, durch den heißer Rauch geleitet wurde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten der Franziskanerpater Innozenz Ploner und der Archäologe Rudolf Egger auf dem Gelände Ausgrabungen durch. Ploner legte Teile der Stadtmauer frei, Egger fand eine frühchristliche Kirche. Seit 1991 ist die Universität Innsbruck für die Erforschung zuständig, inklusive einer Notgrabung in den Jahren 1994 und 1995 für den Bau einer Bundesstraße. Das Handelsviertel steht seit 2017 im Fokus der Ausgrabungen. (red, APA, 9.8.2023)