Das Bild zeigt einen Soldaten mit dem Integrated Visual Augmentation System (IVAS) von Microsoft
Die IVAS-Gefechtsbrille von Microsoft soll Soldaten im Kampfeinsatz nicht mehr im Weg stehen.
Microsoft

Neuer Meilenstein für Microsoft im Mixed-Reality-Bereich: Das US-Militär erteilt dem Unternehmen erneut einen Millionenauftrag für die weitere Entwicklung seiner Gefechtsbrillen. Nachdem frühere Versuche einer fortschrittlichen Mixed-Reality-Brille für den Kampfeinsatz gescheitert waren, weil die Soldaten über Übelkeit, Kopfweh und Sehprobleme klagten, konnte man das System in Hardware-Tests offenbar deutlich verbessern.

Der Weg zu diesem Meilenstein war keineswegs einfach. Die ursprüngliche Bitte des US-Militärs, den Kauf von 6.900 Headsets von Microsoft zu finanzieren, wurde vom Kongress noch in diesem Jahr abgelehnt. Stattdessen reduzierte er die angeforderten 400 Millionen US-Dollar auf nur noch 40 Millionen US-Dollar, um das System zu verbessern. Nun vergab die Armee Microsoft dieses Geld – plus zusätzliche 125 Millionen US-Dollar, um die Entwicklung des sogenannten Integrated Visual Augmentation System (IVAS) fortzusetzen. Obwohl das Projekt zuvor vonseiten des Kongresses skeptisch betrachtet wurde, ermöglicht die Freigabe es Microsoft, nicht nur weiter an der Verfeinerung seiner Technologie zu arbeiten – langfristig winkt auch ein Vertrag mit dem US-Militär in der Höhe von 22 Milliarden Dollar.

Verbesserte Version

Die neueste Version, IVAS v1.2, bietet erhebliche Verbesserungen gegenüber ihrem Vorgänger und macht sie anpassungsfähiger an die Gegebenheiten, mit denen Soldaten konfrontiert werden könnten. Zu den bemerkenswerten Eigenschaften gehören Wärme- und Nachtsichtfähigkeiten, ein taktisches Head-up-Display sowie kleinere Anpassungen an der Sichtbarkeit des Geräts bei Nacht, dem Gewicht und der Form, um den Nutzen in schwierigen Umgebungen zu maximieren. Zudem können spezialisierte militärische Feldeinsatzanwendungen integriert werden, wie zum Beispiel Zielhilfen für Granatwerfer und virtuelle Schießtrainingswerkzeuge.

In einem kürzlichen Test im August erhielt die aktualisierte Version des Headsets (Version 1.2) positive Bewertungen zweier Gruppen von Soldaten, die am Test teilnahmen. Laut Armeesprecher David Patterson haben die neueren Headsets "Verbesserungen in Bezug auf Zuverlässigkeit, Leistung von Sensoren bei schwachem Licht und Formfaktor" gezeigt, wie "The Verge" berichtet.

Die nächste Holo Lens könnte davon profitieren

Diese Fortschritte erstrecken sich auch auf zivile Anwendungen. Während Microsoft seine Forschung und Entwicklung in Partnerschaft mit der US-Armee fortsetzt, könnten wertvolle Erkenntnisse die Weiterentwicklung des gesamten Mixed-Reality-Ökosystems des Unternehmens beeinflussen. Scott Evans, Vice President of MR bei Microsoft, betonte bereits, dass bedeutende technologische Fortschritte eine Voraussetzung für die nächste Holo-Lens-Iteration sind. Die aus IVAS gewonnenen Forschungs- und Entwicklungserkenntnisse könnten genau diese dringend benötigten Innovationen bieten.

Tatsächlich legt ein kürzlich von Microsoft eingereichtes Patent nahe, dass ein neues MR-Gerät mit Ähnlichkeiten zur IVAS v1.2 geplant ist, einschließlich Funktionen wie einem leichteren Design und integrierten Sensoren. Darüber hinaus zielt eine neu geschlossene Partnerschaft mit Magic Leap und Qualcomm darauf ab, Microsofts Mixed Reality Toolkit 3 besser zu skalieren, ein Softwareentwicklungskit, das für viele HoloLens-Anwendungen von entscheidender Bedeutung ist. Diese Zusammenarbeit soll den Weg für umfangreichere Investitionen und Entwicklungen ebnen.

In diesem Kontext wird auch die größere strategische Vision von Microsoft zunehmend klarer. Während der "Inspire 2023"- Veranstaltung hat Microsoft quasi still und heimlich seine industrielle Metaverse-Initiative vorgestellt: Ein Ansatz, der darauf abzielt, KI- und Mixed-Reality-Technologien nebeneinander einzusetzen, um die Produktivität in verschiedenen Unternehmensanwendungsfällen zu verbessern. Schon jetzt sind KI-Innovationen wie Microsofts Copilot darauf ausgerichtet, sich mit Mixed-Reality-Technologien zu verbinden.

Große Konkurrenz

So positioniert hat Microsoft in vielerlei Hinsicht die Chance zu profitieren, sei es in militärischen Anwendungen oder in breiteren kommerziellen Bereichen. All diese Fortschritte und die fortgesetzte Zusammenarbeit mit dem US-Militär sind besonders bedeutsam vor dem Hintergrund des wachsenden Wettbewerbs im Markt für immersive Technologien – gerade mit starken Wettbewerbern wie Meta und Apple. (bbr, 15.9.2023)