AfD-Vorsitzende Alice Weidel und FPÖ-Chef Herbert Kickl bei einer Pressekonferenz in Berlin im Jänner 2020.
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Die Glückwünsche aus Berlin kamen umgehend. Die Alternative für Deutschland (AfD) war unter den Ersten, die dem im Juni 2021 frisch zum Parteichef gekürten Herbert Kickl gratulierten. Überraschend waren diese Glückwünsche nicht. Schon als blauer Klubobmann hatte Kickl angekündigt, die Kontakte und die Zusammenarbeit mit der AfD intensivieren zu wollen.

Das sei ihm ein wichtiges Anliegen, hatte Kickl gesagt, als er im Jänner 2020 die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag besucht hatte. Dort kam es zu einem interparlamentarischen Austausch und zu einer gemeinsamen Pressekonferenz unter anderem mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. Was die Zusammenarbeit zwischen FPÖ und AfD betrifft, meinte Kickl damals: "Da geht noch mehr." Es sei geradezu "eine Verpflichtung für unsere beiden Parteien, den Schulterschluss zu suchen", meinte er.

Auf Einladung einer AfD-Parteistiftung hielt Kickl im Rahmen seines Besuchs außerdem auch einen Vortrag zum Thema "Europa ohne Grenzen?".

AfD-Vorsitzende hält Vortrag

Nun folgt die Gegeneinladung: Weidel kommt auf Initiative des FPÖ-Parlamentsklubs und des Freiheitlichen Bildungsinstituts (FBI) nach Wien. Dienstagabend in einer Woche wird sie in den Parlamentsräumlichkeiten des Palais Epstein einen Vortrag zum Thema "Die deutsche 'Ampel' als abschreckendes Beispiel für Österreich" halten. Die Einladung liegt dem STANDARD vor.

Es ist davon auszugehen, dass auch Kickl dem Vortrag lauschen wird, eine entsprechende Frage ließ sein Büro allerdings unbeantwortet. Medienvertreterinnen und -vertreter sind bei der Veranstaltung jedenfalls nicht erwünscht – "aus Platzgründen", heißt es zum STANDARD. Allerdings werde der Vortrag per Livestream übertragen.

Kritik an Kickls AfD-Reise

Kickls Reise zur AfD nach Berlin hatte im Jänner 2020 – damals war noch der von Kickl später abgesägte Norbert Hofer Parteichef – intern zunächst für Kritik hinter vorgehaltener Hand gesorgt. Die Rede war von fehlender Absprache durch Kickl. Kurze Zeit später wagte sich schließlich der Vorarlberger FPÖ-Chef Christof Bitschi aus der Deckung. Solche Auslandsreisen seien "unnötig wie ein Kropf", ließ Bitschi in einer Aussendung wissen. Er würde "selbst auch solche Reisen nicht machen" und empfahl der Bundespartei, "solche Kontakte zu Parteien im Ausland grundsätzlich einzustellen und sich auf die Aufgaben im Land zu konzentrieren".

Die AfD hat im Übrigen nach eigenen Angaben aktuell 34.000 Mitglieder, rund 5.500 mehr als vor einem Jahr. Das teilte ein Pressesprecher am Dienstag in Berlin mit. Seit dem 11. September 2022 sind demnach knapp 2.400 Mitglieder aus der Partei ausgetreten, dem stehen 7.800 Neueintritte gegenüber. "Die Schwäche der politischen Gegner ist unsere Stärke", wurden die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla in einer Mitteilung zitiert. (Sandra Schieder, 12.9.2023)