Eine Stellenausschreibung des US-amerikanischen Mediengiganten Gannett sorgt seit Tagen für Fan-Jubel und Zuspruch ebenso wie für Häme und kulturpessimistische Kommentare: In einem Inserat, das schnell viral ging, wird ein "Taylor-Swift-Reporter" für die große überregionale Zeitung "USA Today" und deren Tochter "The Tennessean" gesucht. Gefragt sei erfahrener "video-forward" Journalist, der die Musik und den kulturellen Einfluss der US-Sängerin einfange.

"USA Today" sucht nach einer Reporterin oder einem Reporter, der sich ganz nur ihr widmet: Taylor Swift.
AFP/MICHAEL TRAN

Die Fanbasis von Swift habe beispiellose Höhen erreicht, ebenso die Bedeutung ihrer Musik und ihres wachsenden Vermächtnisses. Fotografinnen und Fotografen werden ebenso angesprochen wie Schreibende und Social-Media-Profis. Laut Job-Beschreibung geht es darum, die Aufregung um Swifts laufende Tour und das kommende Album einzufangen, aber auch um eine durchdachte Analyse ihrer Musik und Karriere.

Man suche jemanden mit einer Stimme, aber ohne Schlagseite. Zu den Voraussetzungen zählen unter anderem ein Abschluss als Bachelor oder Master in Kommunikationswissenschaften, Marketing oder ähnlichen Studienrichtungen, die Bereitschaft international zu reisen, mindestens fünf Jahre journalistische Erfahrung, "ein klarer und konziser" Schreibstil, ein gültiger Führerschein und ein Drogentest. Als Stundenlohn werden 21,63 bis 50,87 US-Dollar in Aussicht gestellt.

Das Inserat wurde nicht nur auf sozialen Medien geteilt, sondern auch von renommierten Zeitungen mit eigenen Artikeln gewürdigt. Die "New York Times" ("NYT") berichtete bei der Gelegenheit auch gleich von einer weiteren Gannett-Ausschreibung für einen Reporter in Sachen Beyoncé. Zeitungen würden oft Musikkritiker und Entertainment-Reporter anstellen, aber selten jemanden, um über eine einzelne Person zu berichten. Die Popularität von Swift aber habe sich als "mächtige Kraft über den Sommer erwiesen, kulturell und wirtschaftlich", heißt es in dem "NYT"-Artikel weiter. Bis zum Ende von Swifts Tour im Jahr 2024 könnten Eintrittskarten für 1,4 Milliarden Dollar oder mehr verkauft werden.

"Nicht so absurd"

Jemanden zu Berichterstattung darüber anzustellen sei "nicht so absurd, wie es auf den ersten Blick erscheint", wird Robert Thompson, Direktor des Bleier Center for Television and Popular Culture an der Syracuse University, zitiert. In einer zunehmend fragmentierten Welt, in der "Massenkultur in Millionen kleiner Stücke zerbrochen" sei, komme einer Sache steigender Wert zu, die von jedem kommentiert werden kann.

"Journalismus braucht mehr Taylor-Swift-Reporter", überschreibt der einflussreiche US-Publizist Nate Silver gleich seine Überlegungen. Bestätigt sieht er seine These durch die erfolgreichen Strategie der "New York Times", mit populären und unterhaltsamen Geschichten wichtige, aber wenig lukrativen Projekte wie aufwendige Investigativreportagen zu finanzieren. Taylor Swift sei nicht schuld an den gestrichenen Lokalreporterjobs bei Gannett. Sie werde die meisten davon auch nicht zurückbringen, aber wenn Swifts Einfluss groß genug sei, um von der US-Zentralbank Federal Reserve verfolgt zu werden, dann sei des Thema zumindest einen Versuch wert. (red, 17.9.2023)