Eine Brücke ist durch die Wassermassen eingebrochen im griechischen Volos in der Region Thessalien.
Eine Brücke in der Stadt Volos in der Region Thessalien ist eingebrochen.
IMAGO/Antonis Nikolopoulos / Eur

Volos/Athen – Die zwei Österreicher, die sich auf der von den jüngsten schweren Unwettern stark betroffenen Halbinsel Pilion in Griechenland aufgehalten haben, werden weiter vermisst. "Die österreichische Botschaft in Athen beziehungsweise das Honorarkonsulat in Volos stehen in laufendem Kontakt mit den griechischen Behörden, um die Suche bestmöglich zu unterstützen", hieß es am Freitag seitens des Außenministeriums.

Video: Mehrere Dörfer in Griechenland von Wassermassen eingeschlossen
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Bei den beiden Österreichern handelt es sich laut dem Portal "ekathimerini.com" um ein frischvermähltes Paar aus Graz, dessen Ferienunterkunft am Dienstag in der Region Pilion weggeschwemmt wurde. Das Paar sei auf einen Hügel geflohen, um den Wassermassen zu entkommen. Die BBC berichtet jedoch, das österreichische Paar habe sich in seinem Ferienbungalow verbarrikadiert und seit mit diesem weggespült worden. Die beiden gelten seither als vermisst.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte den Bürgern der überfluteten Regionen Mittelgriechenlands am Freitag umfassende Hilfe zu. "Ich verstehe den Ärger und die Wut", so Mitsotakis mit Blick auf die Kritik der parlamentarischen Opposition, die in den vergangenen Tagen angesichts der großen Schäden ein Versagen der Regierung feststellte. Er werde den Menschen und auch den lokalen Verwaltungen den Rücken stärken, sagte Mitsotakis.

Zehn Todesopfer

Im griechischen Katastrophengebiet versuchten indes Rettungskräfte weiterhin, Menschen aus überschwemmten Dörfern in Sicherheit zu bringen. Insgesamt seien bisher fast 2.000 Menschen gerettet worden, sagte Feuerwehrsprecher Vasilios Vathrakogiannis am Freitag dem Nachrichtensender ERT News. Die Zahl der Toten stieg am Freitag auf zehn. Wie viele Personen vermisst werden, ist unklar.

Weil viele Dörfer noch von den Wassermassen umschlossen und von der Umgebung abgeschnitten sind, ist die Lage unüberschaubar. Der griechische Wetterdienst Meteo veröffentlichte eine Karte, die das Ausmaß der Überschwemmungen zeigte. Besonders dramatisch ist die Lage demnach in der Gemeinde Karditsa, die einem großen See gleicht. Insgesamt seien rund 72.000 Hektar Fläche überschwemmt, teilten die Meteorologen mit.

Video: Überflutungen in Griechenland: Schwieriger Rettungseinsatz
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Schwierige Versorgungslage

In den frühen Morgenstunden des Freitags wurde auch für die Stadt Larisa Alarm ausgelöst – dort habe der Fluss Pinios, wie die Tageszeitung "Kathimerini" schrieb, einen Pegelstand von 9,5 Metern statt normalerweise rund vier Metern erreicht. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Stadtteile, die von einem Übertreten des Flusses betroffen wären.

In der Hafenstadt Volos mit rund 150.000 Einwohnern hatten die starken Regenfälle unzählige Tonnen Matsch in die Straßen gespült. Autoverkehr blieb bis auf weiteres verboten, um den Rettungskräften den Weg freizuhalten und weil Straßen überschwemmt oder weggespült waren. Strom- und Wasserversorgung waren bis zum Donnerstagabend noch nicht wiederhergestellt. Derweil gingen in den Supermärkten die Trinkwasservorräte zur Neige.

"Ein riesiger See"

"Thessaliens Flachland ist ein riesiger See", sagte Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios dem Sender ERT News am Donnerstagmittag. Vielerorts stehe das Wasser höher als zwei Meter. Mittlerweile sei auch das Militär mit Schlauchbooten im Einsatz. In der gesamten Region Thessalien leben rund 700.000 Menschen – so gut wie alle seien von der Flut betroffen.

"Wir hatten binnen 36 Stunden gut 5.000 Notrufe, so etwas gab es noch nie", sagte Artopoios. Er bat die Menschen, weiterhin anzurufen – jene, die nicht unmittelbar gefährdet seien, rief er jedoch zu Geduld auf. Die gesamte Region Thessalien gilt als die Kornkammer Griechenlands, hier stehen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser.

Überflutungen in Thessalien, Griechenland
Vielerorts in Thessalien steht das Wasser laut Feuerwehr höher als zwei Meter.
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Militär entsandt

Angesichts der dramatischen Lage in den von Unwettern heimgesuchten Regionen Mittelgriechenlands ordnete Regierungschef Kyriakos Mitsotakis den Einsatz des Militärs an. Mitsotakis wird die Katastrophenregion von Thessalien am Wochenende besuchen, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Hochwasser nach Unwetter in Türkei
Auch in der Türkei herrscht nach Unwettern Hochwasser.
AP/Khalil Hamra

Die griechische Wetterbehörde EMY erklärte das Sturmtief Daniel derweil am Freitag für beendet. Seit Montag hatte es sich über Thessalien festgesetzt und bis Donnerstag angehalten. Die Niederschlagsmengen des Tiefs übertrafen alles, was griechische Meteorologen bisher gemessen hatten. So fielen örtlich zwischenzeitlich mehr als 700 Liter Wasser je Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.

Überschwemmungen auch in der Türkei

Neben Griechenland sind auch Regionen Bulgariens und der Türkei von dem Extremwetter betroffen. Bei den schweren Unwettern sind in der Türkei Stand Mittwoch acht Menschen ums Leben gekommen, 31 seien verletzt worden, hieß es. Starkregen hatte zuvor Häuser und Straßen überschwemmt. Der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge wurden auch Ferienbungalows von den Wassermassen mitgerissen.

Die Lage an der bulgarischen Schwarzmeerküste hat sich nach dem verheerenden Hochwasser vom Dienstag derweil entspannt. Beim Hochwasser infolge des Starkregens kamen in Bulgarien am Dienstag vier Menschen ums Leben. Es gebe Angaben des Innenministeriums vom Donnerstagmorgen zufolge keine Hinweise auf Menschen in Not oder auf neue Todesopfer. In der betroffenen Region regnete es seit Mittwoch nicht mehr. Das Ausmaß aller Schäden konnte noch nicht beziffert werden. (APA, red, 7/8.9.2023)