
Am 14. August versperrten zwei autonome Taxis eine Straße in San Francisco und hinderten damit einen Krankenwagen daran, einen Unfallort mit einem Schwerverletzten zu verlassen. In der Folge verstarb der Verletzte aufgrund der Verzögerung kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. So zumindest wirft es die Feuerwehr von San Francisco dem Robotaxi-Hersteller Cruise vor.
Widersprüchliche Berichte
"Die Tatsache, dass autonome Taxis immer wieder Zu- oder Abfahrten von Unfallorten blockieren, ist nicht akzeptabel", schrieb einer der Notfallhelfer nach dem Vorfall in einem Bericht. Die Pressesprecherin der Taxigesellschaft konterte kurz darauf mit den Worten, dass eines der Taxis sofort Platz gemacht habe und somit freie Fahrt für den Krankenwagen möglich gewesen sei.
"Forbes" zitierte einige Berichte, die Zeugenaussagen nach dem Unfall festhielten. Demnach sollen die Notfallhelfer, kurz nachdem ein Auto einen Passanten umgefahren hatte, am Unfallort angekommen sein. Nach einer Erstbehandlung wurde der Verletzte sofort in den Krankenwagen gehoben, doch der Wagen konnte nicht sofort losfahren. Zwei autonome Taxis und ein Polizeiwagen sollen die einzige Zufahrt zum Unfallort blockiert haben, so die Zeugen.
Der Krankenwagen musste warten, bis Anwesende versuchten, das Taxi auf die Seite zu schieben. Auch der Polizist wurde gesucht, dessen Wagen ebenfalls für die Verzögerung verantwortlich war. Diese Summe an Pannen sorgte dafür, dass die "notwendige Versorgung für die schweren Traumata" nicht rechtzeitig möglich war. 30 Minuten nach der Ankunft im Krankenhaus verstarb der Patient.
Ein Bericht von Techcrunch stützt hingegen die Darstellung von Cruise. Demnach konnte man Einblick in die von den betroffenen Robotaxis aufgenommenen Videos nehmen. Darauf sei zu erkennen, dass der Krankenwagen sehr wohl genügend Platz gehabt hätte, um die Stelle zu passieren. Zudem sei zu sehen, wie der Krankenwagen sofort den Unfallort verlassen habe, nachdem der Verletzte verladen wurde.
Jeder Tote ist einer zu viel
Nur wenige Tage vor dieser Tragödie forderte die California Public Utilities Commission, die Anzahl an fahrerlosen Services zu erhöhen. Mehrere Einwohner der Stadt legten sofort ein Veto ein und bezeichneten die Robotaxis als "Todesfalle" und Gefahr für behinderte Menschen und Kleinkinder. Auch die Chefin des lokalen Feuerwehrdienstes, Jeanine Nicholson, berichtete im Zuge dieser Diskussion von bereits 55 Fällen, in denen autonome Fahrzeuge für gefährliche Situationen gesorgt hätten.
"55 Fälle klingt vielleicht nicht viel", wird Nicholson zitiert, "doch wenn es Ihre Familie ist, die betroffen ist, dann ist es viel." Sie sei aber nicht nur für eine Familie zuständig, sondern für alle Familien in der Stadt. "Wenn wir also nicht zu der einen Person gelangen, die es zu retten gilt, dann ist es für mich eine Person zu viel."
Protesters gathered Monday outside the Cruise autonomous vehicle company headquarters in San Francisco following reports of a robotaxi blocking an ambulance with a patient on board who later died.
Protest
Die Kritik an Robotaxis ist nicht neu, so gab es in San Francisco in den vergangenen Monaten immer wieder Protestaktionen gegen die selbstfahrenden Autos. Dabei wurden etwa Verkehrskegel direkt auf den Autos platziert, um deren Computersysteme gezielt zu verwirren. Der aktuelle Vorfall sorgte nun für direktere Reaktionen, am Montag kam es zu – kleineren – Protesten vor dem Hauptquartier von Cruise in San Francisco. (red, 5.9.2023)