"Wir haben uns nicht beworben, und es kam völlig überraschend", erzählt ein Sprecher der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) dem STANDARD von einer E-Mail, die fast im Spam-Ordner gelandet wäre: Die kommunistische Stadtchefin wurde mit 24 weiteren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern weltweit für den World Mayor Prize, der seit 2004 alle zwei Jahre vergeben wird, nominiert.

Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) anl. einer Sondergemeinderatssitzung wegen der Grazer Stadtfinanzen am 28. November 2022, auf der Regierungsbank in Graz.
Persönlich kommentieren wollte Kahr die Nominierung nicht, sie freue sich aber.
APA/ERWIN SCHERIAU

Kahr wolle sich "zur Nominierung auch gar nicht persönlich äußern", heißt es in ihrem Büro, Nachsatz: "Sie freut sich aber natürlich darüber."

Das World Mayor Project ist eine in London ansässige Initiative, die es sich zum Ziel gemacht hat, herausragende Stadtchefinnen und Stadtchefs zu suchen und zu ehren, die sowohl zu Hause als auch international zum Wohlergehen der Menschen beitragen. Die Öffentlichkeit kann auf der Seite der Initiative abstimmen, wer den Preis gewinnen soll.

Von Kiew bis Kobe

Die Nominierten von 2023, aus deren Kreis gegen Ende des Jahres eine Person gekürt wird, stammen aus 21 Ländern in Europa, Asien, Nordamerika und Afrika. Ein besonders prominenter Nominierter ist Witali Klitschko, der Stadtchef von Kiew. In einer besonders kleinen Gemeinde regiert der Kanadier Tony Keats, der Bürgermeister von Dover in Neufundland ist. Mit im Rennen sind auch die Bürgermeister von kleinen und mittleren Gemeinden wie Braga in Portugal, Oliveri in Italien oder Quelimane in Mosambik, aber mit dem Japaner Kizo Hisamoto aus Kobe und Ekrem İmamoğlu aus Istanbul auch die Stadtchefs von Millionenmetropolen. Eine weitere nominierte Frau ist neben Kahr zum Beispiel die Stadtchefin von Malmö, Katrin Stjernfeldt Jammeh.

2021 hat in einer kleinen französischen Stadt ein Kommunist den Preis gewonnen, sagt Kahrs Sprecher: "Das hat dann natürlich in unseren Kreisen die Runde gemacht, aber davor kannten die meisten von uns den Preis gar nicht." Gemeint ist Philippe Rio, der Bürgermeister der Stadt Grigny südlich von Paris, der sich den Preis vor zwei Jahren mit Ahmed Aboutaleb aus Rotterdam teilte.

"Robin-Hood-Politik"

In der fast übersehenen E-Mail an Kahrs Büro wird als Begründung für ihre Nominierung angegeben, dass Kahr "national und international für ihre Sozialpolitik gelobt" werde. Insbesondere machte sie durch ihre "Anstrengungen, den Alltag der benachteiligten Bevölkerung ihrer Stadt zu verbessern, auch jener, die nicht aus Österreich nach Graz kamen", von sich reden. Ihre "Robin-Hood-Politik" habe international für Aufsehen gesorgt, heißt es weiter in der Begründung. (Colette M. Schmidt, 15.9.2023)