Die Illustration zeigt Silhouetten vor dem Logo des Unternehmens Google
Im Wettrennen um das bessere KI-Modell könnte Google ein entscheidendes Ass im Ärmel haben.
AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Im aufstrebenden Markt der generativen künstlichen Intelligenz (KI) steht die Alphabet-Tochter Google offenbar kurz vor einem entscheidenden Schritt. Laut einem Bericht der Nachrichtenplattform "The Information" hat Google einer ausgewählten Gruppe von Unternehmen Zugang zu einer frühen Version seiner neuen KI-Software mit dem Namen Gemini gewährt. Im Wettrennen um die KI-Dominanz ist dieser Zug als direkte Konfrontation mit dem GPT-4-Modell von OpenAI zu verstehen, das derzeit in diesem Bereich führend ist und für ChatGPT bereits zum Einsatz kommt.

Gemini verspricht aber, mehr als nur ein weiteres KI-Modell zu sein. Es stellt gleich eine ganze Sammlung großer Sprachmodelle (Large Language Models) dar, die weit über den Einsatz simpler Chatbots hinausgehen sollen. Die Fähigkeiten ermöglichen die Erstellung unterschiedlichster Textsorten mit wenigen Befehlen und reichen bis zur Erstellung von Bildern über Texteingabe. Basierend auf kurzen Benutzeranfragen sollen E-Mail-Entwürfe, Songtexte oder auch Nachrichtenartikel generiert werden können. Wie man es von GPT-4 bereits kennt, ist Gemini darüber hinaus auch dafür geeignet, Software-Ingenieure bei der Code-Erstellung zu unterstützen.

Wesentlicher Unterschied zur Konkurrenz

Der wahre Unterschied und Vorteil von Gemini zu seinen Mitbewerbern dürfte jedoch in den zugrunde liegenden Daten liegen. Wie "The Information" berichtet, basiert Gemini nämlich nicht nur auf öffentlich zugänglichen Daten aus dem Internet. Google greift dafür auch auf umfangreiche proprietäre Daten aus seinen eigenen Produkten zurück. Das scheint es Gemini zu ermöglichen, mit besonders präzisen generierten Antworten auf Benutzeranfragen zu reagieren.

Zum aktuellen Zeitpunkt haben Entwickler nur Zugang zu einer "großen", aber nicht der eigentlichen und "gigantischen" Version von Gemini. Diese Version sei noch nicht ganz auf dem Niveau von GPT-4, es wird aber erwartet, dass eine vollständige Version bereits in naher Zukunft verfügbar sein wird. Unternehmen sollen schon in Kürze über Googles Cloud-Dienst Vertex AI auf Gemini zugreifen können. Es wird erwartet, dass verschiedene Versionen des Modells angeboten werden, um unterschiedliche Bedürfnisse und Budgets der Entwickler zu erfüllen.

Klares Signal

Die Veröffentlichung von Gemini könnte erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben. Bislang hat OpenAI mit Unterstützung von Microsoft bereits erhebliche Einnahmen mit dem GPT-4-Modell und dem ChatGPT-Chatbot lukriert. Googles Entscheidung, mit Gemini in diesen Markt einzutreten, ist also nicht bloß als technologisches Statement zu bewerten.

Es ist ein klares Signal für Googles Strategie: Der Internetriese hat seine Investitionen in generative KI-Technologien in diesem Jahr deutlich erhöht, um den Rückstand aufzuholen, den er gegenüber OpenAI und Microsoft erlitten hat. Schließlich baut auch Facebook-Mutter Meta bereits an neuen Rechenzentren, um eine neue Hochleistungs-KI gegen OpenAI ins Rennen schicken zu können. Für Endverbraucherinnen und Endverbraucher bedeutet die jüngste Entwicklung jedenfalls, dass sie die Auswirkungen von Gemini wahrscheinlich schon sehr bald selbst in ersten Google-Produkten ausprobieren können. (red, 15.9.2023)