Fritzbox, AVM
Knapp 40 Jahre war die Firma in der Hand der Eigentümer. Jetzt soll verkauft werden.
IMAGO/mix1 - Matthias Baran

Es ist ein umkämpfter Markt, in dem der deutsche Router-Hersteller AVM seit 1986 seinen Platz hat. Mit der Marke Fritz! musste man sich vor allem gegen die vorwiegend US-amerikanische und asiatische Konkurrenz durchsetzen. Nach knapp 40 Jahren soll das Unternehmen verkauft werden. Man wolle den Fortbestand der Firma sichern, heißt es. Die Gründer seien dafür zu alt.

Bewertung: Eine Milliarde Euro

Die Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter von AVM würden bereits "auf die 70" zugehen, wie AVM in einer Stellungnahme, die auch an den STANDARD geht, schreibt. "Ihnen ist wichtig, dass der Erfolg von AVM weitergeht, auch wenn sie eines Tages nicht mehr im Unternehmen sind. Diesen Übergang planen sie seit geraumer Zeit aktiv und diskutieren ohne Zeitdruck verschiedene Möglichkeiten."

Die Stellungnahme ist die Reaktion auf eine am Freitag im "Handelsblatt" veröffentlichte Geschichte, die den geplanten Verkauf erstmals an die Öffentlichkeit trug. Laut dem Bericht soll die Investmentbank Lincoln einen Auktionsprozess bereits vorbereiten. Auch zahlreiche Private-Equity-Investoren würden sich derzeit mit dem Elektronikhersteller befassen, schreibt das "Handelsblatt".

620 Millionen Umsatz gibt AVM für 2022 an, was einem Plus von neun Prozent im Vergleich zum Jahr davor entsprechen würde. Den Gewinn schätzen Experten auf rund 80 bis 90 Millionen Euro. Die Bewertung für den Verkauf wird in dem am Freitag veröffentlichten Bericht mit etwa 750 Millionen bis zu einer Milliarde Euro angegeben.

In Gründerhand - bis jetzt

Gegründet wurde AVM von den vier Studenten Johannes Nill, Peter Faxel, Jörg-Detlef Gebert und Ulrich Müller-Albring in Berlin, wo der Hauptsitz der Firma bis heute ist. Die Abkürzung steht für Audiovisuelles Marketing und bezieht sich auf die "Anfänge des Unternehmens als BTX-Dienstleister", wie man auch auf der Firmen-Website nachlesen kann. BTX steht für Bildschirmtext, ein Onlinedienst, der damals Funktionen des Telefons und des Fernsehgeräts zu einem Kommunikationsmittel kombinierte.

Die anvisierte Nische wächst und findet mit neuen Standards wie ISDN und DSL den Massenmarkt. AVM ist als europäischer Anbieter gefragt und beliefert nach diversen Geschäftskunden bald auch Privatanwender. Das wohl bekannteste Produkt ist der seit 2004 erhältliche Router mit dem Namen Fritzbox - für viele auch heute noch das Tor zum Internet. Über die Jahre erweiterte man das Portfolio und bietet mittlerweile auch Lampen, Steckdosen oder Thermostate an.

Bis zuletzt wurde die Firma von den Gründern geführt. Johannes Nill ist Geschäftsführer und hält 41 Prozent von AVM. Weitere Anteile liegen bei Faxel und Müller-Albring. Nicht mehr im Unternehmen ist Gebert, der allerdings auch noch Firmenanteile halten soll.

Wie es konkret mit AVM weitergehen soll, wird in der Stellungnahme des Fritzbox-Herstellers nicht verraten: "Die geschäftsführenden Gesellschafter haben entschieden, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen. Das Einzige was feststeht ist das Ziel: Generationswechsel und dennoch Kontinuität. Die Erfolgsgeschichte soll weitergehen.“ (aam, 17.9.2023)