Ringtumrverhüllung Gottfried Helnwein
Ab Ende September wird das neue Werk "My Sister" von Gottfried Helnwein am Ringturm zu sehen sein.
Gottfried Helnwein / Hertha Hurnaus / Wiener Städtische Versicherungsverein

Wien – Er ist wieder zurück. Wie am Montag bekannt wurde, wird der österreichische Künstler Gottfried Helnwein erneut auf Initiative des Wiener Städtischen Versicherungsvereins einen überdimensionalen Aufruf gegen Gewalt gestalten. Die insgesamt 3.000 Quadratmeter große Verhüllung des Ringturms am Wiener Donaukanal möchte diesmal Gewalterfahrungen von Frauen und Kindern nachdrücklich sichtbar machen. Mit seinem Beitrag im Jahr 2018 am Ringturm hatte der renommierte Künstler für Aufsehen gesorgt und polarisiert. Das realistische Bild eines Kindes mit Maschinengewehr sollte als Appell gegen Gewalt, Terror und Angst stehen – und führte zu regen Diskussionen.

Ein Rendering verrät, dass das diesjährige Kunstwerk "My Sister" ein verletztes Mädchen mit gesenktem und blutverschmiertem Gesicht zeigen wird. "Die Kunst hat viele Aufgaben, eine davon ist es, sich mit Gewalt auseinanderzusetzen. Es gibt eine lange Tradition in der Kunst, die die Menschen dazu zwingt, sich damit zu beschäftigen, meistens jedoch vergeblich, weil verständlicherweise vieles verdrängt wird. Aber die Verdrängung hat die Gefahr, dass sich die Geschichte immer wiederholen muss", sagt Helnwein über sein neues Werk. Ende September sollen die Montagearbeiten fertig sein, die Verhüllung ist dann bis Ende Oktober zu sehen.

Geburtstagsgeschenk

In der Aussendung heißt es, dass kaum ein Künstler der Gegenwart für das Projekt besser geeignet sei als Gottfried Helnwein, um Gewalt auf so eindringliche Weise zu thematisieren. Zusätzlich wird betont, dass es sich bei den Darstellungen des Künstlers natürlich um keine Handlungsanweisungen handle, sondern um ein Sichtbarmachen. Zusätzlich wird am 9. Oktober eine Ausstellung als Teil der Antigewaltkampagne des Wiener Städtischen Versicherungsvereins im Ringturm eröffnet, die sich mit situativer und häuslicher Gewalt sowie der Rolle der Kunst und "Safe Public Spaces" auseinandersetzt.

Der in Wien geborene Helnwein gilt als Provokateur in der Kunstszene und ist für seine hyperrealistischen Bilder von bandagierten und verwundeten Kindern bekannt. Schmerz, Gewalt, Verletzung und NS-Terror sind omnipräsente Themen seiner Werke, die stets auf fotografischen Vorlagen basieren. Das Kind dient ihm dabei stellvertretend als Verkörperung von Ängsten. Zu seinem 75. Geburtstag im Oktober widmet ihm die Albertina eine umfassende Ausstellung. (Katharina Rustler, 11.9.2023)