Selbst unter jenen, die dieses Smartphone selbst haben, dürfte es vielen nicht bewusst sein: Der Support für das Pixel 4a läuft dieser Tage aus. Google Mittelklassegerät des Jahres 2020 hat mit Anfang August sein letztes versprochenes Sicherheitsupdate erhalten. Und wer Google kennt, weiß: Das war es dann auch wirklich, im besten Fall werden in ein paar Wochen noch kleinere Fehler behoben. Das anstehende Android 14 wird es ebenso wenig geben wie weitere Sicherheitsaktualisierungen.

Ende ist nicht gleich Ende (ein bisschen aber schon)

Nun wurde an dieser Stelle bereits vor einiger Zeit ausführlich erläutert, warum das offizielle Support-Ende natürlich nicht bedeutet, dass das betreffende Gerät damit unbenutzbar wird. So werden etwa über die Google Play System Updates noch für einen längeren Zeitraum darüber hinaus zentrale Systemkomponenten aktuell gehalten. Und selbst die meisten vorinstallierten Apps werden noch jahrelang über den Play Store mit neuen Versionen versorgt.

Pixel 4a
Das Pixel 4a hat Anfang August sein aller Voraussicht nach letztes Sicherheitsupdate erhalten.
Proschofsky / STANDARD

All das ist erfreulich, ändert aber nichts daran, dass es ab September immer mehr – öffentlich bekannte – Sicherheitslücken gibt, die auf dem Pixel 4a offen bleiben. Das erhöht das Risiko für deren Nutzerinnen und Nutzer natürlich, was sich wiederum ehrlich gesagt nur als ein Trauerspiel bezeichnen lässt. Ist doch das Pixel 4a auch im Jahr 2023 ein für viele mehr als ausreichendes Smartphone, dazu noch eines der kompaktesten Geräte der vergangenen Jahre, was weiter zur Popularität beigetragen haben dürfte. Dieses nicht länger zu supporten ist das exakte Gegenteil jener Nachhaltigkeit, mit der sich Tech-Unternehmen wie Google zuletzt zunehmend zu schmücken versuchen.

Die Ursache ist bekannt, aber nur in Teilen nachvollziehbar

Nun ist in diesem Fall schon klar, warum Google den Support nicht ausbauen will – handelt es sich dabei doch um eines der letzten Google-Smartphones, die einen Chip von Qualcomm benutzen. Damit ist man aber auch direkt von dem Partner abhängig, ohne dessen Unterstützung für die Aktualisierung der zugehörigen proprietären Treiber ist ein lückenloser Support schlicht nicht möglich.

Gleichzeitig muss sich Google den Vorwurf gefallen lassen, dass man hier geizig agiert. Hat doch Samsung vorgezeigt, dass es – wohl mit entsprechendem finanziellem Anreiz – sehr wohl möglich ist, längere Support-Zeiten von Qualcomm zu bekommen. So liefert der größte Smartphone-Hersteller der Welt selbst bei einigen älteren Devices mit Qualcomm-Chip fünf Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen. Das gibt es bei Google erst für neuere Smartphones ab dem Pixel 6.

Pixel 5

Noch weniger schmeichelhaft ist der Blick in die nahe Zukunft: Mit Oktober 2023 läuft nämlich auch der Support für das Pixel 5 aus, also Googles einstiges Spitzenmodell. Auch hier würde das damals gegebene Support-Versprechen von drei Jahren damit dann wieder exakt erfüllt werden, eine Ausdehnung dieses Zeitraums ist anhand der Erfahrungen der letzten Jahre nicht zu erwarten.

Das Pixel 5
Auch beim Pixel 5 heißt es bald Abschied von monatlichen Sicherheitsaktualisierungen zu nehmen. Zumindest gibt es vorher noch das Update auf Android 14.
Proschofsky / STANDARD

Entscheidet sich das Unternehmen nicht noch in letzter Minute um, wäre das aber ein besonderer Hohn. Immerhin wäre das Support-Ende zum geplanten Zeitpunkt aus einer technischen Perspektive kaum zu rechtfertigen. Gibt es doch noch zwei andere, später veröffentlichte Pixel-Modelle, die exakt denselben Chip – einen Snapdragon 765G – verwenden. Konkret geht es dabei um das Pixel 4a (5G), vor allem aber um das Pixel 5a. Laufen doch Googles Support-Verpflichtungen für Letzteres noch bis August 2024. Wenn jetzt der Qualcomm-Chip wirklich die relevante Hürde darstellt, müsste man eigentlich auch das Pixel 5 und das 4a (5G) zumindest so lange weiter mit Updates versorgen.

Altlasten abwerfen

Allzu große Hoffnungen auf solch eine Kehrtwende sollte man allerdings nicht haben. Zu sehr scheint Google darauf erpicht zu sein, so schnell wie möglich die Wartung aller Modelle mit Qualcomm-Chip loszuwerden. Damit muss sich das Unternehmen aber den Vorwurf gefallen lassen, dass man all die Sicherheitsbemühungen, die man sich zuletzt rund um Android auf die Fahnen schrieb, ad absurdum führt.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Für jene, die davon betroffen sind, mag es ein schwacher Trost sein, aber zumindest zeichnet sich eine bessere Zukunft ab. Wie zuletzt zu hören war, will Google mit dem Pixel 8 auch sein Update-Versprechen deutlich ausdehnen, gar in Richtung des beim iPhone gebotenen Niveaus soll dieses gehen, war dabei zu hören. Das wäre fraglos ein großer Fortschritt für die Android-Welt – und zwar ein dringend notwendiger.

Pixel 8 Pro In Hellblau
Das Pixel 8 (im Bild die Pro-Version) soll laut aktuellen Informationen deutlich länger Updates bieten.
Google

Einerseits weil die Behaltefristen solcher Geräte immer länger werden, was wiederum zunehmend Einfluss auf die Kaufentscheidung hat. Das übrigens bei vielen nicht notwendigerweise deshalb, weil sie selbst das betreffende Smartphone fünf und mehr Jahre nutzen wollen, sondern weil ein längerer Software-Support natürlich auch den langfristigen Wiederverkaufswert steigert – oder es einfach auch ermöglicht, ein älteres Gerät im Verwandten- und Freundschaftskreis ohne schlechtes Gewissen weiterzugeben.

Bitte nicht dieselben Fehler immer wieder

Abzuwarten bleibt, ob Google aus der Vergangenheit lernt und auch für bestehende Geräte mit eigenem Tensor-Chip – also ab dem Pixel 6 – den Software-Support ausweitet. Immerhin könnte sich sonst mancher Besitzer eines fast 2.000 Euro teuren und erst seit wenigen Wochen erhältlichen Pixel Fold regelrecht verhöhnt vorkommen, wenn es beim Pixel 8 dann signifikant länger Support gibt als jene fünf Jahre, die beim Fold garantiert werden. Klar, es wurde beim Kauf auch nicht mehr versprochen, ein bitterer Nachgeschmack bliebe aber zweifellos.

Ähnlich sieht es beim ebenfalls noch recht neuen Pixel Tablet aus. Das ist zwar nicht gar so teuer, die Behaltefristen von Tablets sind aber generell länger. Dass die fünf Jahre da eigentlich zu wenig sind, wurde entsprechend bereits beim Test dieses Geräts kritisiert. Google hat die Chance, dies zu korrigieren. Bleibt abzuwarten, ob man sie zumindest in diesem Fall auch ergreift. Oder ob man wie bei Pixel 4a und Co einfach wieder "Augen zu und durch" spielt. (Andreas Proschofsky, 2.9.2023)