Maler und Bildhauer Fernando Botero
Fernando Botero ließ sich nie von seiner gegenständlichenBildsprache abbringen.
AFP/BORIS HORVAT

Bogotá – Egal, ob es sich um seine Gemälde oder um seine Skulpturen handelt – die Werke des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero gelten als unverwechselbar. Die Figuren des 1932 Geborenen sind prall und sehr rundlich, ihre Farben kräftig und intensiv. Mit diesem charakteristischen, als "Boterismo" beschriebenen Stil des Voluminösen mischte er die moderne europäische Bildtradition zeitlebens mit Formen der lateinamerikanischen Volkskunst und humorvoller, alltäglicher und surrealer Bildsprache. Nun ist Botero, einer der bedeutendsten und berühmtesten lateinamerikanischen Künstler der Gegenwart, im Alter von 91 Jahren gestorben. Dies teilte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro am Freitag mit.

In einfachen Verhältnissen in den Anden aufgewachsen, lebte Botero zunächst in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, bevor er Europa bereiste. Meisterwerke der westlichen Kunstgeschichte, die der Künstler in Barcelona, Madrid, Florenz und Paris gesehen hatte, beeinflussten seine Arbeit seit den 1960er-Jahren deutlich. Seine rundlichen Figuren bevölkern Städte auf der ganzen Welt. In seiner Geburtsstadt Medellín bilden 23 von Botero gestiftete Bronzeskulpturen auf der Plaza Botero ein besonderes Freilichtmuseum. Das Museo Botero in Bogotá beherbergt 123 seiner Werke.

Fernando Botero
XXL-Figuren: Boteros Stil machte auch vor Darstellungen Christi (links) keinen halt.
AP/Damian Dovarganes

Katholizismus, Stierkampf, Korruption

Botero beschäftigte sich mit dem Alltag in Südamerika, dem Katholizismus, dem Stierkampf – aber auch die Gewalt und die Korruption flossen in seiner Arbeit ein. Nach dem Unfalltod seines kleinen Sohnes Pedro schuf er viele Werke im Andenken an ihn. Mit der "Abu-Ghraib-Serie" verarbeitete Botero den Schrecken über die Folterpraktiken der US-Soldaten im Irak. Vom magischen Realismus distanzierte er sich: "Ich male unwahrscheinliche Dinge, aber keine unmöglichen. In meinen Bildern fliegt niemand."

Die Form und die Oberfläche seiner Werke seien stets das Interessanteste für den Maler und Bildhauer gewesen, wie er betonte. So schuf er 1977 seine bekannte Abwandlung von Leonardo da Vincis "Mona Lisa", aber mit kugelrundem Gesicht und Doppelkinn. Obwohl sich an seinem gegenständlichen Stil oft die Meinungen spalteten, ließ sich Botero nie von seinem Weg abbringen.

Heute lässt Botero Kolumbien in der Welt glänzen. In unzähligen Museen, auf Straßen und Plätzen weltweit sind seine Gemälde und Skulpturen vorübergehend oder dauerhaft zu sehen und locken hunderttausende Besucher an – in Österreich sind die Werke des Kolumbianers etwa 2011 im Wiener Kunstforum ausgestellt worden. (red, APA, 15.9.2023)