Jana Block bei der Arbeit.
St. Anna Kinderkrebsforschung

Es ist kein alltäglicher Erfolg, der Forscherin Jana Block vom St. Anna Children’s Cancer Research Institute (CCRI) und vom CeMM-Forschungszentrum für Molekulare Medizin unlängst gelang. Im Juni erschien im New England Journal of Medicine eine Publikation, die den Namen der Doktorandin als Erstautorin trägt. Der Inhalt: die Entdeckung eines neuen Gendefekts und dessen pathogener Wirkung auf das Immunsystem von Patienten und Patientinnen im Kindesalter.

Die 31-Jährige kam 2017 mit einem Master in Molekularer Medizin von der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg in der Tasche nach Wien. "Was mich an Wien sehr gereizt hat, war das große Angebot an diversen Forschungseinrichtungen", sagt Block. Seit 2019 arbeitet sie in der Arbeitsgruppe von Kaan Boztug am CCRI. Ein Schwerpunkt der Gruppe sind seltene Krankheiten des Immunsystems, also solche, die statistisch weniger als einmal pro 2000 Personen auftreten.

Unerklärliche Symptome

"Wir werden häufig von Ärzten kontaktiert, die Patienten mit Symptomen haben, die für eine seltene Immunkrankheit sprechen, bei denen man aber keine Erklärung findet", sagt Block. Auch ein spanischer Arzt wandte sich an das CCRI, weil sein Patient unerklärbare Symptome aufwies, darunter schwere Entzündungen mehrerer Organe.

Anhand einer Blutprobe des Patienten führten die Wiener als Erstes eine Sequenzierung seines Genoms durch. Dabei zeigte sich eine Veränderung in einem Gen namens DOCK11. Aus der Forschungsliteratur war bereits bekannt, dass dieses Gen in Verbindung mit Zellen des Immunsystems steht. Block und ihre Kollegen identifizierten weitere Patienten mit dieser genetischen Mutation und ähnlichen sowie identischen Symptomen in Deutschland, dem Iran und den Niederlanden.

Fehlendes Protein

Der Verdacht erhärtete sich, dass die Mutation an DOCK11 ursächlich für die Symptome war. Neben starken Entzündungsreaktionen von Niere, Haut und Darm traten auch Blutarmut und Entwicklungsverzögerung bei betroffenen Kindern auf. Bei allen Betroffenen waren die Symptome spätestens ab dem zweiten Lebensjahr dokumentiert, bei manchen bereits mit der Geburt.

Mit Laborexperimenten konnte Block nachweisen, dass die Genveränderung dazu führt, dass ein für das Immunsystem wesentliches Protein nicht oder nicht funktionsfähig produziert wird. Das wiederum löst eine überschießende Reaktion des Immunsystems, speziell der T-Zellen, aus. Der Körper gibt sozusagen eine Immunantwort, ohne dass ein Angriff auf ihn stattfindet, was wiederum perfekt zu den beobachteten Symptomen der Patienten passt.

Was Block besonders an ihrer Forschung schätzt, ist die Mischung aus Laborarbeit und Nachdenken. "Anfangs macht man sich viele Gedanken und stellt Hypothesen auf. Mit Experimenten testet man die Hypothesen. Die teils überraschenden Ergebnisse werfen dann wieder neue Forschungsfragen auf." (Raimund Lang, 10.9.2023)