Einen David Alaba könnte jeder Trainer der Welt gut gebrauchen.
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Den Deutschen zum Troste sei erwähnt, dass sie vierfacher Weltmeister und dreifacher Europameister im Fußball bleiben. Österreich hält hartnäckig bei null Titeln, das legendäre Córdoba war pokaltechnisch betrachtet völlig wurscht.

Der Vergleich hinkt, Deutschland ist viel größer, hat 84 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen, Österreich neun. Doch mit der Anzahl brauchbarer Fußballer hat das nur bedingt zu tun, sonst wäre das kleine Dänemark nur eine Randnotiz. Masse ergibt nicht automatisch Klasse. Didi Hamann, 59-facher deutscher Internationaler, sagt glatt: "Österreichs Sorgen hätte ich gerne. Egal wer in Deutschland spielt, sie spielen denselben Schmarrn." Recht hat er, der TV-Experte.

Ralf Rangnick kann aus dem Vollen schöpfen, wobei es immer darum geht, aus starken Einzelspielern eine homogene Mannschaft mit Wiedererkennungswert zu formen. Daran ist Hansi Flick kläglich gescheitert. Okay, Torleute hat Deutschland, Marc-Andre ter Stegen ist kein Nachteil. Manuel Neuer wäre ohne gebrochenes Bein einer der Besten seiner Zunft. In Österreich bewacht Alexander Schlager das Tor. Den Beweis, Weltklasse zu sein, kann er ja noch liefern.

Vergleich macht sicher

In der Abwehr schaut es düster aus. Für Deutschland. Österreich hat ein Überangebot an Innenverteidigern, wer neben David Alaba agiert, ist Geschmacksache, die Warteschlange lang, Kevin Danso und Philipp Lienhart sind nur zwei Beispiele. Die Deutschen halten mit Antonio Rüdiger und Niklas Süle dagegen. Rüdiger ist bei Real Madrid Kollege von Alaba, aber im Nationalteam um zwei Klassen schwächer. Süle ist der Erfinder der Langsamkeit. Außen setzt Deutschland auf Leute wie Nico Schlotterbeck, beim 1:4 gegen Japan war er eine Lachnummer, Max Wöber etwa hat noch nie ein so erbärmliches Länderspiel abgeliefert.

Im zentralen Mittelfeld tummeln sich bei Rangnick Laufmaschinen wie Konrad Laimer, Xaver Schlager oder Nicolas Seiwald, sie sind bei deutschen Spitzenvereinen engagiert. Emre Can oder Ilkay Gündogan kicken nicht in Österreich, vielleicht sollten sie das tun.

Auffallend ist, dass drei der 18 deutschen Bundesligavereine österreichische Kapitäne haben: Florian Kainz (Köln), Marco Friedl (Bremen) und Christopher Trimmel (Union Berlin). Die beiden Letztgenannten haben momentan keinen Platz in Rangnicks Kader. Natürlich hat der gebeutelte Nachbar profunde Offensivkräfte wie Serge Gnabry oder Leroy Sane zur Verfügung, aber sie sind Solisten. Über Thomas Müller könnte Marko Arnautovic schmunzeln. Vielleicht wäre ein österreichischer Bundestrainer die Lösung, aber der DFB wird Oliver Glasner nicht nehmen. Der ÖFB war da mit dem Deutschen Rangnick fantasievoller. (Christian Hackl, 12.9.2023)