Die Wrestlerin Leila Grey und der Wrestler Certified.
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Als Kind fühlt sich wenig mehr besonders an, als heimlich länger aufzubleiben, um fernzuschauen. Auf dem Sender Eurosport hat in so einer Nacht dann einmal ein schwitzender Mann den blutenden Kopf eines anderen in Reißnägel getreten. So ist, zumindest bei mir, die Faszination Wrestling entstanden. Jedes Kind weiß, dass Wrestling nicht echt ist. Es geht nicht darum, wer gewinnt – nicht einmal darum, dass die gestellten Kämpfe besonders realistisch aussehen. Wrestling ist Unterhaltung, nicht mehr, aber vor allem nicht weniger.

Die neue Netflix-Serie Wrestlers zeigt uns zur Abwechslung gar nicht den milliardenschweren globalen Marktführer World Wrestling Entertainment (WWE) und die verschleierten Abgründe des Profi-Wrestlings, über die man in der Vice-Studios-Serie The Dark Side of the Ring schon allerlei Grausliches erfahren durfte. Erzählt wird hier die Geschichte von Al Snow, früher selbst erfolgreicher Wrestler, der aus Leidenschaft das finanziell angeschlagene Ohio Valley Wrestling (OVW) betreibt – und vor dem Ruin retten will.

Wrestlers | Official Trailer | Netflix
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Brock Lesnar, aber auch John Cena und Dave Bautista (beide mittlerweile erfolgreiche Hollywood-Stars) haben ihre Karrieren dort begonnen, bevor sie zur WWE gewechselt sind. Wrestlers ist roh und brutal, aber auch authentisch – etwas, das man im Streaming-Einheitsbrei nur mehr selten sieht. Wie in allen guten Sportgeschichten begleiten wir den Underdog auf dem hürdenreichen Weg nach oben. Und wenn die Investoren das OVW nicht retten können, dann wird es diese Serie wohl hoffentlich schaffen. Endlich gelingt Netflix wieder einmal das, was Wrestling schon immer schafft: eine gute Geschichte zu verkaufen. (Jakob Thaller, 18.9.2023)