Aufnahme aus Florida
Laut dem Sheriff von Jacksonville, T.K. Waters, sind noch viele Fragen offen.
AFP

Washington – Ein weißer Mann hat in einem Geschäft in Jacksonville im Bundesstaat Florida drei schwarze Menschen erschossen. Die Polizei sprach am Samstagabend (Ortszeit) von einer rassistisch motivierten Tat. Der mutmaßliche Schütze habe mehrere Manifeste hinterlassen. Die Polizei beschrieb den mutmaßlichen Schützen als weißen Mann Anfang 20. Den Angaben nach tötete er zwei Männer und eine Frau und nahm sich anschließend selbst das Leben.

"Er hasste schwarze Menschen", sagte der Sheriff von Jacksonville, T.K. Waters. Waters sagte, der mutmaßliche Täter habe eine schusssichere Weste und eine Maske getragen und sei mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet gewesen. Man stehe noch ganz am Anfang bei den Ermittlungen, viele Fragen seien noch offen.

Der mutmaßliche Schütze habe bei seinen Eltern gewohnt. Kurz vor der Tat habe der junge Mann seinem Vater eine Nachricht geschickt und ihn aufgerufen, seinen Computer zu checken. Die Eltern hätten kurz darauf die Polizei verständigt – zu dem Zeitpunkt sei der mutmaßliche Schütze aber bereits am Tatort gewesen und habe Schüsse abgegeben. Er habe mehrere Manifeste verfasst: für seine Eltern, für Medien und für Ermittler. Darin habe er eine "ekelhafte Ideologie des Hasses" festgehalten, sagte Waters.

"Er hatte es auf eine bestimmte Gruppe Menschen abgesehen, und das waren Schwarze", betonte der Sheriff. "Dies war, offen gesagt, ein Wahnsinniger, der beschloss, andere zu töten." Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass der Mann irgendeiner Gruppe angehört habe. Er habe alleine gehandelt. Zur genauen Identität des mutmaßlichen Täters und der Opfer äußerte sich die Polizei zunächst nicht.

Bürgermeisterin von Jacksonville: "hasserfülltes Verbrechen"

Die Bürgermeisterin von Jacksonville, Donna Deegan, sagte, auf einer Waffe des Schützen sei ein Hakenkreuz zu sehen gewesen. "Dies war ein hasserfülltes Verbrechen", beklagte sie. "Wir müssen alles tun, was wir können, um diese Art von Hass zu unterbinden." Jacksonville habe immer und immer wieder unter Schusswaffenattacken zu leiden. Diese dürften nicht einfach weitergehen. "Wir haben davon zu viel gesehen." Auf den Tag genau fünf Jahre zuvor habe es eine Schusswaffenattacke bei einem Videospiel-Turnier in Jacksonville gegeben, sagte Deegan. In einem der Manifeste habe der mutmaßliche Schütze wohl darauf verwiesen und den Tag für seinen Angriff möglicherweise danach gewählt. Am 26. August 2018 hatte ein Mann bei einem Videospiel-Turnier in der Stadt das Feuer eröffnet, zwei Menschen getötet und mehrere verletzt.

Jacksonville liegt im Nordosten Floridas. Die Stadt in dem südlichen US-Bundesstaat hat etwa 970.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Floridas Gouverneur Ron DeSantis verurteilte die Tat mit scharfen Worten. Aus dem Weißen Haus hieß es, US-Präsident Joe Biden sei über die Attacke in Jacksonville informiert worden und ebenso über andere Schusswaffenattacken im Land innerhalb der vergangenen 24 Stunden.

In den USA kommt es täglich zu schweren Schusswaffenangriffen – und immer wieder auch zu tödlichen Hassverbrechen. Rassismus und Diskriminierung von Afroamerikanern und anderen Gruppen sind in den USA weiter ein drängendes Problem. In der US-Hauptstadt versammelten sich am Samstag mehrere Tausend Menschen anlässlich des 60. Jahrestages des "Marsches auf Washington". Am 28. August 1963 hatte der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King mit den legendären Worten "I have a dream" (Ich habe einen Traum) die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen eingefordert. King, der 1964 den Friedensnobelpreis erhielt und 1968 bei einem Attentat starb, hatte seinerzeit rund 250.000 Anhänger nach Washington geführt. Bürgerrechtler, Aktivisten und Nachfahren von Martin Luther King beklagten bei der Veranstaltung am Samstag, bis zu Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen im Land sei noch ein weiter Weg. Manche äußerten Sorge über die Entwicklung des Landes. (APA, red, 27.8.2023)