Sonne über brennendem Wald in den USA
In Österreich landete der Sommer 2023 "nur" auf Platz sieben, weltweit gesehen war er jedoch der wärmste der Messgeschichte. Trockenheit, Waldbrände, aber auch enorme Unwetter standen auf der Tagesordnung.
IMAGO/Robin Loznak

Die klimatischen Superlative nehmen kein Ende in diesem Sommer: Nachdem schon der Juli der bisher heißeste gemessene Monat war, hat das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Mittwoch bekanntgegeben, dass der heurige August so warm war wie noch nie. Zudem war er nach dem Juli 2023 der zweitwärmste jemals gemessene Monat.

Insgesamt war der Sommer 2023 global gesehen der mit Abstand heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. Die mittlere Temperatur lag in den Monaten Juni bis August bei 16,77 Grad und damit 0,66 Grad über dem Durchschnitt und war damit noch einmal deutlich höher als im bisherigen Rekordjahr 2019 mit 16,48 Grad, wie die Copernicus-Daten zeigen.

2023 führt die 30 heißesten Sommer der Messgeschichte deutlich an
2023 führt die 30 heißesten Sommer der Messgeschichte deutlich an.
C3S/ECMWF

"Die globalen Temperaturrekorde fallen 2023 weiter", sagte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess. "Der wärmste August folgt auf den wärmsten Juli und Juni und führt zum wärmsten borealen Sommer in unserem Datensatz, der bis 1940 reicht." Im August war die globale mittlere Oberflächentemperatur mit 16,82 Grad um 0,71 Grad höher als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter von 1850 bis 1900 lag die Temperatur im August schätzungsweise um rund 1,5 Grad höher. Nur im Vormonat Juli war es mit 16,95 Grad noch wärmer.

Hitzewellen bis ins Gebirge

Die Extreme waren vielerorts spürbar. Hitzewellen fegten in diesem Sommer über die nördliche Hemisphäre, insbesondere Südeuropa, die südlichen USA und Japan waren betroffen. Aber auch in Australien, verschiedenen südamerikanischen Staaten und in der Antarktis wurden Temperaturen weit über dem Durchschnitt registriert.

Globale Lufttemperatur seit 1940 im August
Abweichung der globalen Lufttemperatur im August von der Referenzperiode 1991–2020.
C3S/ECMWF

In Österreich geht dieser Sommer als siebtwärmster in die Messgeschichte ein, wie die Geosphere Austria (vormals ZAMG) vor wenigen Tagen verlautbarte. "In der vorläufigen Auswertung liegt der Sommer 2023 im Tiefland Österreichs um 1,1 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen ebenfalls um 1,1 Grad", sagt Alexander Orlik, Klimatologe an der Geosphere Austria, "das ergibt im Tiefland Österreichs Platz sieben in der Reihe der wärmsten Sommer der 257-jährigen Messgeschichte und auf den Bergen Platz sechs in der 173-jährigen Gebirgsmessreihe." Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990, die von der Klimaerwärmung noch nicht so stark betroffen war, lag der Sommer 2023 im Tiefland um 2,8 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 2,9 Grad.

Sommer Österreich Hitze
Fast alle wärmsten Sommer in Österreich wurden in den letzten 15 Jahren verzeichnet. Auch heuer sind die Abweichungen zum Zeitraum 1961 bis 1990 eklatant.
Geosphere

Auf globaler Ebene sei das bisherige Jahr (Jänner bis August) das zweitwärmste in den Aufzeichnungen nach dem Jahr 2016, als es ein starkes wärmendes El-Niño-Ereignis gab, heißt es von Copernicus. Derzeit baut sich das Klimaphänomen erneut auf – was Klimaexperten mit Sorge auf die kommende Zeit blicken lässt. "Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen, die jeden Winkel des Planeten treffen, fertigwerden können", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres zu den Copernicus-Daten. Er forderte die Staats- und Regierungschefs zum Handeln auf. "Wir können das schlimmste Klimachaos immer noch verhindern – und wir haben keinen Moment zu verlieren."

Hitzewelle in den Ozeanen

Neben den Rekorden bei den Oberflächentemperaturen an Land gab es in den vergangenen Monaten auch ungewöhnlich hohe Anomalien bei den Meeresoberflächentemperaturen, insbesondere im Nordatlantik. Die globalen Meerestemperaturen stiegen auch im August weiter, wobei an jedem Tag der vorige Rekord von März 2016 gebrochen wurde. Mit einer Durchschnittstemperatur von 20,98 Grad wurden so hohe Temperaturen wie noch nie verzeichnet. Im Nordatlantik wurde am 31. August ein Rekordwert von 25,19 Grad erreicht.

Meeresoberfläche Temperaturentwicklung
Temperaturentwicklung der Meeresoberfläche.
C3S/ECMWF

Auch die Bedeckung mit Meereis in der Antarktis lag im August um zwölf Prozent unter dem Durchschnitt, die größte Abweichung im August seit Beginn der Satellitenmessungen. Die Copernicus-Analysen beruhen auf computergenerierten Analysen, die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt nutzen. Das historische Klima können Klimaforscher unter anderem aus Baumringen, Luftblasen in Gletschern und Korallen rekonstruieren.

"Die wissenschaftlichen Beweise sind überwältigend", sagte Copernicus-Vizedirektorin Burgess. "Wir werden weiterhin Klimarekorde sowie intensivere und häufigere extreme Wetterereignisse sehen, die sich auf Gesellschaft und Ökosysteme auswirken, bis wir aufhören, Treibhausgase auszustoßen." (Karin Krichmayr, 6.9.2023)

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AFP