Die Signa Prime, die größte Gesellschaft im Immobilienbereich von René Benko, hat im Vorjahr wie berichtet rund eine Milliarde Euro Verlust verbuchen müssen. Auslöser dafür waren massive Abwertungen auf die Immobilien. Die Signa führte die Bewertungen in einem Statement "ausschließlich auf makroökonomische Umstände" zurück. Die Neubewertungen würden "aufgrund der herausragenden Qualität" des Portfolios der Signa Prime außerdem im Vergleich zum Gesamtmarkt besser ausfallen, so ein Signa-Sprecher.

Wie aber kann es sein, dass ein Unternehmen eine Milliarde Euro Verlust ausweist und dennoch nicht pleite ist? Das hat eben viel mit der Bewertung der Immobilien zu tun. Geht der Markt nach oben, steigt der Wert der Immobilien an. Verändert sich der Markt, verändert sich auch die Bewertung – und das kann eben auch zu Abwertungen führen. Eine Abwertung muss für ein Unternehmen nicht zwangsläufig zum Problem werden. Denn eine Immobilie kann trotz Abwertung noch immer mehr wert sein als zum Zeitpunkt des Erwerbs. Die Frage ist immer, wie viel man von den durch die Aufwertung erzielten Erträgen bereits ausgegeben hat – etwa in Form von Ausschüttungen.

Zum Problem können Abwertungen werden, wenn die Eigenkapitalquote betroffen ist. Muss diese – etwa für laufende Finanzierungen – einen bestimmten Wert haben, könnte das für ein Unternehmen zum Thema werden. Die Mieterträge sind die laufenden Einkommen für Immo-Investoren. Auch hier ist der Markt schwieriger geworden.

Immobiliengeschäft "mausetot"

Die Lage am Immobilienmarkt ist derzeit weit weg von rosig. "Das Immobiliengeschäft ist derzeit mausetot", fasst ein großer österreichischer Immobilienunternehmer die Lage auf dem Markt zusammen. Dass die Signa Prime zuletzt einen Milliardenverlust eingefahren hat, wundert ihn nicht – auch angesichts der aktuellen Zinssteigerungen. Steigen die Zinsen für Finanzierungen, sinken die Renditen, die die Immobilien einbringen, was sich in deren Bewertung niederschlägt.

Die Signa soll sich Marktgerüchten zufolge in Wien von so gut wie allen großen Immo-Projekten zurückziehen und verkaufen, nur das Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße und ein Projekt auf dem Korneuburger Werftgelände stehen den Gerüchten zufolge nicht zum Verkauf.

Die gestiegenen Zinsen belasten laut "Trend" vor allem die in Entwicklung befindlichen Projekte, die variabel verzinst sein dürften. Jede Zinsanhebung der EZB schlägt hier also durch. Laut "Trend" hatte Benko zuletzt erneut ein paar Hundert Millionen Euro privat eingebracht.

20 Millionen für Insolvenz

Neues gibt es auch rund um das Insolvenzverfahren der Möbelkette Kika/Leiner. Die Signa dürfte Bereitschaft signalisieren, an die 20 Millionen Euro in den Insolvenztopf nachzuschießen. Damit wolle sich die Signa von allfälligen weiteren Forderungen befreien, berichtet der "Kurier". Demnach soll die Zahlung in vier Raten innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Fix ist dieser Deal jedenfalls noch nicht. Aus involvierten Kreisen heißt es, dass Stillschweigen verordnet wurde.

Der nächste Schritt nach der Gläubigerversammlung vergangenen Montag ist nun der Bericht des Insolvenzverwalters zum Sanierungsplan, er wird Ende der dritten Septemberwoche erwartet.

Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter war die Insolvenz von Kika/Leiner die größte Pleite der vergangenen zehn Jahre. Eigentümer des Möbelhauses ist nun Investor Hermann Wieser. Betroffen von der Insolvenz sind rund 3300 Mitarbeiter, die Gläubigerforderungen belaufen sich laut Kreditschützern auf 132 Millionen Euro. Die Möbelkette strebt einen Sanierungsplan zahlbar innerhalb von zwei Jahren an. Die rund 440 Gläubiger sollen eine Quote von 20 Prozent erhalten. (Bettina Pfluger, Renate Graber, 12.9.2023)

Mehrere Bauhelme mit einem Logo der Signa liegen auf einem Tisch.
Die Signa musste zuletzt ihre Immobilien abwerten. Zudem soll sich das Unternehmen aus Teilen des Portfolios zurückziehen müssen.
APA/ROBERT JAEGER