Die Hoffnung schwindet, dass das Schicksal eines in Griechenland seit mehr als einer Woche vermissten jungen österreichischen Paares ein gutes Ende nimmt. Die 32-jährige M. und der 35-jährige P. aus der Steiermark gelten seit den schweren Unwettern, die Anfang September das mittelgriechische Pilion heimgesucht hatten, als vermisst.

Am Freitag wurde nun der Leichnam einer Frau am Theotokos-Strand nahe der Siedlung Lyri im Südpilion entdeckt. Ganz in der Nähe, beim Strand Mourtia, stießen die lokalen Hafenbehörden schließlich am Mittwoch auf die Leiche eines jüngeren Mannes. Der Athener Nachrichtenagentur ANA-MPA zufolge handelt es sich bei den Toten mit hoher Wahrscheinlichkeit um die beiden vermissten Österreicher. Sicherheit wird aber erst ein DNA-Test bringen, der etwa 20 Tage in Anspruch nimmt. Mithilfe von Fotos einer Tätowierung, die der männliche Leichnam aufweist, sollen österreichische Angehörige von P. zu einer Identifizierung herangezogen werden, heißt es bei ANA-MPA.

In Pilion hinterließ der Sturm ein Bild der Verwüstung.
EPA/HATZIPOLITIS NICOLAOS

Die Fundorte der beiden Leichen liegen etwa acht Kilometer Luftlinie südlich von Potistika, wo sich 80 Meter vom Strand entfernt das Ferienhaus der beiden befand, das im Zuge des Unwetters von den Wassermassen eines nahegelegenen Baches mitgerissen wurde. Wie der Vater des vermissten P. Anfang der Woche dem STANDARD in einem Telefongespräch mitteilte, schwand die Hoffnung auf ein Wunder mit jedem Tag, der verging.

Die Geschichte der Jungvermählten könnte tragischer nicht sein. M. kommt seit ihrem zweiten Lebensjahr gemeinsam mit ihren Eltern stets im August zum Urlaub auf den Pilion. Wie die Tageszeitung "Kathimerini" berichtete, traf M. in Griechenland 2020 auch ihren zukünftigen Ehemann. Als man die jungen Leute im Vorjahr fragte, wo die Hochzeit stattfinden würde, sollen sie lachend geantwortet haben: "In Pilion, wo sonst?"

Unwetter fordert mehrere Opfer

M. und P. haben sich schließlich am 24. August in der Gemeinde Argalasti das Jawort gegeben und feierten danach in einer der lokalen Tavernen. Rund 40 Freunde und Verwandte waren zu diesem erfreulichen Anlass aus Österreich nach Griechenland gepilgert. Die Gäste reisten nach der Trauungszeremonie einer nach dem anderen wieder ab. Die Jungverheirateten wollten noch etwas länger bleiben.

Als das Unwetter am Unglückstag einsetzte, verlegte man "Kathimerini" zufolge die Frischvermählten gemeinsam mit einem anderen österreichischen Paar, die beiden sollen etwa 65 Jahre alt sein, zur Sicherheit in ein etwas höher gelegenes Ferienhaus, in dem bis dahin die Eltern von M. untergebracht waren. Sie hatten den Pilion am selben Morgen Richtung Steiermark verlassen. Das ältere Paar in der Ferienanlage versuchte M. und P. angesichts der immer schlimmer werdenden Lage dazu zu überreden, auf einen nahegelegenen Hügel zu "flüchten". Sie sollen geantwortet haben, dass sie, wenn nötig, nachkommen würden. Als der griechische Besitzer der kleinen Studios wenig später nach den beiden Ausschau halten wollte, erblickte er ein Bild der Verwüstung: Der Bach hatte zwei Häuser aus den Fundamenten gerissen. Seit damals verloren sich die Spuren von M. und P. Die Anzahl der Opfer des Unwetters Daniel hat sich in jedem Fall in Griechenland auf 17 erhöht. (Robert Stadler aus Athen, 14.9.2023)