Ein Mann geht durch ein Soja-Feld.
Die Ukraine steigt vermehrt auf Sojaanbau um. Insgesamt sind es mittlerweile 1,8 Millionen Hektar.
REUTERS/PJ HUFFSTUTTER

In Batjowo, nur acht Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, produzieren ukrainische Landwirtinnen und Landwirte zertifiziertes Soja für den österreichischen Markt. Die Bohnen werden zur Verarbeitung nach Ungarn gebracht und von dort weiter nach Österreich transportiert. Der Weg nach Wien ist für das Soja kürzer als für Bergbauernmilch aus Vorarlberg.

Als "perfektes Beispiel für eine nachhaltige europäische Lieferkette", bezeichnet das Wolodymyr Pugatschow, der ukrainische Regionaldirektor von Donau Soja, einem Branchenverband. Dass osteuropäische EU-Staaten die Importe aus der Ukraine drosseln wollen, hält Pugatschow im STANDARD-Gespräch für verfehlt. Von der aktuellen Debatte sei Soja zwar nicht betroffen, die EU könne von ukrainischem Getreide aber nur profitieren.

Mehr Anbauflächen

Seit Ausbruch des Krieges sind die Anbauflächen für Soja in der Ukraine gestiegen – selbst im Vergleich zum Jahr 2021. Gleichzeitig gingen die Flächen für andere Getreidesorten wie Weizen zurück. Mit Soja lässt sich aufgrund der aktuellen Marktbedingungen mehr Geld verdienen. Die Ukraine produziert mittlerweile auf circa 1,8 Millionen Hektar Sojabohnen – rund dreimal so viel, als sie für ihren eigenen Bedarf benötigt. Zum Vergleich: In Österreich wird im Agrarsektor eine Gesamtfläche von rund 2,5 Millionen Hektar bewirtschaftet.

Pugatschow sitzt in einem Feld.
Pugatschow sieht in Soja aus der Ukraine eine nachhaltige Alternative zu Südamerika.
Donau Soja

Der Angriff auf die Ukraine sei für die ukrainische Landwirtschaft ein Schock gewesen, sagt Pugatschow. Die Lieferketten waren unterbrochen – sowohl innerhalb der Ukraine als auch in andere Staaten. Für die Ernte fehlten Ressourcen wie Sprit und Arbeitskräfte. "Wir haben hart daran gearbeitet, die Lieferketten trotz der Situation am Schwarzen Meer wieder herzustellen." Im Gegensatz zu anderen Getreidesorten sei Soja aber schon bisher zu einem großen Teil über den Landweg in die EU transportiert worden.

Die Ukraine sei darauf bedacht, die EU-Standards bei der Produktion einzuhalten und habe die Regelungen übernommen. Das Ziel sei ein "level playing field", also ein Markt, in dem EU-Bauern und ukrainische Bauern faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden. "Soja aus der Ukraine ist keine billige Konkurrenz", betont Susanne Fromwald, Senior Advisor bei Donau Soja. "Die Produktion läuft unter den gleichen Bedingungen ab."

Alternative zu Mercosur

Derzeit ist Europa zu einem großen Teil von Sojaimporten aus Übersee angewiesen. Das Mercosur-Abkommen mit Südamerika könnte die Lieferungen zusätzlich steigern. Umweltschützer fürchten, dass das die Abholzung des Regenwalds weiter befeuern könnte. "Die Ukraine ist da als Lieferant für gentechnikfreies Soja eindeutig die nachhaltige Alternative", betont Fromwald. (Jakob Pflügl, 15.9.2023)