Apple, iOS 17
Der eigene Kontakt oder generell Daten können jetzt einfach durch das Zusammenführen zweier iPhones übertragen werden.
Apple

Am Montag ist es so weit: Apple rollt nach und nach das neue Update iOS 17 für iPhones aus. Der STANDARD konnte die Software bereits in der Beta ausprobieren und berichtet pünktlich zum Start über die sinnvollsten Neuerungen, welche iPhones das Update überhaupt bekommen und was man zur Vorbereitung an solch einem Update-Tag machen sollte.

Das Wichtigste zuerst: der Wecker

Apple hat diesmal einige sehr augenscheinliche Updates spendiert. Da wäre zunächst die Standby-Funktion, mit der man das iPhone jetzt zum Tischwecker umfunktionieren kann. Mit einer kabellosen Ladestation das Smartphone um 90 Grad drehen, und schon sieht es aus wie ein Wecker, der auch einige Widgets anzeigen oder über den man Musik auswählen kann. Alternativ können auch private Fotos eingeblendet werden. Dieses Feature funktioniert allerdings nur mit Geräten, die über eine Always-on-Funktion verfügen. Bei allen anderen geht das Display nach etwa 20 Sekunden wieder aus und erfüllt damit nicht mehr den Zweck einer Tischuhr.

Gesteuert kann der smarte Wecker natürlich auch via Sprachassistentin Siri werden, die man im Deutschen weiterhin mit "Hey" ansprechen muss. In englischer Sprache kommt der Sprachassistent schon ohne dieser rüden Begrüßung aus und es reicht "Siri" zu sagen, um ihn zu aktivieren.

Das funktioniert im täglichen Gebrauch wunderbar, und man möchte diese Funktion auch nicht mehr missen, hat man sich einmal daran gewöhnt. Auch von Apple gut überlegt, dass bei Dunkelheit das iPhone diese bemerkt und den Farbmodus dezent auf die Umgebung anpasst, sprich dunkler wird. Schade nur, dass diese Funktion nur einen kleinen Teil der aktuell verfügbaren iPhones betrifft.

Airtags und Airdrop

Airdrop ist eines der beliebtesten Features im Apple-Universum, kann man so doch sehr einfach Daten von einem Gerät zum nächsten senden. Dieses Feature wird mit iOS 17 erweitert. Eine zuvor erstellte Visitenkarte kann nun auf Events oder Partys mit anderen Leuten sehr einfach geteilt werden, indem man zwei iPhones kopfseitig zusammenhält. Natürlich geht das mit anderen Technologien schon länger, Apple schafft es allerdings erneut, das Feature mit einigen coolen Animationen so zu inszenieren, dass man es Freunden sofort zeigen will. Praktisch ist das Feature obendrauf, auch wenn es natürlich nur in der Apple-Welt funktioniert und nicht Android-kompatibel ist.

Netter Nebeneffekt, nachdem ich das Feature mit einem Kollegen ausprobieren konnte: lokale Änderungen, sei es an der Telefonnummer oder auch E-Mail-Adresse, werden bei den via Airdrop synchronisierten Kontakten einfach nahtlos geupdatet. Sehr praktisch, wie ich finde. Genauso wie man Fotos und andere Daten jetzt auch sehr einfach via Annähern an andere iPhones übertragen kann, ohne vorher Airdrop anwählen zu müssen.

Airtags erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, um Gegenstände leichter finden zu können. Auch praktisch, dass man gewarnt wird, wenn fremde Airtags einen längere Zeit "verfolgen". Blöd nur, wenn das zum Beispiel den eigenen Hund oder auch das Gepäckstück der Begleitung betrifft, die zwar im selben Haushalt wohnt, aber nicht dieselbe Apple-ID hat. Hier hat iOS 17 ab sofort die Möglichkeit, dass man Airtags teilt und damit nicht mehr von eigentlich bekannten Gegenständen oder Haustieren gewarnt wird.

Dieses Teilen hat auch den Vorteil, dass auf Wunsch zwei Leute sehen, wo bestimmte Gegenstände, etwa Schlüssel oder Portmonees, versteckt sein könnten.

Apple, iOS 17
Die neue Standby-Funktion verwandelt das iPhone mit der dazugehörigen Lade-Hardware in einen smarten Wecker.
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Künstlich erzeugte Stimme

Nicht mehr ganz so aus den Latschen gekippt haben mich die verbesserten iMessage-Features, da ich die App kaum nutze. Falls jemand wider Erwarten dies regelmäßig tut, freut er sich sicher über die bessere Spracherkennung, die nun das Diktieren von Nachrichten erlaubt. Auf Deutsch funktioniert das allerdings eher eingeschränkt gut, weshalb diese Funktion nicht als deutliches Plus genannt werden kann.

Gruselig und mühsam gleichzeitig ist die neue Funktion, dass man seine Stimme künstlich duplizieren kann. Wer es sich wirklich antut, 150 Sprachbeispiele ins iPhone zu plaudern, kann ab dann Sprachnachrichten mit einer KI-generierten Stimme verschicken – die wie die eigene klingt. In Englisch klingt das beeindruckenderweise schon sehr gut, im Deutschen merkt man, dass hier Technik am Werk ist, die noch nicht ausgereift ist.

Wer andere iPhone-Freunde oder -Familie hat, der nutzt sicher regelmäßig Facetime. Die zumeist hohe Stabilität in der Übertragung sowie gute Bild- und Tonqualität machen die App zu einer wunderbar verlässlichen Videochat-Möglichkeit. Mit iOS 17 kann man erstmals Videonachrichten an Bekannte versenden, was davor interessanterweise noch nicht gegangen ist. Es ist nicht so, als hätten das andere Apps nicht schon längst, aber nun ist das Feature eben auch in Facetime angekommen. Gerade für Verweigerer anderer Sprach- und Nachrichten-Apps ist das sicher eine sinnvolle Erweiterung.

Apple, iOS 17
Die Vervollständigung von ganzen Sätzen soll zu einem späteren Zeitpunkt in iOS 17 nachgeliefert werden.
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Neue Klingeltöne

Sieht man sich im neuen iOS 17 um, erkennt man viele Dinge erst nach dem Durchforsten der einzelnen Menüpunkte. Bei den Klingeltönen gibt es beispielsweise nach sehr langer Zeit wieder neue Melodien und Nachrichtentöne. Bei den Fotos im Untermenü "Formate" wurden einige Punkte besser ausformuliert, speziell beim Punkt ProRaw. In der Kamera-App kann man diese Formateinstellungen dann neuerdings rechts oben direkt anwählen, indem man länger auf dem Raw-Punkt bleibt.

Alle 70 Änderungen werden an dieser Stelle dennoch nicht erwähnt, weil viele sicher sehr individuell genutzt werden. So ist etwa die Erweiterung der Kurzbefehl-App sicher für so manchen ein großer Segen. So lassen sich zahlreiche Dinge automatisieren, etwa von sich selbst deaktivierendem WLAN, wenn man die Wohnung verlässt. Auch mehrere Timer gleichzeitig lassen sich erst mit iOS 17 aktivieren. Ein Feature, das offenbar viele Nutzerinnen und Nutzer gefordert haben.

Was sicher viele freut ist, dass Widgets jetzt teileweise interaktiver geworden sind und tatsächlich Funktionen direkt angewählt werden können. Bisher war es ja eher so, dass viele der Apps einfach ein Icon waren, das beim Antippen in die App geleitet hat.

Mit dem Update bekommt auch der Cloud-Service von Apple mehr Auswahlmöglichkeiten. Bisher konnte man maximal zwei Terabyte für 9,99 Euro anhaken. Nun sind auch sechs Terabyte für 29,99 beziehungsweise 12 Terabyte für 59,99 Euro verfügbar.

Wer darf updaten?

Zu den offiziell von iOS 17 unterstützten Geräten zählen:

Damit fallen drei Modelle aus dem vollständigen Support, die also iOS 17 nicht mehr erhalten werden. Konkret geht es dabei um iPhone 8, iPhone 8 Plus und iPhone X. Allesamt wurden sie im Herbst 2017 vorgestellt und waren zum Start mit iOS 11 ausgestattet. Sie haben also jeweils fünf große Versionssprünge bekommen. Noch mehr Details dazu haben wir bereits in einem anderen Artikel ausgeführt.

Nicht alle Updates für jeden

Wie jedes Jahr werden manche Features dennoch nicht für alle soeben erwähnten Geräte funktionieren. So ist etwa die verbesserte Autokorrektur laut Apple nur ab dem iPhone 12 verfügbar. Nicht zum Start von iOS 17, aber kurze Zeit später, verspricht Apple die Möglichkeit, dass das iPhone Vorschläge zur Wortvervollständigung macht, sondern auch zur Vollendung ganzer Sätze. Auch dieses Feature soll erst ab dem iPhone 12 möglich sein.

Ähnliches gilt für die neue Gestensteuerung in Facetime, wo man mit bestimmten Handzeichen Effekte wie etwa Feuerwerke auslösen kann. Immerhin gibt es seit dem iPhone 11 die Möglichkeit, Siri mehrere Fragen hintereinander stellen zu können, ohne dazwischen immer wieder ihren Namen sagen zu müssen.

Fazit und Empfehlungen

Während die letzten Software-Updates tatsächlich nur kleinere Updates waren, klotzt Apple in diesem Jahr mit zahlreichen hilfreichen Features, die zumeist auch optisch sehr schön umgesetzt wurden. Hinzu kommen Datenschutz-relevante Dinge wie beispielsweise die Möglichkeit, sensible Fotos weichzeichnen zu können, bevor sie angezeigt werden. Beispielsweise dann, wenn man Angst vor unpassenden Inhalten hat. Es sind so viele kleine Dinge neben den erwähnten großen, die sich mit Sicherheit positiv auf das Nutzerverhalten auswirken werden.

Wer also unter den genannten Möglichkeiten einige Dinge sieht, die ihn interessieren, der sollte in jedem Fall schnell auf das neue iOS 17 umsteigen. Wie immer gilt bei neuen iOS-Versionen, dass man dennoch ein Sicherheits-Back-up vom eigenen Smartphone machen sollte, egal ob lokal oder in der Cloud.

Wer übrigens in den letzten Wochen bereits in der Beta aktiv war und dort regelmäßig Updates bezogen hat, der sollte in den Einstellungen zum Release der finalen Version die Beta-Updates deaktivieren, sonst lädt man im schlimmsten Fall zwei Versionen parallel herunter. Ebenfalls immer ein Problem für viele Nutzerinnen und Nutzer bei einem solchen Software-Wechsel ist der verfügbare Speicherplatz am Smartphone. Da die Installation mehrere Gigabyte benötigt und diese oftmals nicht mehr verfügbar sind, muss beim Punkt "iPhone Speicher" nach möglichen löschbaren Inhalten gesucht werden. Erfahrungsgemäß erscheint das Update just am Abend, wo es aufgrund des Andrangs auch immer wieder zu Serverproblemen kommen kann.

Neben iOS 17 erscheinen am 18. September auch das neue iPadOS 17 und watchOS 10. Was man hier abseits von neuen Watchfaces für die Watch erwarten darf, wird in einem späteren Artikel an dieser Stelle erläutert. Eine Woche später, genauer gesagt am 26. September, soll dann macOS 14 das Licht der Welt erblicken, dem wir uns ebenfalls widmen wollen. (aam, 18.9.2023)

Update/Korrektur:

Die Begrüßung mit "Siri" funktioniert nur in englischer Sprache. Im deutschsprachigen Raum muss man weiterhin "Hey Siri" sagen. Apple will das aber in den nächsten Monaten für mehrere Sprachversionen nachreichen.