Carlos Sainz
Großer Sieg für Carlos Sainz in Singapur.
REUTERS/ANDY CHUA

Singapur - Carlos Sainz hat die Schwäche von Red Bull Racing in Singapur zu seinem zweiten Formel-1-Sieg genutzt und die Rekordserie von Max Verstappen beendet. Der Ferrari-Pilot aus Spanien entschied am Sonntag ein im Finish extrem spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen vor Lando Norris im McLaren und Mercedes-Pilot Lewis Hamilton für sich. Weltmeister Verstappen musste sich auf dem Stadtkurs unter Flutlicht nach zuvor zehn Siegen in Folge mit Platz fünf hinter Charles Leclerc (Ferrari) begnügen.

Im 15. von 22 Saisonrennen stand erstmals kein Bulle ganz oben auf dem Podest. Sergio Pérez, der zwei Erfolge dazu beigetragen hat, wurde Achter. Für Verstappen ist der vorzeitige Titelgewinn am kommenden Sonntag in Suzuka (Japan) damit dahin. Den Titel-Hattrick kann der Niederländer, der in seiner Karriere in Singapur noch nie gewinnen konnte, frühestens im darauffolgenden Rennen in Katar perfekt machen.

Sainz: "Wir haben alles perfekt gemacht"

Sainz fuhr den ersten Sieg für Ferrari seit Spielberg 2022 ein. "Wir haben alles perfekt gemacht und den ersten Platz nach Hause gebracht. Ganz Italien, alle bei Ferrari werden darüber happy sein", atmete der Spanier in der schwülheißen Nacht von Singapur auf. Der 29-Jährige hatte im Vorjahr in Silverstone seinen Premierensieg gefeiert.

Lando Norris, Carlos Sainz, Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur und Lewis Hamilton auf dem Podium (von links nach rechts).
Lando Norris, Carlos Sainz, Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur und Lewis Hamilton auf dem Podium (von links nach rechts).
AFP/LILLIAN SUWANRUMPHA

Verstappen stellte sein starker Endspurt auf dem Marina Bay Street Circuit nicht wirklich zufrieden. "Immer noch schlecht mit dem Qualifying", lautete das Rennfazit des kurz angebunden Champions. Christian Horner klang da deutlich positiver. "Ohne die Safety-Car-Phase hätten wir zum Schluss in den vier, fünf Autos im Kampf um den Sieg mitgemischt", vermutete der Teamchef bei ServusTV.

Mehrere Safety-Car-Phasen

Nach einer Gedenkminute für die Opfer der Naturkatastrophen in Libyen und Marokko ging der Start ohne grobe Zwischenfälle vonstatten. Ferrari erwischte einem Auftakt nach Maß. Polesitter Sainz drehte fortan vor seinem Stallrivalen Leclerc stabil schnelle Runden an der Spitze. Hamilton wurde in Kurve zwei weit nach draußen getrieben, kürzte damit seinen Weg ab und musste seine dritte Position im Anschluss an seinen Teamkollegen George Russell zurückgeben und auch Lando Norris wieder vorbeilassen.

Für das Weltmeisterteam deutete nach dem völlig verpatzten Qualifying außerhalb der Top Ten vorerst nichts auf eine epische Aufholjagd hin. Verstappen blieb in den engen Straßenschluchten auf Rang acht, Pérez auf Rang 13 hängen. Der die Saison nach Belieben dominierende RB19 kam auf dem Kurs mit vielen langsamen Kurven überhaupt nicht auf Touren. Mit regungslosem Gesichtsausdruck hatte Verstappen im Vorfeld seine Chancen kommentiert. Und auf Glück in Form eines Safety Cars gehofft.

Das Safety Car führt das Feld an.
Das Safety Car war wie so oft in Singapur im Einsatz.
REUTERS/EDGAR SU

Solche gab es gleich mehrere, doch Kapital konnten die Red Bulls daraus erst im Finish schlagen. Die Ferrari-Doppelspitze war nach dem ersten Safety-Car-Einsatz aber ebenfalls dahin. Leclerc verlor durch seinen unglücklichen Reifenwechsel gleich vier Plätze. Aufgrund des heftigen Verkehrs konnte der Monegasse erst verspätet wieder "ausparken".

Spannende Schlussphase

Eine virtuelle Safety-Car-Phase stellte in der Schlussphase den Sieg von Sainz nochmals in Frage. Denn die beiden Mercedes mit Russell und Hamilton nützten die Langsamfahr-Phase zu einem weiteren Reifenwechsel. Mit den schnelleren weichen Pneus starteten sie die Aufholjagd in Richtung Sainz, der in Norris einen entscheidenden Puffer hatte.

Der extrem tapfer um seinen zweiten Platz kämpfende McLaren-Mann hielt die anstürmenden Silberpfeile entscheidend in Schach. Und während Verstappen noch einige Plätze gut machte, schlug Norris-Jäger Russell in der letzten Runde in die Bande ein und verhalf damit Hamilton noch zu einem Podestplatz.

Russells Unfall.

Ein paar Plätze dahinter gab Liam Lawson in seinem erst dritten Rennen erneut eine Talentprobe ab. Der neuseeländische Rookie, der als Red-Bull-Ersatzpilot aktuell anstelle des verletzten Daniel Ricciardo für AlphaTauri fährt, punktete als Neunter hinter Pierre Gasly (Alpine/6.), Oscar Piastri (McLaren/7.) und Perez erstmals. (APA, 17.9.2023)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Singapur:

Rennlänge: 61 Runden zu je 5,063 km = 308,706 km

1. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 1:46:37,418 (Schnitt: 174,739 km/h)
2. Lando Norris (GBR) McLaren +0,812
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +1,269
4. Charles Leclerc (MON) Ferrari +21,177
5. Max Verstappen (NED) Red Bull +21,441
6. Pierre Gasly (FRA) Alpine +38,441
7. Oscar Piastri (AUS) McLaren +41,479
8. Sergio Perez (MEX) Red Bull +54,534
9. Liam Lawson (NZL) AlphaTauri +1:05,918
10. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1:12,116
11. Alexander Albon (THA) Williams +1:13,417
12. Zhou Guanyu (CHN) Alfa Romeo +1:23,649
13. Nico Hülkenberg (GER) Haas +1:26,201
14. Logan Sargeant (USA) Williams +1:26,889
15. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin +1:27,603
16. George Russell (GBR) Mercedes +1 Runde

Ausgeschieden: Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo, Esteban Ocon (FRA) Alpine, Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri
Nicht gestartet: Lance Stroll (CAN) Aston Martin
Schnellste Runde: Lewis Hamilton (GBR) Mercedes in der 47. Runde in 1:35,867 (Schnitt: 190,130 km/h)

Max Verstappen geht nach dem Rennen Richtung Box.
Max Verstappens Siegesserie ist beendet.
AP/Vincent Thian

WM-Stand (nach 15 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 374
2. Sergio Perez (MEX) Red Bull 223
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 180
4. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin 170
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 142
6. Charles Leclerc (MON) Ferrari 123
7. George Russell (GBR) Mercedes 109
8. Lando Norris (GBR) McLaren 97
9. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 47
10. Pierre Gasly (FRA) Alpine 45
11. Oscar Piastri (AUS) McLaren 42
12. Esteban Ocon (FRA) Alpine 36
13. Alexander Albon (THA) Williams 21
14. Nico Hülkenberg (GER) Haas 9
15. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 6
16. Zhou Guanyu (CHN) Alfa Romeo 4
17. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 3
18. Kevin Magnussen (DEN) Haas 3
19. Liam Lawson (NZL) AlphaTauri 2

Stand Konstrukteurs-WM (nach 15 von 22 Rennen):

1. Red Bull 597
2. Mercedes 289
3. Ferrari 265
4. Aston Martin 217
5. McLaren 139
6. Alpine 81
7. Williams 21
8. Haas 12
9. Alfa Romeo 10 10. AlphaTauri 5

Nächstes Rennen: Grand Prix von Japan am 24. September in Suzuka