Ohne zusätzlichen Klimaschutz könnte Europas Wintersportlern künftig der Schnee wegbleiben. In einem Szenario, in dem sich Welt um drei Grad erwärmt, wären 91 Prozent der europäischen Skigebiete stark von Schneemangel gefährdet. Bei vier Grad Erwärmung sind es sogar 98 Prozent der Skigebiete, die betroffen wären.

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die am Montag im Fachjournal "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde. Die Forschenden haben dazu Schneesimulationen für über 2.000 Skigebiete in 28 europäischen Staaten durchgeführt. Etwa die Hälfte aller Skigebiete der Welt liegen in Europa, allein die Alpen vereinen rund 43 Prozent aller globalen Skiurlauber auf sich.

Eine Gruppe von Menschen beim Skifahren im Bregenzer Wald in Vorarlberg
Österreichs Skipisten sind aufgrund des Klimawandels in ernsthafter Gefahr.
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Schneekanonen brauchen mehr Wasser

Mit Beschneiungsanlagen, die derzeit etwa die Hälfte der Pisten abdecken, könnte das sehr hohe Risiko zwar auf 27 Prozent (bei zwei Grad Erwärmung) bzw. 71 Prozent (bei vier Grad) gesenkt werden. Ganz kompensieren lässt sich der Schneeverlust allerdings nicht – zudem heizen die Schneekanonen den Klimawandel weiter an. Sie stehen wegen ihres hohen Energie- und Wasserbedarfs in der Kritik. Bereits heute werden in den zwölf wichtigsten Skitourismusländern Europas jährlich rund 100 Millionen Kubikmeter Wasser für die Schneeerzeugung verwendet.

Mit zunehmender Erwärmung und häufigeren schneearmen Phasen nimmt der Wasserverbrauch zu. Laut Prognosen könnte der Wasserverbrauch bei einem Vier-Grad-Szenario um bis zu 42 Prozent steigen – während das Wasser aufgrund des Klimawandels ohnehin knapper wird. Gleichzeitig könnte der Stromverbrauch um bis zu 23 Prozent steigen. Wie CO2-intensiv der Kunstschnee ist, hängt von der Lage der Skigebiets ab – in Staaten mit hohem Anteil an Grünstrom fallen nur wenige Emissionen an. In Österreich gibt es Schätzungen zufolge bereits 33.000 Schneekanonen.

Schneereste auf einem Skihang in Siegsdorf in Oberbayern
Schneekanonen können den Schneemangel ausgleichen – allerdings nicht zur Gänze.
IMAGO/Rolf Poss

Österreich besonders betroffen

Noch etwas gravierender als im europäischen Durchschnitt ist die Lange in den österreichischen Alpen. Hier sind in einem Drei-Grad-Szenario 94 Prozent aller Skigebiete stark von Schneemangel betroffen. Sollte sich die Welt im Durchschnitt um vier Grad erwärmen, sind es sogar 99 Prozent aller Skigebiete. Die Unterschiede zu einem Szenario mit starkem Klimaschutz sind enorm: Sollte die Erderwärmung auf 1,5 Grad beschränkt werden, müssten sich nur sieben Prozent der österreichischen Skigebiete ernsthaft Sorgen wegen ausbleibenden Schnees machen.

Video: DER STANDARD hat im Dezember Kitzbühel besucht. Klimaforscher prognostizieren immer wärmere Winter und weniger Schnee im beliebten Luxusskiort.
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Dieses Ziel scheint derzeit allerdings nicht in Reichweite. Laut der NGO Climate Action Tracker befindet sich die Welt mit aktuellen politischen Maßnahmen auf dem Pfad in Richtung 2,7 Grad Erwärmung. Werden sämtliche Versprechen und Ziele umgesetzt, würde sich die Erde um rund zwei Grad erwärmen. Seit dem Beginn der Industrialisierung sind die globalen Durchschnittstemperaturen bereits um 1,2 Grad gestiegen, die Alpenregion ist allerdings stärker von der Erhitzung betroffen.

Global ist der Tourismus für rund acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wovon alleine die Hälfte durch den Transport verursacht wird. Auch beim Skiurlaub entsteht der Großteil der Emissionen bei Anreise und Unterkunft, nur 18 Prozent beim Skibetrieb selbst, wie es in einer Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2018 heißt. (pp, 28.8.2023)