Prag 1977: Viktor Skála und seine Frau Marie Skálová wagen endlich die Flucht in den Westen – sie haben genug von Denkverboten und Berufsschikanen. Also nichts wie weg.

London 1989: Die samtene Revolution in der Tschechoslowakei kündigt sich an, Marie überredet Viktor, "ihrer" Tschechoslowakei endlich den langersehnten Besuch abzustatten, um den Durchbruch der Demokratie zu unterstützen. Die Freude währt kurz, noch hat die alte Garde nicht ganz aufgegeben. Die Vergangenheit holt sie wieder ein.

Agentenserien können so erfrischend anders sein. Hier besiegt kein Frauenheld wie James Bond einen Fiesling nach dem anderen; hier kämpft sich kein Nathan Hunt durch die Geschichte; hier verändert kein Jack Ryan den eigentlich unvermeidlichen Lauf der Welt. Die Schläfer (naheliegender Titel mit gehörigem Spoilerpotenzial) ist gewissermaßen die tschechische Interpretation eines Themas, das wir schon aus der deutschen, oscarprämierten Produktion Das Leben der Anderen kennen: Hier gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, nicht nur gut und böse.

Ermittler Vaclav Vlach (Jan Vlasak) in der Agentenserie
Ermittler Václav Vlach (Jan Vlasák) in der Agentenserie "Die Schläfer".
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Gnadenlos gut spielt Jan Vlasák den abgehalfterten Geheimdienstbürokraten Václav Vlach ... ja, auch Kotzbrocken haben Gefühle. Kongenial auch Tatiana Pauhofová (Marie Skálová) und Martin Myšička (Viktor Skála). Plot und Drehbuch kommen ohne großes Tempo aus, sondern geben Zeit, in eine vergangene Zeit einzutauchen, die die älteren Semester noch gut in Erinnerung haben.

Die wichtigste Nebenrolle spielt Prag, wo sich immer noch diese alten Ecken und Gassen finden, ohne die eine Story wie diese nicht authentisch wäre. Kompliment an den Location-Scout. (Gianluca Wallisch, 28.8.2023)