So war es am 20. Juni in Wien, so ähnlich soll es in Solna sein: Österreich siegte durch zwei Tore von Christoph Baumgartner 2:0.
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Ralf Rangnick ist ein Mann der klaren Worte. Konkreter kann man eine Frage, die höflichkeitshalber gestellt werden musste, nicht beantworten. Ob er als deutscher Bundestrainer zur Verfügung stehen würde? "Nein." Österreich atmet also durch und auf, der 65-Jährige bleibt Teamchef. Auf jeden Fall bis zur Fußball-EM 2024 in seiner deutschen Heimat. Vorausgesetzt, man erreicht sie, aber diesbezügliche Zweifel liegen fast unter der Wahrnehmungsgrenze.

Der nächste, entscheidende Schritt zum Ziel soll heute in Solna erfolgen. Die Schweden stehen in der Friends Arena unter Druck. Sie haben in Wien 0:2 verloren und in der Gruppe F vier Zähler Rückstand auf den Gast und auch auf Belgien.

Kapitän David Alaba erwartet "ein intensives Spiel. Wir wissen, dass wir mit einem Sieg einen großen Schritt machen können, lassen uns davon aber nicht zu sehr verrückt machen." Also ist Klugheit vonnöten. "Wir wollen selbstbewusst auftreten und mutigen Fußball spielen." Alaba hat an die Friends Arena wunderbare Erinnerungen, das 4:1 vor acht Jahren bescherte die EM-Teilnahme 2016. Die Gruppe wurde mit 28 von 30 möglichen Punkten erledigt. Das Match unter Marcel Koller gilt als das wohl beste in diesem Jahrtausend. Neben Alaba waren auch Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer im Einsatz, Alaba steuerte aus einem Elfer ein Tor bei, er schupfte den Ball ziemlich frech ins Netz. Für Rangnick ist also Luft nach oben vorhanden.

Qual der Wahl

Ein Matchplan wurde erstellt, Rangnick verriet ihn im Detail nicht, das wäre nämlich äußerst bescheuert. Das magere 1:1 im eher sinnbefreiten Test gegen die Republik Moldau wurde kurz aufgearbeitet, aber wirklich nur kurz, in Linz begann ja eine B-Elf. In Solna wird aus dem Vollen geschöpft, es gibt im Kader nicht einen angeschlagenen Akteur. Diese Qual der Wahl erfreut den Teamchef. Wer nicht zum Zuge komme, sollte nicht traurig sein. "Es gibt ja eine zweite Halbzeit."

Er vermutet, dass die Schweden auf ihre starke Offensive setzen, als Gegenmaßnahme empfiehlt Rangnick "Balleroberung und schnelles Umschalten". Denn eines sei klar. "Wir wollen versuchen, einen Riesenschritt in Richtung EM zu machen, und das können wir, indem wir das Spiel gewinnen oder zumindest nicht verlieren. Wobei unsere Art nicht darauf ausgerichtet ist, zunächst nur auf ein Unentschieden zu gehen." Zusätzliche Erklärung: "Unser Spiel ist proaktiv, so, dass wir selbst die Kontrolle darüber haben wollen, was auf dem Platz passiert. Am Ende ist es eine Frage der Energie. Wer kriegt mehr Power auf den Platz?"

Die Schweden siegten am Samstag in der EM-Qualifikation in Estland überzeugend mit 5:0. Neue Erkenntnisse gab es für Rangnick natürlich keine. Man dürfe den Schweden keinesfalls Zeit und Raum geben, weil sie im Offensivbereich mit Emil Forsberg, Dejan Kulusevski oder Alexander Isak "auch im internationalen Bereich gut aufgestellt sind. Wenn sie ihr Spiel aufziehen können, sind sie gut. Es geht eben darum, das nicht zuzulassen."

Abgesagte Party

Eine Aufstiegsparty wurde durch das 5:0 abgesagt. "Doch wer ist davon ausgegangen?", fragte Rangnick sich selbst. "Das kann nur jemand gewesen sein, der träumt. Wenn irgendwer ernsthaft geglaubt hat, dass Belgien in Aserbaidschan und Schweden am Samstag etwas liegenlassen, das passiert alle Jubeljahre einmal."

Gejubelt soll in Solna trotzdem werden. Ob Arnautovic der Startformation angehört, ließ der Teamchef offen. "Er ist immer wertvoll, egal ob er von Beginn an spielt oder im Laufe des Matches kommt." Arnautovic selbst tritt vehement für den Beginn ein. Denn auch er ist ein Mann der klaren Worte. (Christian Hackl, 12.9.2023)

Fußball-EM-Qualifikation – Gruppe F, 6. Runde:
Schweden – Österreich
Solna, Friends Arena, 20.45 Uhr / live ORF 1, SR Gözübüyük/NED

Schweden: Olsen (Aston Villa/67 Länderspiele) - Wahlqvist (Pogon Stettin/10/0 Tore), Hien (Hellas Verona/7/0), Lindelöf (Manchester United/60/3), M. Olsson (Malmö/56/5) - Kulusevski (Tottenham/31/3), A. Ekdal (Spezia/67/0), Gustafson (BK Häcken/8/0), Forsberg (82/20) - Gyökeres (Sporting Lissabon/15/4), Isak (Newcastle United/41/10)

Ersatz: Nordfeldt (AIK Solna/17), Johansson (Rotherham United/0) - Lagerbielke (Celtic Glasgow/1/0), Starfelt (Celta Vigo/7/0), Sema (Watford/16/0), Holm (Spezia/3/0), Cajuste (Napoli/16/0), Kälström (Lech Posen/13/0), Rohden (Fatih Karagümrük/18/2), Claesson (FC Kopenhagen/70/14), Karlsson (Bologna/12/3), Quaison (Al-Ettifaq/48/14)

Es fehlen: K. Olsson, Augustinsson, H. Ekdal, Elanga (alle verletzt), Svanberg (privat)

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/9) - Posch (Bologna/25/1), Alaba (Real Madrid/102/15), Lienhart (Freiburg/14/0), Wöber (Borussia Mönchengladbach/16/0) - Laimer (Bayern München/27/2), Seiwald (RB Leipzig/15/0), X. Schlager (RB Leipzig/36/3), Sabitzer (Borussia Dortmund/72/14) - Gregoritsch (Freiburg/48/11), Arnautovic (Inter Mailand/109/34)

Ersatz: Bachmann (Watford/14), Hedl (Rapid/1) - Mwene (Mainz/7/0), Ljubicic (1. FC Köln/9/1), Danso (Lens/14/0), Schnegg (Sturm Graz/1/0), Grillitsch (Hoffenheim/37/1), Kainz (1. FC Köln/25/1), Cham (Clermont Foot/1/0), Seidl (Rapid/0), Wimmer (Wolfsburg/5/0), Baumgartner (RB Leipzig/30/10), Onisiwo (Mainz/23/1)

Es fehlt: Querfeld (bei U21-Team)

Parallelspiel (20.45 Uhr): Belgien – Estland

Die nächste Runde am 13. Oktober: Österreich – Belgien (20.45 Uhr), Estland – Aserbaidschan (18.00 Uhr)