Das war Manfred Klimek lautet der Titel der Ausstellung – als ob der Künstler dahinter bereits das Zeitliche gesegnet hätte. Dabei hat der Fotograf, Autor, Winzer, Kokainist und noch vieles mehr verschiedenste Substanzen genauso überlebt, wie eine schwere Krankheit und eine zerrissene Gallenblase. Seine Fotos waren prägend für Magazine wie Profil, Stern und Spiegel. Über Wollschweine und Wein und fast alles andere auch schreibt Klimek in der Zeit oder der Welt und sowieso immer auf seinem Facebook-Account.

Wenn man Klimek nur von seinen Kolumnen kennt, ist sein fotografisches Werk umso bemerkenswerter. In der Kolonie 5 sind analoge Fotografien zu sehen, die zwischen 1982 und 2012 entstanden. Händisch retuschiert, alles Unikate. Klimek schafft es, Bruchstücke eines Augenblicks einzufangen, subtile Momente, die den (scheinbaren) Charakter der Abgebildeten ausmachen und gleichzeitig einen zeithistorischen Querschnitt darstellen.

Jelinek und Haider

Vom Rechtspopulisten Jörg Haider bis zu Elfriede Jelinek – Klimek hat sie alle abgebildet. Hollywoodstar Johnny Depp, STANDARD-Gründer Oscar Bronner oder Architektin Zaha Hadid haben gemeinsam mit ihm einen intimen Moment der Stille erlebt, bevor er seine Rolleiflex Mittelformatkamera ausgelöst hat.

Feine Zwischentöne von Geschichten, die mit Worten nicht ganz greifbar sind, werden so ins Sichtbare gezerrt. Auch die Boulevard-Brüder Helmut und Wolfgang Fellner wurden porträtiert. Strenger Blick, positioniert wie Simon & Garfunkel, mit einer 80er-Otto-Waalkes-Frisur. Fast glaubt man, Österreich dadurch ein bisschen besser zu verstehen. (Jakob Thaller, 16.9.2023)