Wien Holding Arena
Die Innengestaltung (hier eine Visualisierung des siegreichen Architektenteams) ist öffentlich noch nicht bekannt. Es soll aber trotz einer Reduktion des Projekts durch die zum Zug gekommene Firma OVG Bristol weiterhin Platz für zumindest 20.000 Besucher sein.

Der aktuelle Stand ist: Ende 2029. In diesem Jahr soll die neue riesige Wiener Eventarena in Neu Marx im dritten Bezirk fertig errichtet sein und mit den ersten Großveranstaltungen in Betrieb gehen. Die in die Jahre gekommene Wiener Stadthalle soll dann als Österreichs größte Veranstaltungshalle abgelöst werden. Mit der modernen Mega-Arena für mindestens 20.000 Besucher, so die Hoffnung der Stadt Wien und der städtischen Wien Holding, sollen dann auch wieder Superstars und Produktionen nach Wien gelockt werden können, die mit der technisch veralteten Stadthalle nichts mehr anfangen konnten.

Ob die Pläne halten, ist freilich offen. Und angesichts des bisherigen Projektverlaufs samt mehrjährigen Verzögerungen ist mehr als eine gesunde Portion Skepsis angebracht. Mitte Juli 2023 verkündete die Wien Holding, dass die Suche nach einem privaten Partner, der die Halle plant, errichtet, betreibt und finanziert, erfolgreich war. Beim Vergabeverfahren setzte sich die OVG Bristol mit Sitz in London durch, die laut Wien Holding über ein Firmenkonstrukt zur Oak View Group gehört. Der 2015 gegründete US-Konzern ist nach Eigenangaben der größte Entwickler von Sport- und Eventhallen weltweit: Aktuell wird etwa in Manchester eine Arena mit einer Kapazität von 23.000 Besuchern errichtet, die ersten Veranstaltungen im "Co-op Live" sollen im Frühjahr 2024 stattfinden.

Öffentlich verkündet wurde von der Wien Holding nur, dass die Gesamterrichtungskosten mit 384 Millionen Euro veranschlagt wurden. Die Stadt soll sich mit 55 Millionen Euro beteiligen. Wie sehr die aktuellen Pläne vom Siegerentwurf des Ende 2020 abgeschlossenen Architektenwettbewerbs abweichen, wurde nicht verraten.

So sieht der siegreiche Entwurf der Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister aus dem Jahr 2020 aus. Öffentlich ist noch nicht bekannt, wie die veränderten Pläne durch OVG Bristol aussehen. Das Hochhaus (links im Bild) wird derzeit aber nicht gebaut, das ist schon fix.
Rendering: Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister

Drastische Reduktion der Pläne

Laut STANDARD-Infos handelt es sich praktisch um ein neues Projekt: Die siegreichen Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister hatten auf Basis der Vorgaben der Stadt Wien ein Projekt mit rund 100.000 Quadratmetern geplant. Erst dann entschied sich die Stadt, aus Kostengründen für die weitere Entwicklung einen privaten Partner zu suchen. Die OVG-Pläne kommen nun mit lediglich rund 64.000 Quadratmetern aus. Vor allem bei den Flächen für Produktion, Technik und Backstage, aber auch Sanitäranlagen, wurde signifikant eingespart.

"Die Fläche der Arena war im Vergabeverfahren nicht vorgegeben", sagte ein Sprecher der Wien Holding auf Anfrage. Völlig freigestellt war die Neugestaltung im Innenraum. Das Kriterium einer Halle mit der Kapazität von zumindest 20.000 Besuchern werde von der OVG erfüllt, das gelte auch für "alle formalrechtlichen Verpflichtungen aus dem Vergabeverfahren". Im siegreichen Entwurf der Architekten anno 2020 waren übrigens neben der Arena auch ein Hochhaus sowie eine Nebenhalle vorgesehen. Diese beiden Projekte waren laut Wien Holding aber "nicht Gegenstand des aktuellen Wettbewerbs".

Dass die Wien Holding noch keine Detailpläne zum OVG-Projekt enthüllt, liegt auch daran, dass das Vergabeverfahren gerichtsanhängig ist. Die beim Bieterverfahren unterlegene deutsche Firma CTS Eventim legte vor dem Verwaltungsgericht Wien Einspruch ein. Diese ging mit einem größeren und teureren Hallenprojekt (rund 90.000 Quadratmeter, etwa 800 Millionen Euro Gesamterrichtungskosten) ins Rennen, orientierte sich aber viel näher am Konsolidierungsprojekt.

Schriftliches Urteil bis Anfang Oktober erwartet

Der Baukonzern Porr, zuvor im Konsortium von OVG, zog seinen Einspruch hingegen zurück. Die Verhandlung ging Ende August über die Bühne, das Urteil wird schriftlich zugestellt. Die Wien Holding rechnet bis Anfang Oktober damit.

Offiziell wollte sich CTS Eventim nicht zum Gerichtsverfahren äußern. Kenner der Materie schildern aber einige Ungereimtheiten im Vergabeverfahren. So soll OVG zuvor in einem Bieterkonsortium mit der global tätigen Entertainmentfirma Live Nation sowie Porr aufgetreten sein. Als Gewinner des Verfahrens ist von der Wien Holding aber nur von der OVG Bristol die Rede, wie auch das Online-Medium Zackzack berichtete. Hinterfragt wird zudem, ob die OVG alleine hätte mitbieten dürfen, weil sie keinen Firmensitz in Österreich oder der EU hat.

Teil des Verfahrens war auch eine sogenannte Break-off-Klausel, die laut Wien Holding für beide Bieter gegolten hat. Diese besagt, dass der siegreiche Bieter innert zwei Jahren nach Zuschlag das Projekt verlassen kann – die angefallenen Kosten aber beglichen werden müssen. Die private Firma hält damit auch ein Druckmittel gegenüber der Stadt für Nachverhandlungen in der Hand. (David Krutzler, 12.9.2023)