Wien – Unter dem Titel "Ein Mann namens Omar" ist in der vorletzten Ausgabe der rechten, FPÖ-nahen Wochenzeitschrift "Zur Zeit" eine als "Satire" deklarierte Kolumne erschienen. Hinter dem Kürzel E.K.L. steckt laut Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) der langjährige "Zur Zeit"-Autor Erich Körner-Lakatos.

Omar Haijawi-Pirchner, Leiter der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN).
Omar Haijawi-Pirchner, Leiter der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), wird im Magazin "Zur Zeit" rassistisch attackiert.
APA/ALEX HALADA

Der Autor widmet sich in der Ausgabe (Doppelnummer 29–30/2023, 22. Juli – 4. August) Staatsschutz-Chef Omar Haijawi-Pirchner und dessen Wurzeln. Haijawi-Pirchner ist in Niederösterreich als Sohn eines Arztes aus Jordanien aufgewachsen. Lakatos schreibt etwa, dass es kein "Zeichen einer überbordenden Integrationsbereitschaft" sei, wenn "der Herr Papa" seinen im Waldviertel geborenen Filius Omar nenne, und stellt in den Raum, ob ein "Halb-Araber" der richtige Mann an der Spitze des Staatsschutzes sei.

DSN prüft rechtliche Schritte

Auf STANDARD-Anfrage heißt es seitens der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), dass der Artikel geprüft werde. Danach werde entschieden, ob etwa rechtliche Schritte in die Wege geleitet werden. Die Staatsanwaltschaft Wien reagierte bis jetzt noch nicht auf die Frage, ob sie von Amts wegen tätig werde und Ermittlungen aufnehme. Im Raum steht etwa Verhetzung, wie Medienanwältin Maria Windhager auf X, vormals Twitter, auf eine Frage von "Profil"-Chefredakteurin Anna Thalhammer nach ihrer rechtlichen Einschätzung schrieb.

Das Wochenmagazin "Zur Zeit" wurde 1997 gegründet und wird vom ehemaligen EU-Parlamentarier und FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer sowie dem früheren ORF-Chefredakteur Walter Seledec herausgegeben. Aktuell erhält das Blatt eine Presseförderung in der Höhe von 44.600 Euro. In den vergangenen Jahren stand "Zur Zeit" von Zeit zu Zeit wegen als rechtsextrem, rassistisch und antisemitisch eingestuften Inhalten in der Kritik.

"Zur Zeit": "Dankbar, hier leben zu dürfen"

"Omar H.", wie er von Lakatos in dem Artikel bezeichnet wird, sei "wahrscheinlich Moslem" und "sicherlich ein untadeliger Mann", aber: "Gibt es hierzulande unter den einheimischen Österreichern nicht ebenso untadelige Männer, die man die Spitze der Staatspolizei, also der Stapo, setzen könnte?", fragt er. Und: Von Bewerbern könne man mehr Fingerspitzengefühl erwarten: "Man drängt sich nicht nach vorne, sondern hält sich bescheiden im Hintergrund, ist vielmehr dankbar, hier leben zu dürfen (dies gilt auch für den Hofburg-Eremiten)."

Und als Moslem könnte er doch ein "anderes Gefühl gegenüber den ins Kriminal abgerutschten Glaubensgenossen aufbringen" als ein "autochthoner Österreicher", schreibt der Autor.

Update: Presserat befasst sich damit

Der Artikel in "Zur Zeit" wird auch zum Fall für den Presserat. Nach einer Beschwerde eines Lesers oder einer Leserin wird sich das Selbstkontrollorgan im September mit der Causa befassen, informierte das Selbstkontrollorgan auf X.

(omark, 10.8.2023, Update am 11.8.2023 mit Presserat)