
Unbekannte haben die Säulen des aus dem 16. Jahrhundert stammenden, 750 Meter langen Medici-Geheimgangs in Florenz beschmiert. Dies berichtete Bürgermeister von Florenz Dario Nardella, der auf seinem Social-Media-Account einen "beschämenden vandalischen Akt" beklagt.
"Wir haben sofort mit der Stadtpolizei eine Untersuchung eingeleitet. Wir werden alle verfügbaren Videokameras und Hilfsmittel einsetzen, um diese verachtenswerten Personen zu identifizieren und sie angemessen zu bestrafen. Wir haben den Denkmalschutz benachrichtigt und mit der Leitung der Uffizien gesprochen, bei der wir uns bedanken. Sie hat uns versichert, dass sie umgehend eingreifen und die Schäden beseitigen wird. Diejenigen, die das kulturelle Erbe beschädigen, begehen ein sehr schweres Verbrechen", kritisierte der Bürgermeister.
Bei dem Geheimgang, der "Corridoio vasariano" genannt wird, handelt es sich um ein einzigartiges Bauwerk, mit dessen Hilfe die mächtige Medici-Familie in der Innenstadt ungesehen spionieren konnte. Mit der Anlage war der Architekt und Künstlerbiograf und Baumeister Giorgio Vasari (1511-1574) anno 1565 von Herzog Cosimo I. dei Medici beauftragt worden. Cosimo I. benutzte diesen verborgenen Verbindungsweg, um von seiner damaligen Residenz, dem Palazzo Vecchio, über den Arno hinweg zum Palazzo Pitti zu gelangen, der ebenfalls als Hofresidenz der Medici diente.
Halbstündiger Marsch
Eine Attraktion sind die 800 Gemälde, die längs des stellenweise nur einen Meter breiten Korridors an den Wänden hängen. Mit einem halbstündigen Fußmarsch müssen Besucher rechnen, um das Bauwerk zu durchqueren. Die Besichtigung des Geheimgangs war bisher das Privileg weniger Tourveranstalter, die damit hohe Margen verdienen. Nach der Restaurierung soll er allen Besuchern zugänglich sein.
Uffizien-Chef Eike Schmidt, der für den Geheimgang verantwortlich ist, meldete sich nun ebenfalls zu Wort: "Ich verurteile die Verschmutzung der Säulen des Geheimgangs in der vergangenen Nacht aufs Schärfste. Seit der Entdeckung dieser Tat sind die Carabinieri damit beschäftigt, die Videoaufnahmen zu analysieren und den verschiedenen Hinweisen nachzugehen", kommentierte Schmidt, der strenge Strafen für den Täter forderte.
Zuletzt gab es in Italien Debatten wegen Touristen, die dabei erwischt wurden, die Anfangsbuchstaben ihres Namens in eine Wand im Kolosseum in Rom zu ritzen. Die Vorfälle hatten die Empörung von Kulturminister Gennaro Sangennaro ausgelöst. (APA/red, 23.8.2023)