Roboter, der Zeitung liest
Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt. Der Prompt lautete: "illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera. --ar 3:2"
Midjourney/Der Standard

Liebe Mitmenschen,

über künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt haben wir an dieser Stelle schon oft geschrieben, und auch eine aktuelle Studie von IBM gibt in dieser Hinsicht Entwarnung: Zwar müssen weltweit wohl 40 Prozent aller Beschäftigten umgeschult werden, jedoch wird KI deren Arbeit nicht ersetzen, sondern ergänzen. Klingt beruhigend. Doch wie sieht es im Privatleben aus?

Dieser Frage ist mein Kollege Alexander Amon nachgegangen. Und tatsächlich: KI-Freundinnen sind ein Trend, wie er nach einem Selbstversuch und ausführlicher Recherche in seiner Reportage beschreibt. Im dazugehörigen Podcast erklärt er zudem die psychologischen Hintergründe und die Problematik der virtuellen Liebhaberinnen: Das Motiv der Nutzer ist oft Einsamkeit, teilweise aber auch starker Sexismus.

Neue Tools

Doch natürlich geht es bei KI nicht nur um (unechte) Liebe, sondern in erster Linie immer auch ums Business. Und so haben auch diese Woche zahlreiche neue Anwendungen ihren Live-Gang erlebt. Facebook-Mutterkonzern Meta veröffentlichte etwa ein KI-Modell zum Schreiben von Code und ein KI-Modell namens SeamlessM4T für die Transkription und Übersetzung in fast 100 Sprachen. Adobe integrierte die eigene KI Firefly auch in die deutschsprachige Version von Adobe Express.

Kalifornien nutzt KI zur früheren Erkennung von Waldbränden, während die USA derartige Systeme zur Erkennung von Emotionen bei Grenzkontrollen einsetzen. In Bayern wiederum wird eine KI aus Wien zum Kampf gegen Fake-Onlineshops eingesetzt. Und im Reisegeschäft experimentieren sowohl Lufthansa als auch Tui mit KI-Technologien, welche die Reiseplanung erleichtern sollen.

Großes Geld, strenge Regeln

Im Kontext dieses Booms sorgte diese Woche auch ein Investment für Aufsehen: Hugging Face, eine Plattform zum Entwickeln und Hosten von KI-Anwendungen, konnte 235 Millionen Dollar an frischem Kapital an Land ziehen und wird somit nun mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet. Zu den Investoren zählt auch Nvidia, das bekanntermaßen zu den größten Profiteuren des KI-Siegeszugs gehört. Das zeigen auch die aktuellen Bilanzzahlen: Im vergangenen Quartal konnte das Unternehmen seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln.

Die Regulatoren nehmen die Akteure indes an die kürzere Leine. Während der AI Act noch auf sich warten lässt, ist am vergangenen Freitag der Digital Services Act (DSA) der EU in Kraft getreten, der strengere Regeln für große Onlinehändler und -plattformen vorsieht. Ein Effekt davon ist, dass Userinnen und User von Tiktok in Europa den KI-gestützten Algorithmus zur Beitragsempfehlung auf Wunsch abdrehen können. Ob sich die eingangs erwähnten virtuellen Freundinnen wohl künftig ebenfalls brav an die Regeln von AI Act und DSA halten werden? Das bleibt abzuwarten.

Bleiben Sie menschlich, und bleiben Sie uns gewogen!

Herzlichst

Stefan Mey, Ressortleiter Web