Eigentlich sollten Tests im Vorfeld verhindern, dass Produkte mit schwerwiegenden Fehlern auf den Markt kommen. Und doch passiert es selbst großen Firmen immer wieder, dass hier etwas übersehen wird. In so einer Situation ist es dann entscheidend, wie ein Hersteller mit offensichtlichen Serienfehlern umgeht. Ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht macht, liefert derzeit Western Digital ab.

Datenverlust, vollständig

Seit Monaten gibt es Berichte über schwerwiegende Probleme mit aktuellen von Western Digital produzierten SSDs, allen voran Modelle aus der portablen Sandisk-Extreme-Reihe. Der Begriff "schwerwiegend" ist dabei nicht übertrieben, verlieren die SSDs doch schon mal gerne von einem Moment auf den anderen sämtliche auf ihnen gespeicherte Daten.

Sandisk Extreme Pro SSD
Wasser-, aber leider nicht datendicht: Aktuelle Sandisk-SSDs haben ein Problem.
Western Digital

Auf erste Berichte im Mai reagierte der Hersteller damals mit einer Reihe von Firmware-Updates, zudem versicherte man, dass der Fehler bei neu produzierten Geräten nicht mehr auftreten soll. Dem widersprechen nicht nur die Erfahrungen zahlreicher Nutzer, auch The Verge berichtet davon, dass sich gerade erst wieder eine der eigenen SSDs der "Sandisk Extreme"-Reihe von selbst gewiped hat. Das, obwohl bereits die neueste Firmware installiert war.

Hardwaredefekt?

All das legt nahe, dass es sich bei dem Fehler um einen Hardwaredefekt handeln könnte, der nicht einfach mit einem Firmware-Update behoben werden kann. Western Digital selbst spricht davon, dass die sich SSDs "unerwartet vom Computer trennen können", was mit etwas Pech offenbar die vollständige Löschung der Daten auslösen kann. Welches Dateisystem oder Betriebssystem verwendet wird, scheint dabei egal.

Nachfragen unerwünscht

Besonders unerfreulich ist aber, wie Western Digital mit der Situation umgeht. Obwohl die anhaltenden Probleme bekannt sind, werden die betreffenden Modelle nicht nur weiterverkauft, sondern auch eifrig beworben. Das, während man auf kritische Nachfragen der Medien einfach nicht reagiert. So hat nun etwa "The Verge" die eigenen, unbeantwortet gebliebenen Fragen öffentlich gemacht.

Darin wollte man etwa wissen, warum diese Modelle trotz der bekannten Probleme weiter verkauft werden und wie man gedenkt, den Datenverlust der Kunden abzufangen – etwa über Datenrettungsdienste. Auch andere Medien wie Arstechnica, Petapixel oder auch heise.de berichten von ignorierten Anfragen.

Erst nach der Veröffentlichung des aktuellen Berichts von "The Verge" folgte dann doch eine Stellungnahme, in der aber alle konkreten Fragen ignoriert wurden und stattdessen nichtssagende Floskeln verwendet werden. So versichert man, dass man die Vorwürfe sehr ernst nehme und die Angelegenheit derzeit untersucht werde.

Es regnet Klagen

Eine Untersuchung der Angelegenheit ist für Western Digital aber wohl ohnehin nicht mehr optional – wurden doch in den USA mittlerweile gleich mehrere Sammelklagen gegen das Unternehmen eingereicht. Der Vorwurf: Die betroffenen Sandisk-Extreme-SSDs seien aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit geradezu wertlos. Schlimmer noch hätten die Ausfälle den Betroffenen zum Teil Kosten im vierstelligen Dollar-Bereich verursacht – für eine professionelle Datenrettung.

Western Digital selbst spricht davon, dass folgende Modelle von dem Problem betroffen sind:

Allerdings könnte es sein, dass diese Liste noch nicht vollständig ist. So berichtet etwa Petapixel davon, dass man ein ähnliches Problem mit einer Sandisk Pro-G40 hatte, die bereits nach einem Monat im Betrieb defekt gewesen sei. (apo, 20.8.2023)