Höhlenmalerei, Spanien, Höhle, Cova Dones
In diesem Teil der Cova Dones rund 400 Meter hinter dem Eingang fanden die Forschenden die meisten steinzeitlichen Darstellungen.
Foto: Foto: A. Ruiz-Redondo, V. Barciela & X. Martorell

Die Höhle Cova Dones nahe Millares bei Valencia in Spanien ist den Einheimischen gut bekannt und gilt als beliebtes Ziel von Wanderern und Höhlenforschern. Umso größer war die Überraschung, als sich nun herausgestellt hat, dass die Höhle eine umfangreiche steinzeitliche Gemäldegalerie beherbergt.

Unbemerkte Kunstwerke

Die Existenz der paläolithischen Kunstwerke war vor allem wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes unbemerkt geblieben. Sie kamen erst ans Licht, als ein Team der spanischen Universitäten von Saragossa und Alicante gemeinsam mit britischen Archäologen der Universität Southampton im Juni 2021 die abgelegene Stätte an der iberischen Ostküste genauer in Augenschein nahmen.

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Die Cova Dones oder auch Cueva Dones genannte Höhle liegt südöstlich von Valencia. In dieser Region der Iberischen Halbinsel sind Höhlenmalereien eine Seltenheit.
Grafik: Foto: A. Ruiz-Redondo, V. Barciela & X. Martorell

Mehr als 100 Malereien und Gravuren entdeckten die Forschenden rund 400 Meter vom Höhleneingang entfernt, ihre Entstehungszeit wird auf mindestens 24.000 Jahre vor unserer Zeit datiert. Damit steht die Cova Dones in einer Reihe mit den berühmten steinzeitlichen Höhlenmalereien von Chauvet, Lascaux (beide Frankreich) oder Altamira (Spanien), auch wenn sie stilistisch vielleicht nicht an diese heran reichen. Über ihre Bedeutung berichtete das Team nun in der Fachzeitschrift "Antiquity".

Mehr als hundert Bilder

"Als wir den ersten gemalten Auerochsen erkannten, war uns sofort klar, dass wir es hier mit einem wichtigen Fund zu tun haben", sagte Aitor Ruiz-Redondo von der Universität Saragossa. "Obwohl Spanien das Land mit den meisten paläolithischen Höhlenmalereien ist, befindet sich der Großteil davon im Norden des Landes. Im Osten waren dagegen nur wenige solcher Stätten dokumentiert worden."

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Das Bild zeigt eine von zwei entdeckten Darstellungen von Auerochsen-Köpfen.
Foto: A. Ruiz-Redondo, V. Barciela & X. Martorell

Die eigentliche Überraschung offenbarte sich freilich erst, als die Forschenden bei der systematischen Untersuchung der Stätte erkannten, dass man hier nicht nur einzelne, sondern dutzende Kunstwerke vor sich hatte. 110 Darstellungen wurden bei der genauen Analyse der Höhlenwände bestätigt, möglicherweise könnten es jedoch noch viel mehr sein, denn die Untersuchung der Höhle ist noch lange nicht abgeschlossen.

Mit Lehm gemalt

Unter den zahlreichen Motiven haben die Expertinnen und Experten bisher 19 Tierdarstellungen identifiziert. Erkannt wurden unter anderem Hirsche, Hirschkühe, Pferde und Auerochsen. In den meisten Fällen diente der rote Lehm des Höhlenbodens als Malfarbe, was laut den Wissenschaftern vergleichsweise ungewöhnlich ist. Beispiele für eine derartige Malereitechnik sind rar, unter anderem auch deshalb, weil sie sich nur schlecht dazu eignete, die Jahrtausende zu überdauern.

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Viele der mit feuchtem Lehm gemalten Motive lassen sich heute nur noch mit viel Fantasie interpretieren.
Foto: A. Ruiz-Redondo, V. Barciela & X. Martorell

"Die Tiere und anderen Zeichnungen entstanden, indem die Menschen damals ihre in nassen Lehm getauchten Finger und Handflächen über die Wänden wischten", erklärte Ruiz-Redondo. "In der feuchten Umgebung der Höhle trockneten diese recht langsam, wodurch verhindert wurde, dass die Lehmfarbe zu schnell wieder abblätterte. Andere Darstellungen wurden allmählich von einer Kalzitschicht bedeckt, was sehr dabei half, dass sie bis heute erhalten geblieben sind." Allerdings hatte dies auch zur Folge, dass die Bilder zunächst kaum zu erkennen waren.

Bärenspuren halfen bei Datierung

Andere Zeichnungen wurden in die Wände geritzt oder entstanden, indem die urzeitlichen Künstler den Kalkbelag abschabten. Einige dieser geritzten Darstellungen wiesen jedoch Beschädigungen auf, die auf Höhlenbären zurückgingen – für die Forschenden ist dies ein Glücksfall. Da diese Tiere vor etwa 24.000 Jahren in der Region ausstarben, hat das Team einen guten Anhaltspunkt, was das Alter der Kunstwerke betrifft. Aber auch stilistisch passen die Malereien zu Gemälden anderer Höhlen der Region, die auf das Ende der Gravettién-Kultur datiert wurden.

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Diese in den Fels geritzte Antilope oder Hirschkuh ist dagegen deutlicher zu erkennen.
Foto: A. Ruiz-Redondo, V. Barciela & X. Martorell

Die große Anzahl an Motiven und die Vielfalt der eingesetzten Techniken machen die Höhle zum bedeutendsten Fundort für paläolithische Höhlenmalereien an der östlichen Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel, schreiben die Autorinnen und Autoren. "Die Höhle beherbergt wahrscheinlich sogar die größte Anzahl von Bildnissen, die in Europa seit den Entdeckungen in der Höhle von Atxurra am Golf von Bizkaia im Jahr 2015 gefunden wurden", meinte Ruiz-Redondo. (Thomas Bergmayr, 13.9.2023)