Als Chrome die Welt der Browser betrat, war diese noch eine komplett andere: Microsofts Internet Explorer war weiterhin der klar dominierende Browser, auch wenn es Mozillas Firefox zunehmend gelang ihm Marktanteile abzuknabbern. Insofern wurde das Auftauchen einer neuen Wahlmöglichkeiten damals von vielen freudig begrüßt, zumal Chrome sich schnell als schlanke und moderne Alternative erwies.

Alles ist anders

Vom Herausforderer längst zum Marktdominator avanciert, feiert Chrome nun seinen 15. Geburtstag – und das mit einem Pack an Neuerungen. Die sichtbarste: Der Browser bekommt einen überarbeiteten Look. Der grundlegende Aufbau bleibt dabei ähnlich, das Design erinnert mit seinen vielen Rundungen nun aber stark an jenes "Material You", das auch bei Android genutzt wird. Dazu passend ist es möglich, individuelle Farb-Highlights zu wählen.

Ein neuer Default-Look für Chrome
Google

In diesem Zug wurden aber auch einige Menüs und Dialoge umsortiert. So haben nun Dienste wie der Google Passwort Manager oder auch Google Translate eine prominentere Platzierung erhalten, auch der Zugriff auf Erweiterungen wurde vereinfacht. Apropos: Passend dazu wurde auch dem Chrome Web Store ein komplett neuer Look verpasst.

Phishing-Schutz

Verbesserungen gibt es für den Schutz vor Phishing und Schadsoftware: Hat Google bisher eine lokal gespeicherte Liste für die Erkennung solcher Seiten verwendet, erfolgt nun ein Echtzeitabgleich mit einer aktuellen Liste bei Google. Das Unternehmen versichert, dass dieser Vergleich anonymisiert erfolgt, auf diesem Weg also keine Informationen über die von den Nutzern besuchte Seiten gesammelt werden können.

Google geht davon aus, dass damit die Erkennung entsprechender Seiten um 25 Prozent verbessert wird. Das demonstriert auch, wie schnell Kriminelle mittlerweile arbeiten. Wurde doch schon die alte, lokale Liste bisher alle 30 bis 60 Minuten aktualisiert.

Ein Screenshot von Chrome 117
Wer will kann künftig auch die Farbhighlights individuell auswählen
Proschofsky / STANDARD

Ein Echtzeitvergleich war bisher unter dem Namen "Enhanced Safe Browsing" optional. Dieser Modus soll auch nach der aktuellen Umstellung erhalten bleiben, bietet er doch noch zusätzliche Vorteile wie eine verbesserte KI-Erkennung von Gefahren oder eine genaue Untersuchung von Downloads sowie besseren Schutz vor bösartigen Erweiterungen, bei denen dann sehr wohl Daten an Google gesendet werden.

Privacy Sandbox

Parallel dazu erreicht Chrome einen Meilenstein, der bei vielen wohl weniger gern gesehen wird: Mit Chrome 117 wird bei praktisch allen Usern die sogenannte "Privacy Sandbox" von Haus aus aktiviert. Dabei handelt es sich um ein System, das direkt lokal im Browser die Interessen der Nutzer analysiert und diese dann in unterschiedliche Kategorien einordnet. Auf Basis dieser Informationen sollen Webseiten dann künftig passende Werbung ausliefern können.

Ein Screenshot der AdPrivacy-Einstellungen in Chrome
Wer die Privacy Sandbox nicht will, kann sie in den Chrome-Einstellungen einfach deaktivieren
Google

Google selbst bezeichnet dies als privatsphärenfreundlichen Ersatz zum gewohnten Tracking über Third Party Cookies und andere eindeutige Identifikatoren. Tatsächlich sollen im Gegenzug nun besagte Dritt-Cookies nach und nach blockiert werden. Bei einem kleinen Teil der Chrome-User soll es Anfang 2024 so weit sein, abgeschlossen soll dieser Prozess dann in der zweiten Jahreshälfte 2024 werden.

Umstritten

Auch wenn Google betont, dass die Privacy Sandbox keine eindeutige Identifizierung einzelner Nutzer zulässt – eine Aussage, die allerdings durchaus umstritten ist – so handelt es sich dabei doch um eine weitere Form der Datenauswertung, und dürfte alleine schon deswegen nicht allen gefallen. Insofern gibt es zumindest eine gute Nachricht: Das Ganze lässt sich in den Privatsphären-Einstellungen von Chrome mit ein paar Klicks sehr einfach deaktivieren. (apo, 10.9.2023)