Lexus LBX
Der LBX macht farbig auf bunt und jung, gibt sich sonst aber seriös und praktisch.
Foto: Lexus

In einer Industrie, die schon seit einigen Jahren einen besorgniserregenden Drang zu immer größeren Fahrzeugen verspürt, bringt ausgerechnet eine Luxusmarke erfrischende Abwechslung. Nein, Rolls-Royce hat kein Mopedauto bekanntgegeben – leider, aber Lexus dafür den Eintritt in die Welt der Kleinwagen, auch wenn sich die Firma merkbar gegen diese Klassifizierung sträubt.

Größe, Preis und Luxus

Ist auch kein Mysterium, wieso: Größe korreliert natürlich mit Preis und Preis mit Luxus, aber Lexus hat hier das Beste gegeben, diesen Zusammenhang, so gut es geht, zu unterbinden. Pascal Ruch, Vice President von Lexus Europa, behauptet, dass dieses Auto das klassische Fahrzeugsegmentesystem transzendiere. Und auch wenn sich die Behörden davon nicht aufhalten lassen werden, den LBX trotzdem zu kategorisieren, hat er damit nicht ganz unrecht. Als Crossover kratzt er ohnehin schon an der SUV-Grenze, und ähnlich dimensionierte Autos bieten meist deutlich weniger Annehmlichkeiten.

Die Fahrerkabine ist der Ort, wo sich der LBX am meisten von seinen Cousins, dem Yaris und Yaris Cross von Toyota, abhebt. Auch wenn die Decke etwas niedriger ist und die Bedienelemente minimalistischer ausgefallen sind als üblich, fühlt sich der Lexus wie ein Lexus an, wie die erste Sitzprobe bei der Weltpremiere ergab. Die Innenarchitekten haben ein gutes Mittelmaß zwischen Touchbedienung und Knöpfen gefunden und sowohl Lenksäule als auch Lenkrad gut mit Letzteren bestückt. Klima und Musik werden weiterhin analog bedient, wie sich das gehört, und unter dem Ganghebel wurde die gesamte Mittelkonsole ausgehöhlt, um Platz für ein großes, beidseitig zugängliches Ablagefach zu schaffen, das immer häufiger in Neuwagen zu finden ist. Die inneren Türgriffe sind auch etwas ungewöhnlich und werden gedrückt und nicht gezogen, um das Öffnen mit einer durchgehenden Bewegung zu ermöglichen.

Lexus LBX
Platz für zwei Ablagefächer gibt es.
Foto: Lexus

Egalitäre Aufstellung

Insgesamt gibt es, abgesehen von der Basisversion, vier Ausstattungen, die laut Lexus nicht hierarchisch, sondern horizontal, sozusagen egalitär aufgestellt sind und vermutlich deswegen nicht als Trims, sondern als "Atmospheres" bezeichnet werden. "Elegant" baut auf einen veganen Innenraum und ein monotones Exterieur, "Relax" hat einen klassischeren Stil mit Echtleder, "Emotion" soll sportlich und urban wirken – dank der zweifärbigen Lackierung und der roten Nähte in der Sitzgarnitur –, und der LBX "Cool" kombiniert Sport und Luxus mit seinem Alcantara-Interieur. In dieser Reihenfolge wurden sie uns vorgestellt, und auf Nachfrage wurde mir auch bestätigt, dass sie in dieser Reihenfolge aufsteigend viel kosten. Wie viel genau, konnte man mir noch nicht verraten. Inwiefern sich dieses System von jedem anderen Auto unterscheidet, auch nicht.

Vielleicht ist es der etwas liberalere Umgang mit Ausstattungspaketen, die nicht wie oft üblich an verschiedene Trims gebunden sind. Selbst das Einstiegsmodell kann mit Head-up-Display und Querverkehrassistenten versehen werden. Optional gibt es noch eine handygesteuerte Einparkfunktion und einen digitalen Schlüssel fürs Smartphone. Die Fahrradfahrer unter Ihnen werden sich über den Safe Exit Assist freuen, der verhindert, dass man einem von hinten kommenden Radler die Tür ins Gesicht öffnet.

Grill neu interpretiert

Außen sind wir relativ unspektakulär unterwegs, Lexus verabschiedet sich von der oberen Hälfte des üblichen sanduhrförmigen Kühlergrills und ersetzt das fehlende Trapez durch Konturierung in der Motorhaube, versicherte mir ein Designer. Die Motorisierungen sind überschaubar und ebenfalls unaufregend: Es gibt einen 136-PS-Hybrid-Frontantrieb und ein optionales Allradpaket, für das man allerdings ein Viertel des sonst 332-litrigen Kofferraums aufgeben muss.

Lexus hat das Projekt am untersten Ende der Palette in Angriff genommen, um zwei Zielgruppen ins Visier zu nehmen: bereits bestehende Lexus-Kunden, die ein kleines Auto für die Stadt benötigen, und – eigentlich relevanter – Neukunden, die sich normalerweise nicht in Lexus-Preisklassen bewegen, auch wenn Lexus dieses Manöver, so löblich es sein mag, lieber unerwähnt lassen würde.

Der Verkauf beginnt im Oktober, und die Auslieferungen sollten im März folgen, die Launch-Edition "Original" ist bereits seit 15. Juni vorbestellbar. (Felix Pisecker, 8.9.2023)

Lexus LBX
Der Lexus LBX präsentiert sich als Stadtauto.
Foto: Lexus