Schätzfragen sind mein schwacher Punkt. Bei Fragen wie "Wie viel Champagner wird in Frankreich jährlich getrunken" liege ich meistens weit daneben (angeblich 185 Millionen Flaschen). Hätten Sie mich bis vor kurzem gefragt, wie viele Froscharten es in Österreich gibt, hätte ich mich auch blamiert. 30 oder mehr hätte ich ins Blaue geschätzt. Doch in Wahrheit sind es nur fünf, wobei es in der fünften Gruppe der Wasserfrösche drei Vertreter gibt.
Nur 20 Amphibienarten in Österreich
Ich muss zugeben, dass ich mich seit der Märchenzeit recht wenig mit Fröschen beschäftigt habe. Im Frühling quakt es immer rüber aus einem Schwimmbiotop in der Nachbarschaft. Es stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich finde das Gequake sogar beruhigend. Vor kurzem ist uns im Garten ein Fröschlein vor die Nase gehüpft, das ich vorher noch nie gesehen hatte. Es war bräunlich bis rosa, saß im Gras, konnte aber auch richtig gut springen.
Also hab ich nachgeschlagen und erst einmal festgestellt, dass es in Österreich überhaupt nur 20 Amphibienarten gibt. Dazu gehören Salamander, Molche, Unken, Kröten und Frösche (hier gibt es eine vollständige Liste). Alle sind streng geschützt und stehen auf der Roten Liste – von potenziell gefährdet bis stark gefährdet. Die Kreuzkröte ist sogar vom Aussterben bedroht. Darüber hinaus werden Amphibien weltweit von einer Pilzerkrankung bedroht, wie die STANDARD-Wissenschaftsredaktion berichtete.
Springfrösche wandern zurück
Unser Fröschlein im Garten war vermutlich ein Springfrosch (Rana dalmatina) aus der Familie der Echten Frösche. Er hatte eine eher spitze Schnauze und einen dunkelbraunen, dreieckigen Schläfenfleck, in dem sich auch das Trommelfell befindet. Auf den Fotos sind die typischen waagrechten Pupillen zu erkennen, laut Fachliteratur ist die Iris bei Springfröschen im oberen Drittel heller goldfarben als unterhalb der Pupille. Männchen machen sich schön langsam auf den Weg zurück zu ihren Laichgewässern, wo sie auf dem Grund überwintern. Frau Springfrosch hingegen bevorzugt ein trockenes Winterquartier in der Nähe.
In Tümpeln und Teichen, wo es keine Fische gibt, sind häufig Wasserfrösche zu Hause. Der Teichfrosch dürfte eine Mischung aus Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch sein. Sie alle haben zwei seitliche Schallblasen, mit denen sie ziemlich laute Rufe von sich geben können. Nur der Froschmann quakt. Das lockt Weibchen an und grenzt das Revier ab.
Ruf als Wetterfrosch
Einen Laubfrosch hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Als Kinder haben wir die kleinen grünen Fröschchen manchmal gefangen und auf dem Handrücken sitzen lassen. Sie fühlten sich kühl an und hatten lustige runde Haftballen an den Zehen. Damit können sie sehr gut klettern. Und das wiederum spielt eine Rolle bei ihrem Ruf als Wetterfrosch. Denn wenn es heiß ist, klettern Laubfrösche an Pflanzen und Bäumen empor, weil sie auf der Jagd den Insekten folgen, die bei Wärme in höheren Regionen fliegen. Ist es kalt, bleibt das Froschfutter in Bodennähe und deshalb auch der Laubfrosch unten. Eine echte Wettervorhersage ist das nicht, aber so manche Wetter-App liefert ja auch nur grobe Schätzungen. (Michael Simoner, 20.9.2023)