Lojze Wieser
Autor, Koch und Verleger Lojze Wieser.
Mayü Belba

Seine Eltern fuhren ein einziges Mal in ihrem Leben auf Urlaub, in diesen Wochen vertiefte sich der Bub in die slowenischen Bücher, die ihm der Nachbar zum Lesen gegeben hatte. Darunter Die Schildbürger (Butalci), die ihm eine neue Welt eröffneten, die der Literatur.

Schwammerlklauber, Koch und Buchhändler

Als Jugendlicher verdiente er später einmal unfassbare 800 Schilling mit Schwammerlklauben. Von dem Geld kaufte er sich aber kein Moped, das borgte er sich vom Vater aus. Mit dem fuhr er an seinem 16. Geburtstag nach Klagenfurt und schaute sich Alexis Sorbas an: "Das war so ein herrlicher Film!" Man kann sich den Lebemann vorstellen, wie er auf dem Moped Sirtaki tanzend wieder nach Hause fuhr. Die Kochlehre brach er ab, weil er sich eine Blutvergiftung zuzog, der ältere Bruder sagte zum Vater: Der liest doch eh dauernd Bücher, lass ihn Buchhändler werden! So lernte er ein Jahr beim Heyn in Klagenfurt, mit 16 ging er nach Wien. Kochen und Bücher blieben seine Leidenschaften. 2017 bekochte er beim Symposion Geist & Gegenwart 200 Gäste mit Speisen der ­Native Americans, die Frage war, wie sehr die beiden Kontinente einander ­kulinarisch befruchteten.

Zum Beispiel die "amerikanischen" Hamburger: Die brachten Hamburger nach Amerika, die sich für die lange Reise Fleischlaberln als Jause einpackten und diese zwischen zwei Brottrümmer legten. Die Slowenen wiederum kamen in zwei Wellen nach Amerika, beide Male vermissten sie ihre schwere, von langem Kochen und hohem Nährwert geprägte Küche und konnten die neue Sprache nicht. Was tun? Ivanka Zakrajšek war Mitglied eines Vereins tatkräftiger Sloweninnen in Amerika und wollte ein paar slowenische Rezepte mit amerikanischen Maßeinheiten, Lebensmitteln und Begriffen erklären. So entstand mit Slovensko-ameriška Kuharica ein Wälzer mit über 2000 Rezepten, der 1945 erschien. Man konnte nun einen "Walnut Potica" nachkochen, also einen "Walnussreinling", und lernte, wie man Buhteljni (Booh-tel) ausspricht. Richtig durchgesetzt haben sich dann aber nur die Fleischlaberln der eingewanderten Hamburger. (Manfred Rebhandl, 25.8.2023)