Steindl
Wilhelm Steindl: vom Rennfahrer zum Hotelier und Bergsteiger.
Privat

Was wäre passiert, wenn Wilhelm Steindl geschwiegen hätte? Wenn er die dramatischen Ereignisse auf dem K2 im Karakorum nicht im STANDARD geschildert hätte? Vermutlich gar nichts. Nur ein Toter mehr am Berg. Für Steindl aber war es ein Toter zu viel. Er beschrieb, wie der 27-jährige pakistanische Hochträger Mohammad Hassan seinem Schicksal überlassen worden sein soll. Bergsteiger hätten auf dem Weg zum Gipfelsieg dessen Tod quasi als Kollateralschaden in Kauf genommen. "Es ist eine Schande. Da wird ein lebender Mensch liegengelassen, damit Rekorde erzielt werden können", sagte Steindl. Mit diesen harten Worten löste der 30-jährige Bergsteiger eine breite Diskussion über Moral im Alpinismus aus.

Wilhelm "Willi" Steindl wurde in Kitzbühel geboren und ist eine wahre Sportskanone. Lange bevor sich der Tiroler für die Achttausender zu interessieren begann, widmete er sich dem Motorsport. Im Alter von acht Jahren stieg der Bursche ins Kart, 2008 wechselte er in den Formelsport. Talent auf der Rennstrecke ließ sich dem Youngster nicht absprechen. Das letzte Rennen der deutschen Formel-3-Saison 2010 beendete Steindl als Sieger. Damals in Oschersleben ebenfalls auf dem Podest: ein gewisser Kevin Magnussen, mittlerweile in der Formel 1 angekommen. Für Steindl hingegen sollte sich der Traum von der Königsklasse nicht erfüllen. Motorsport ist eine kostspielige Angelegenheit. Ohne anständige Mitgift rast man nicht weit.

Spendenkampagne

Langweilig wurde dem Energiebündel trotzdem nicht. Steindl führte bereits als 20-Jähriger das Hotel Sonne in Kirchberg. Der Betrieb ist seit 1988 in Familienbesitz, den eher autoritären Führungsstil des Vaters wollte der Junior nicht übernehmen: "Das würde heute nicht mehr funktionieren."

Als Mitglied der Volkspartei kandidierte Steindl im Bezirk Kitzbühel für die Nationalratswahl 2019. Mittlerweile sind die Ambitionen in Sachen Politik wieder auf Eis gelegt. Umso intensiver befasst sich Steindl mit den Bergen. Im Mai 2022 stand er auf dem Gipfel des Mount Everest, am 27. Juli hätte der K2 folgen sollen. Steindl kehrte aufgrund der Bedingungen um, suchte anschließend die Familie des verstorbenen Hochträgers auf und übergab der Witwe 2.500 Dollar.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich richtete Steindl eine Spendenseite für die Hinterbliebenen ein. Rund 80.000 Euro kamen bisher zusammen. Steindl: "Damit soll die Ausbildung der drei Kinder finanziert werden." (Philip Bauer, 11.8.2023)