"Ihr seid gekommen, weil ihr dem Tod nicht ins Auge sehen wollt. Ihr glaubt an das Leben, ihr glaubt an den Frieden, und all das wollt ihr jetzt": Diese Worte fielen beim Gründungsevent von Greenpeace. Das war Anfang der 70er-Jahre. Seit rund 50 Jahren kämpft die NGO mit ihren Kampagnen um die Rettung der Erde. Doch die Lage ist schlimmer als je zuvor. Der Streamingsender Sky erzählt jetzt in einer neuen Dokureihe – abrufbar ab Sonntag – aus dem Inneren der Umweltschutzorganisation und zeigt in den fünf Folgen von "Inside Greenpeace – Was braucht es, um die Welt zu retten?" auch Material, das bisher nicht veröffentlicht wurde.

Mit dem Greenpeace-Ballon gegen die Klimakrise.
Foto: Sky

Blockaden und Transparente

Ein Jahr lang haben die Filmemacher Florian Nöthe, Max Rainer, David Herman, Verena Sieben und Valentin Thurn sieben Aktivisten und Kampagnenmacher begleitet und waren mit ihnen in 17 Ländern unterwegs. Für die Dokureihe waren sie auch bei der Planung von Aktionen dabei – unter anderem bei der Vorbereitung der Blockade des Rotterdamer Hafens im Herbst 2021. Damals demonstrierte Greenpeace gegen den Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie. Die NGO wollte mit der Aktion auf "die Notwendigkeit eines Verbots von Werbung und Sponsoring für fossile Brennstoffe" hinweisen, betroffen war damals unter anderem Shell.

"Diese Firmen wollen die Welt immer weiter verschmutzen, es ist an der Zeit, dass sie verschwinden", sagt Jennifer Morgan, sie war Geschäftsführerin von Greenpeace International. Die Doku zeigt die Aktivistinnen und Aktivisten bei ihrer Arbeit, beim Klettern, beim Anbringen von Transparenten. Und auch wie sie ihre Kampagnen nutzen, um eine möglichst große Reichweite und damit Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Morgan lobbyiert, hält Reden, spricht mit Politikerinnen und Politikern. Und bei Kampagnen setzt sie ihren Körper ein. "Ein Teil von einer Aktion zu sein, die etwas blockiert, das viel Schaden anrichtet, gibt mir das Gefühl, das Richtige zu tun", sagt sie. Mittlerweise ist sie Klimabeauftrage der deutschen Bundesregierung, eine Personalie, die bei ihrer Bekanntgabe für Diskussionen sorgte. "Eine Aktivistin wird zur Staatsdienerin", schrieb etwa DER STANDARD über ihre Bestellung. Greenpeace zu verlassen sei ihr sehr schwergefallen, "aber manchmal begegnen einem völlig unerwartete Möglichkeiten, etwas zu bewegen", sagt sie in der Doku. Aber Greenpeace solle weiter versuchen, Regierungen zum Handeln zu bringen, "sei es die deutsche oder eine andere. Denn wir sind noch längst nicht an dem Punkt, wo wir hinmüssen, um die Katastrophe zu verhindern."

Ex-Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan.
Ex-Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan, jetzt Klimabeauftragte der deutschen Regierung.
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Im Regenwald und in Tschernobyl

"Inside Greenpeace" begleitet Aktivistinnen und Aktivisten auch bei ihren gefährlichen Einsätzen gegen die illegale Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald. Hier wird etwa trainiert, wie es ist, wenn einem die Pistole an den Kopf gesetzt wird. Die Filmemacher dokumentieren auch, wie Greenpeace in Schweden Patrouillen gegen Waldrodungen durchführte, die die Lebensgrundlage einer Gruppe von Samen zerstört hätten. Der betroffene Konzern ruderte daraufhin zurück.

Spannend sind vor allem die Rückblicke auf Jahrzehnte im Einsatz für den Umweltschutz. So hat Greenpeace den Serienmachern sein Archivmaterial zur Verfügung gestellt und laut Sky Zugriff auf 18.000 Bänder gewährt, die über 50 Jahre des Bestehens der NGO umfassen. Zu sehen ist auch der Beginn der Umweltorganisation, als sich junge Männer und Frauen mit einem Boot – finanziert aus Spenden – auf dem Weg nach Amchitka machten, um dort Atomtests zu verhindern.

Sky Original Doku | Inside Greenpeace | Trailer | Sky Österreich
„Inside Greenpeace – Was braucht es, um die Welt zu retten?“ ab 17. September exklusiv auf Sky und Sky X.
Sky Österreich

Gezeigt werden unter anderem auch die Besetzung der Ölplattform Brent Spar im Jahr 1995 und ein Besuch in Tschernobyl, mitten im Ukrainekrieg. Und auch der Anschlag auf das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior im Jahr 1995, bei dem ein Fotograf ums Leben kam. Die Aktivistinnen und Aktivisten erzählen über ihre Motivation, aber auch über ihre Ängste und die Nervosität vor einem Einsatz. Man sieht sie aber auch beim Feiern, als etwa Shell im Juni 1995 bekanntgibt, die Entsorgung in der Tiefsee aufzugeben. Und die Doku verschweigt auch nicht, dass nicht alle Aktionen geglückt sind.

Mit diesen Ausflügen und Einblicken in die Vergangenheit ist diese Sky-Produktion auch ein Zeitdokument, das aufzeigt, wie uneinsichtig manche mächtigen Unternehmen agieren, aber auch was der Einsatz für Umweltschutz bewirken kann. "Greenpeace arbeitet auf eine Welt hin, in der Greenpeace nicht mehr gebraucht wird", sagt ein Aktivist. "Hoffentlich leben wir irgendwann in einer Welt, in der Greenpeace sich auflösen kann." Aber solange es Umweltzerstörung gebe, werde es nötig sein, "sich dagegenzustellen". (Astrid Ebenführer, 15.9.2023)