
Havanna – Die Gruppe G77, in der sich inzwischen 134 Entwicklungsländer zusammengeschlossen haben, fordert von den Industriestaaten mehr Teilhabe an Fortschritten in Technologie und Wissenschaft. Man sehe mit großer Sorge die bestehenden Unterschiede in diesen Bereichen, hieß es am Samstag in der Abschlusserklärung der G77 und China in Kubas Hauptstadt Havanna. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva rief zu mehr Investitionen in Maßnahmen für den Klimaschutz auf.
Die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und die internationalen Finanzinstitutionen müssten die Bemühungen der Länder des Südens bei der Entwicklung und Stärkung ihrer eigenen Bereiche Wissenschaft, Technologie und Innovation unterstützen. Die G77 ist gemessen an der Bevölkerungs- und Mitgliederzahl die größte Gruppe innerhalb der Vereinten Nationen. Sie forderte eine UN-Sondersitzung, um die genannten Themen zu behandeln. In der 46 Punkte umfassenden Abschlusserklärung wird die Forderung nach einer gerechteren internationalen Wirtschafts- und Sozialordnung bekräftigt.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva forderte von den Industrieländer mehr Investitionen in Maßnahmen für den Klimaschutz. "Das Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung bleibt gültig. Deshalb muss die Klimafinanzierung für alle Entwicklungsländer entsprechend ihren Bedürfnissen und Prioritäten gewährleistet sein", sagte er. "Wir müssen auf die Umsetzung der Verpflichtungen bestehen, die die reichen Länder nie erfüllt haben." Die Industriestaaten haben zugesagt, 100 Milliarden US-Dollar (etwa 93 Milliarden Euro) pro Jahr für Klimaschutz in Entwicklungsländern bereitzustellen. Bisher wurde das Zahlungsziel allerdings verfehlt.
Bereit für Engagement gegen Klimawandel
Lula sagte, auch die Entwicklungs- und Schwellenländer seien bereit, sich gegen den Klimawandel zu engagieren. "Wir werden das tun, ohne zu vergessen, dass wir nicht die gleiche historische Schuld an der Erderwärmung tragen wie die reichen Länder", sagte er. Die Gruppe sollte eine nachhaltige Industrialisierung, Investitionen in erneuerbare Energien, in die Bioökonomie und eine kohlenstoffarme Landwirtschaft fördern. Dabei dürften die Länder nicht vergessen, dass sie nicht die gleiche historische Schuld an der globalen Erwärmung tragen würden wie die reichen Länder.
Ein Beispiel für ungleiche Behandlung sei die Verteilung von Impfstoffen in der Corona-Pandemie, hieß es. So seien alle Vakzine außer dem kubanischen außerhalb der G77 entwickelt worden. Zudem sei in den reichen Länder viel häufiger geimpft worden. Kuba hatte bereits am Freitag erklärt, laut UN-Daten kämen 90 Prozent der Patente und 70 Prozent der Exporte fortschrittlicher Produktionstechnologien aus nur zehn Ländern.
Die G77 ist eine 1964 gegründete Gruppe von inzwischen 134 Entwicklungsländern. China wird dazu gezählt, ohne offiziell Mitglied zu sein. Kuba hat derzeit den jährlich wechselnden Vorsitz inne. Bei dem zweitägigen Gipfel in der Hauptstadt Havanna berieten die Vertreter von mehr als 100 Ländern und UNO-Organisationen über die Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation. (APA, 16.9.2023)