
Mitski – The Land Is Inhospitable And So Are We
US-Songwriterin Mitski hat nach der schwarzes Licht verstrahlenden Discokugel den Trailerpark in Nashville entdeckt. In den neuen Country-Songs geht es um die kalten, harten Fakten des Lebens: "As I got older, I learned I’m a drinker / Sometimes a drink feels like family." Der Opener Bug Like an Angel gibt die Richtung vor. Dazu singt ein etwas heftiger Gospelchor. Allerdings lassen greinende Themensongs wie oder When Memories Snow darauf schließen, dass dieses Jahr aktuell das White-Trash-Genre erforscht wurde. Als Nächstes ist dann Satansmetal oder irgendwas mit Krankenhausserienmusik oder AI dran.
Pretenders – Relentless
Chrissie Hynde ist mit einer der unverkennbarsten Stimmen des Pop gesegnet. Mit ihrer Band Pretenders zählt die Amerikanerin in London seit Ende der 1970er-Jahre zum fixen Inventar der New-Wave-Szene und deren Folgen. Auch auf ihrem Album Relentless befindet sich kein schlechtes Lied. Manche sind halt etwas ruhiger und altersgemäß gesetzter geraten als der dank der Post-Punk-Gitarre von James Walbourne stürmische Opener Losing My Sense of Taste. In The Copa geht es wehmütig verhallt an den Strand. A Love bekommt musikalisch den Robert-Smith-Preis in Bronze.
Slowdive – Everything Is Alive
Die britische Band Slowdive veröffentlichte in den frühen 1990er-Jahren Meisterwerke des Shoegaze-Genres. In dem starrte man die ganze Zeit über auf die Fußpedale der Gitarren und errichtete so mit reiner Gedankenkraft verzerrte, verhallte und schwer benebelte Soundwände. Durch diese schickte im konkreten Fall das Duo Neil Halstead und Rachel Goswell schüchternen Unisonogesang, dem man eine übertriebene Lebensfreude nicht nachsagen konnte. Nach längerer Pause ist das neue Album Everything Is Alive wertkonservativ geraten. Der ab und zu pluckernde Laptop ist eine Flause. Die Single Kisses ist gar romantisch und ohne Wände geraten.
(schach, 18.9.2023)