Karin Kneissl, Österreichs ehemalige Außenministerin
Schon im Juni erklärte Karin Kneissl am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg, ernsthaft über eine Übersiedlung nach Russland nachzudenken.
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Wladiwostok / Sankt Petersburg / Wien – Die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl hat am Dienstag ihre Übersiedlung nach Russland bekanntgegeben. Am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok begründete sie ihre Entscheidung mit ihrer Tätigkeit in einem Thinktank, den die Universität in Sankt Petersburg im Sommer für die Ex-Politikerin eingerichtet hat. Sankt Petersburg ist auch die Heimatstadt von Kreml-Chef Wladimir Putin.

"Ich war Co-Gründerin des Gorki-Zentrums und leite es. Weil es dort viel Arbeit gibt und das Zentrum viel Aufmerksamkeit benötigt, kann ich das nicht nebenbei machen, und ich habe entschieden, für diese Arbeit nach Sankt Petersburg zu übersiedeln", sagte Kneissl der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Zeit als "politischer Flüchtling"

Die Ankündigung kommt nicht überraschend: Bereits im Juni hat Kneissl am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg erklärt, ernsthaft über eine Übersiedlung nach Russland nachzudenken, gleichzeitig aber für eine russische Staatsbürgerschaft nicht bereit zu sein. Putin, mit dem sie auf ihrer Hochzeit im südsteirischen Gamlitz im August 2018 getanzt hatte, könnte sie wie andere Promis à la Gérard Depardieu oder Steven Seagal per Erlass jederzeit einbürgern. So sie zuvor keine Erlaubnis österreichischer Behörden für eine Doppelstaatsbürgerschaft bekommen hätte, würde Kneissl in diesem Fall ihre österreichische Staatsbürgerschaft jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren.

Nach einer Zwischenstation in Frankreich lebte Kneissl, die sich als "politischen Flüchtling" bezeichnete und über ein "De-facto-Arbeitsverbot" in Österreich geklagt hatte, zuletzt im Libanon. In den vergangenen Monaten hielt sie sich vermehrt in Russland auf, zeigte bei Großveranstaltungen Präsenz und verbrachte den Sommer in einem Dorf in der Provinz. In einem Telegram-Kanal positionierte sie sich aber auch als Tierschützerin und verbreitete etwa Meldungen eines Moskauer Tierheims, das Frauchen oder Herrchen für Boxerhunde suchte. Abgesehen davon schrieb sie über Geopolitik und unterstützte dabei die Sichtweise des Kreml. (APA, red, 12.9.2023)